Kapitel 41

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Winter

Trotz der Dringlichkeit unserer Mission machten wir in regelmäßigen Abständen Pausen. Uns allen war bewusst, dass wir deshalb vermutlich langsamer waren, als die Streitmacht der Hellen. Doch keinem half es, wenn wir zeitgleich mit der Armee an der Sternen-Ebene eintrafen, nur um dann vor lauter Erschöpfung umzukippen. Wir mussten bei Kräften sein, denn immerhin wussten wir nicht, ob wir vielleicht ebenfalls würden kämpfen müssen.

Die lockere Stimmung vom Aufbruch war mittlerweile komplett verflogen und hatte angespanntem Schweigen Platz gemacht. Jeder hatte Angst um die, die ihm am Herzen lagen – und die Zukunft unserer Welt. Denn mittlerweile war der Morgen des 15. Dezembers angebrochen, was hieß, dass wir nicht einmal mehr eine Woche hatten, um die Höllenkönige aufzuhalten. Uns lief die Zeit davon, doch es gab so viele Baustellen um die wir uns kümmern mussten.

Selbst uns aufzuteilen hätte nichts gebracht – um die Höllenkönige zu besiegen bräuchte es wahrscheinlich jeden einzelnen von uns. Wir ergänzten uns einfach zu gut mit unseren Stärken und Schwächen, als dass wir auch nur auf einen verzichten konnten. Wir waren ein Team und wir würden uns den Gefahren gemeinsam stellen, Seite an Seite.

Wir kamen auch verdammt gut voran, denn selbst das Wetter schien auf unserer Seite zu sein. Der Sturm hatte nachgelassen und auch Schnee fiel nicht mehr so stark. Ich bildete mir sogar ein, dass die Temperaturen ein wenig stiegen, doch das konnte auch täuschen.

Auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass wir dieses gute Wetter nicht nur einer glücklichen Fügung zu verdanken hatten. Denn ab und zu konnte ich einen dunklen Schimmer über die Augen von Leander huschen sehen und dann schien der Wind abzuflauen, als würde jemand verhindern wollten, dass uns Gegenwind behinderte. Doch ich sprach ihn nicht darauf an.

»Wir müssten eigentlich gleich da sein, oder?«, meinte ich und wandte mich an Lian, der konzentriert nach vorne starrte.

»Normalerweise schon. Aber ich höre noch nichts...«

»Ist das jetzt gut oder schlecht?«, wollte Gwen nervös wissen und zwirbelte eine braune Strähne zwischen ihren Fingern.

Lian und Leander tauschten einen Blick, als würden sie sich stillschweigend über etwas austauschen. »Nun, das werden wir gleich sehen.«, wich Lian schließlich Gwens Frage aus und beschleunigte seine Schritte noch mehr.

Schon nach kürzester Zeit stellten wir alle fest, dass wir uns geirrt hatten. Es war durchaus etwas zu hören und im selben Moment wünschte ich mir die unsichere Stille zurück. Denn je weiter wir vorankamen, desto deutlicher wurden die Geräusche einer vor sich hin tobenden Schlacht.

»Scheiße...«, flüsterte ich zeitgleich mit Leander, während aus Gwens Gesicht alle Farbe wich.

Cimeies runzelte verwirrt die Stirn und ich wandte mich zu dem Dämon um. »Was ist los?«

»Ich... bin mir nicht sicher... Nein, nein ich glaube es ist nichts... Aber für einen Moment... dachte ich, dass ich etwas wahrgenommen hätte...« Cimeies sah so verwirrt aus, wie seine Worte für mich klangen, doch das war auch etwas, das warten konnte – zumindest im Angesicht des Krieges, der direkt vor uns tobte.

Und ein Krieg schien es wahrhaftig zu sein. Schockiert und starr vor Entsetzen sahen wir auf die Sternen-Ebene hinab. Mehrere hundert Kämpfer in Schwarz und Weiß waren da unten versammelt und bekriegten sich. Rotes Blut hatte den weißen Schnee gefärbt und matschig gemacht und nicht nur ein paar der Körper, die am Boden lagen sahen verdächtig... still aus. Dieser völlig sinnlose Krieg hatte schon unzählige Opfer gefordert und viel zu viel Blut vergossen.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt