Herbst
»Also wirklich, man kann dich einfach nicht alleine lassen, Alena!«, lachte eine vertraute Stimme, die mir ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.
»Wenn du so lange brauchst, kann ich doch nichts dafür.«
»Wer meinte denn, sie schafft's alleine?«, konterte Lian und betrat den Raum.
In seinen Händen war seine königliche Mitternachtssense, die von einem dunkelblauen Leuchten umgeben war. Seine mondhellen Augen funkelten entschlossen und sicher. Hinter ihm stand Cimeies, in seinen Händen ein Bogen aus silbriger Dämonenmagie und auf der Sehne war ein Pfeil angelegt, der ebenfalls komplett aus Magie zu bestehen schien.
Mit einem Ächzen richtete ich mich auf und zog mein silbernes Messer, während mein schwarzes Siegel schwach aufflackerte.
»W-was?!«, entfuhr dem Neutralem, während er immer weiter zurückwich.
»Darf ich vorstellen? Die Kavallerie ist eingetroffen! Oder dachtest du wirklich, dass ich ohne einen Plan B in eine dunkle Kanalisation springe?«, knurrte ich mit einem Grinsen, während Blut aus meiner Wunde auf den Boden tropfte.
Mir entging nicht, dass die Wunde nicht wie sonst heilte, was vermutlich ein Nebeneffekt der Dämonenklinge war. Mein Blick fuhr suchend zu Cimeies, der meine Wunde prüfend musterte.
»Pass auf!«, warnte ich ihn. Ich wusste, dass ich nicht mehr sagen musste, er wusste genau, welche Art von Waffen bei mir solch eine Wunde verursachen konnte.
Seine gelben Augen verhärteten sich und er nickte knapp. Schneller als jemand von uns schauen konnte, hatte er den ersten silbernen Pfeil abgeschossen und sofort einen neuen angelegt und ebenfalls auf den Neutralen abgefeuert.
Der Neutrale schaffte es den ersten Pfeil mit der Dämonenklinge zu zerschneiden und dem zweiten auszuweichen. Doch in seinen braunen Augen blitzte Panik auf. Er hatte verstanden, dass er gegen uns drei alleine kaum eine Chance hatte. Denn das war unsere Stärke: Die Tatsache, dass wir zusammen waren und auf uns acht gaben und die anderen niemals im Stich ließen.
Die Augen des Neutralen wanderten hektisch zu der offenen Tür und ich ahnte seinen nächsten Schritt schon bevor er ihn ausführte. »Lasst ihn nicht entkommen!«, rief ich und Cimeies schoss so schnell zur Tür, dass ein menschliches Auge dem Dämon unmöglich hatte folgen können. Mit einem Knall stieß er die Tür zu und postierte sich davor.
»Unterschätzt ihn nicht!«, warnte ich Lian, der sich mit seiner Sense auf ihn stürzen wollte. Der Neutrale hieb mit der Dämonenklinge nach dem Kronprinzen. Lian schaffte es in letzter Sekunde seine Sense herumzureißen und dem Angriff mit der Klinge abzuwehren. Für einen Moment hielt ich den Atem an, als die Dämonenklinge und die königliche Mitternachtssense aufeinandertrafen und ich war überzeugt davon, dass das Artefakt der Dämonenklinge ebenfalls nichts entgegenzusetzen hätte.
Doch wider meiner Erwartungen, schaffte das Artefakt der Dämonenklinge standzuhalten. Hektisch wanderten die Augen des Neutralen auf der Suche nach einer Lösung durch den Raum.
Ein entschlossener, grausamer Funke blitzte in ihnen auf, als er die bewusstlosen Hellen ansah. Weder Cimeies noch Lian waren in der Nähe von ihnen und ich war stark angeschlagen. Und trotzdem kann ich nicht zulassen, dass er einen von ihnen als Geisel nimmt und dann entkommen kann!
»Wenn ich du wäre, dann würde ich aus dem Weg gehen!«, befahl der Neutrale scharf, während er auf mich zu rannte.
»Das werde ich nicht.«
»Dann stirb!« Er holte mit der Dämonenklinge aus und zielte auf mein Herz.
Ich versuchte nicht einmal auszuweichen. Ich sammelte das Blut, das noch immer aus meiner Wunde strömte und hüllte meine Faust in einen Art stachligen Handschuh aus blutigen Dornen. Dann zog ich den Kopf ein und rammte meine Faust in den Magen des Neutralen. Ich konnte spüren wie sie tief in sein Fleisch eindrang, wie warmes Blut über meine Hand lief und wie unter der Wucht meines Schlages Knochen brachen.
DU LIEST GERADE
Der Ruf der Verdammten 2
Fantasy[Band 2: Spoiler zu Band 1 Das Flüstern der Toten!] Cimeies lehnte sich an die Wand und verschränkte mit einem Grinsen und verschmitzt funkelnden Augen die Arme. »Lass mich dir von Unsterblichen zu Unsterblichen einen Rat geben... Das Leben wird int...