Kapitel 30

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Winter

Meine Schatten-Sense traf mit einem hohen, kreischenden Ton auf das silberne Schwert des Dämons und knisternde Funken in Silber und Schwarz sprühten um uns herum. Der Aufprall ging mir durch Mark und Bein und schien sich vibrierend durch meine Arme zu bewegen. Ich biss die Zähne zusammen und hielt stand. In Cimeies' Augen blitzte so etwas wie Respekt auf. Natürlich hatte er keine Schwierigkeiten damit, meinen Angriff abzuwehren.

Ich versuchte ihn wie einen Feind zu betrachten. Er war mir körperlich um einiges überlegen – das konnte ich nicht weg diskutieren. Er war schneller, stärker und ausdauernder als ich. Also musste ich mit Köpfchen kämpfen und versuchen eine Schwachstelle zu finden. Ich musste flink und kreativ sein, wenn ich eine Chance gegen den Dämon haben wollte.

Ich gab meinen Widerstand auf und sprang hastig ein paar Meter zurück um Abstand zwischen uns zu bringen. Taxierend blickte ich den Dämon an, während die Schatten-Sense in meiner Hand flackerte.

Ich riss meinen Arm hoch und eine Kaskade aus schwarzen Schatten-Pfeilen regnete auf Cimeies hinab. Der Dämon verzog keine Miene. Sein silbernes Schwert, dass wie immer ein wenig so aussah, als wäre es aus Rauch oder Nebel geschaffen, fuhr so schnell durch die Luft, dass ich ihm kaum mit den Augen folgen konnte. Es durchschnitt die Pfeile ohne, dass er sich auch nur einen Schritt von der Stelle bewegen musste.

Doch ich hatte nicht abgewartet, ob mein Angriff Erfolg haben würde. Ich war im Schutz der Pfeile ebenfalls losgestürmt um einen erneuten Angriff zu wagen. Die schwarze, gebogene Sichel der Sense fuhr mit einem tödlichen Sirren durch die Luft. Cimeies riss den Kopf hoch, ein Hauch Überraschung blitzte in den gelben Augen auf. Doch mühelos wich er zur Seite aus, sodass lediglich der Windzug der Waffe seine Haare ein wenig durcheinander brachte.

Verdammte Scheiße, er ist so schnell! Doch ich sparte mir den Atem und fluchte nicht lautstark. Stattdessen erinnerte ich mich an die Wilde Jagd und ich entschied, dass ich den gleichen Trick noch einmal versuchen wollte. Ich ließ meine Schattenmagie in den Boden strömen, während ich als Ablenkung einen schwachen, vorhersehbaren Angriff mit meiner Sense startete. Cimeies wich mühelos aus und in diesem Moment ließ ich die Pfähle aus Schatten aus dem Boden hervorbrechen.

Anstrengung und Konzentration ließen Cimeies' Miene für einen Moment erstarren. Er sprang mehrere Meter in die Luft, kam leichtfüßig auf einen der Pfähle auf und balancierte vorsichtig auf der Spitze. Schattenranken brachen aus der Wand hinter den Dämon hervor und griffen nach ihm. Cimeies schlug mit seinem Schwert nach den Ranken, durchtrennte sie mühelos.

Doch er merkte nicht, dass von der anderen Seite schon eine erneute Salve aus scharfkantigen Schattensplittern auf ihn zukamen. Die erste ritzte ihm ganz leicht die Wange auf und ein einziger, pupurroter Blutstropfen lief ihn über die Wange und hinterließ eine dunkle Spur auf seiner hellen Haut.

Silbernes Licht baute sich vor ihm auf und löschte meine Schattenmagie mit einem Schlag aus. Alles verschwand – die Pfeile, die Splitter, die Ranken und auch die Pfähle. Nur meine Schatten-Sense wurde davon verschont. Ich atmete schwerer und warf einen flüchtigen Blick auf mein Siegel. Die Leuchtkraft hatte etwas nachgelassen, doch ich war noch nicht am Ende.

»Was ist los? Du bist ziemlich in der Defensive, hast du in der Offensive etwa nichts drauf?«, forderte ich Cimeies mit einem Grinsen heraus.

Cimeies warf sein Schwert hoch und fing es wieder auf, während silberne Funken durch die Luft wirbelten. »Willst du es wirklich darauf anlegen, dass ich in die Offensive gehe?«, erkundigte sich der Dämon ruhig, aber mit glühenden, gelben Augen.

Ich griff meine Schatten-Sense fester und stürmte anstatt zu antworten, auf Cimeies zu. Wieder schlugen unsere Waffen funken- und magiesprühend gegeneinander, doch diesmal hielt ich nicht dagegen. Ich wirbelte meine Sense herum und Cimeies duckte sich geschickt unter der geschwungenen Klinge hindurch, sodass sein Hals verfehlt wurde und lediglich ein paar schwarze Haarsträhnen zu Boden segelten.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt