Kapitel 27

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Winter

Meine Nacht war ziemlich unruhig und das obwohl ich nun eigentlich in Sicherheit war und eigentlich beruhigt schlafen hätte können. Eigentlich... denn in meinen Träumen wurde ich noch weiter verfolgt.

Schattenwesen jagten mich durch verschlungene Höhlen, trieben mich durch dunkle Wälder und zwangen mich in bodenlose Seen zu springen. Im Traum spürte ich die Panik und die Angst und die Verzweiflung, die mein Herz zum rasen brachte, aber auch etwas anderes. Nämlich die Tatsache, dass – obwohl ich eigentlich nicht mehr dazu in der Lage sein sollte – mein Körper immer weiter machte, während mein Herz schon kapituliert hatte.

Und dann immer das leise, bösartige Wispern in der Luft, dass mir eiskalte Schauer über den Rücken laufen ließ und mir Gänsehaut verursachte. Sie sagten immer nur ein Wort, doch jedes einzelne Mal fühlte es sich wie ein Dolch an, der direkt in mein Herz getrieben wurde. Verdammte.



Mit einem Schrei auf den Lippen schrak ich aus dem unruhigen Schlaf hoch und krallte meine Fingern in die weiche, warme Bettdecke. Mein Herz raste, als wäre ich gerade wirklich um mein Leben gerannt und auf meiner Stirn stand kalter Schweiß.

Nur langsam beruhigte sich mein Atem und mein Herz wieder und ich warf einen Blick hinaus. Der Himmel war noch immer dunkel und zeigte mir, dass ich vermutlich nur wenige Stunden Schlaf bekommen hatte. Was soll's? Ich werde es überleben...

Ich fuhr mir durch meine verschwitzten, schwarzen Haare und seufzte. Dann warf ich die blaue Bettdecke von mir und schleppte mich ins Bad. Ein warmes, langes Bad würde mich bestimmt wieder beruhigen und ich konnte mir den Schweiß der Nacht abwaschen.

Doch daraus wurde nichts, denn kaum hatte ich die nötige Kleidung zusammengesammelt, klopfte es auch schon an meiner Zimmertür. »Ja?«

»Der Meister wünscht Ihre Anwesenheit im großen Saal, Herrin.«, ertönte eine Stimme durch die Tür hindurch.

»Ich... bin gleich fertig!«

»Sehr wohl, ich werde vor der Tür auf Sie warten.«

Ich zog mir schnell frische Kleidung an und fuhr mir ein paar Mal provisorisch durch die Haare um sie zu entwirren und ein wenig ordentlicher zu machen. Das Ergebnis war eher mangelhaft, doch daran konnte ich auf die Schnelle nichts ändern. Und ich hatte so ein Gefühl, dass man einen König der Hölle nicht lange warten lassen sollte. Also schnappte ich mir meinen Beutel, meine Waffen und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu.

Vor der Tür wartete ein Dämon, der bei meinem plötzlichen Auftauchen leicht zusammenzuckte. Es war kein mächtiger, wenn ich es richtig beurteilte. Er war ungefähr so groß wie ein Kind im Grundschulalter und hatte kleine, ledrige Flügel auf den Rücken. Aus seiner Stirn ragten kurze, schwarze Hörner und hinter ihm zuckte ein langer Schwanz über den Boden, dessen Spitze pfeilförmig zulief.

Er sah im Großen und Ganzen wie einer der Gargoyles in den Mythenbüchern der Menschen aus und ich hatte die vage Vermutung, dass diese Dämonen vermutlich auch der Grund für diese Legenden gewesen sein mussten.

»Darf ich Sie zum Meister bringen?«, wollte der Dämon wissen und stand stramm. Sein Schwanz zuckte allerdings sichtlich nervös.

»Natürlich. Vielen Dank.«

Der Dämon lächelte unwillkürlich und verneigte sich vor mir. Dann ging er mit schnellen Schritten den Gang entlang.

»Was ist mit meinen Gefährten? Kommen sie auch?«, wollte ich wissen.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt