Kapitel 16

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Herbst

Binnen weniger Minuten waren alle komplett durchnässt. Auch unsere Schlafsäcke und Zelte waren komplett unter Wasser gesetzt und das Wasser sammelte sich in kleinen Pfützen und Bächen auf dem Boden. Die Wucht, mit der die Tropfen auf uns herabfielen, war überwältigend und jeder Tropfen fühlte sich an wie ein eiskalter Kieselstein. Meine schwarzen Haare klebten mir in meinem Gesicht und Wasser tropfte von meinem Kinn auf den Boden.

»Was passiert hier?! Was ist hier los?!«, schrie Gwen panisch, während Lian sie mit seinem Körper abschirmte und zurückdrängte. Keiner antwortete ihr, dafür waren unsere Sinne zu sehr gespannt und darauf fokussierte die Ankunft des Dämons wahrzunehmen. Doch eigentlich hätten wir gar nicht aufmerksam sein müssen.

Ein wahnsinniges, lautes Lachen hallte durch die Luft und verursachte mir Gänsehaut. Neben mir schauderte Leander und Cimeies schloss kurz die Augen, während die Finger des Dämons zuckten.

Plötzlich durchschnitt eine dunkle Silhouette die Nacht. Dunkelheit schien um sie zu wogen und gleichzeitig von ihr zurückzuweichen. Der Regen beugte sich der dunklen Gestalt und schien ihrem Willen zu folgen, während sie langsam näher kam und ich Eris erkannte. Oder zumindest ihren Körper. Denn ich war mir sicher, dass Eris nicht die Kontrolle hatte.

Die Augen waren strahlend Blau und hatten eine geschlitzte Pupille. Die langen, bläulichen Barthaare schwebten durch die Luft und der Stachelkamm auf ihren Rücken sah tödlich aus. Sie lachte wieder, ein vollkommen verrücktes Lachen, dass irgendwie keinerlei Spur von Freude in sich hatte.

Das Wasser folgte ihren Bewegungen, als sie die Hand nach vorne riss. Leander neben mir wurde von einer gigantischen Flutwelle von den Beinen gerissen und verschwand in der Dunkelheit. Lediglich das schwache Leuchten seines Schwertes war noch zu sehen.

Meine Hand umklammerte den Stein und ich konnte seine Energie spüren. Der Blutstein, den Neo mir vor ach so langer Zeit gegeben hatte... Der Blutstein, der einen Teil von Neos Kraft in sich trug und die ich anzapfen konnte um meine eigene Kraft kurzzeitig zu verdoppeln. Es war mein Joker, auch wenn ich wusste, dass das alleine niemals ausreichen würde um diesen Dämonen-Dunklen-Hybrid zu töten.

Ich griff meine Dämonenklinge ein wenig fester, was wegen des Regens auch ziemlich schwierig war. Der Boden war mittlerweile aufgeweicht und matschig und ich musste arg aufpassen, um nicht auszurutschen.

»Gib mir Rückendeckung, Cim!«, schrie ich gegen das Prasseln des Regens an.

Cimeies nickte und sein silbriges Schwert wurde zu einem Bogen. Sofort legte er einen Pfeil an und ich stürmte nach vorne zu Leviathan.

Gleichzeitig zupfte ich an meiner Magie und verband sie mit dem Blutstein. Der schwarz-silbrige Stein wurde plötzlich flüssig und verschwand in meiner Haut – zusammen mit dem Blut und der Kraft, mit der Neo den Stein gespeist hatte. Ich konnte die Energie spüren, die durch meinen Körper raste und ihn mit Kraft und Magie erfüllte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als es schier von der Macht überwältigt wurde.

Je nach eigener Macht, konnte ein Blutstein tatsächlich den Dunklen, der ihn nutzte, töten. Wenn die Macht zu viel für den Körper und das Herz wurde und es schließlich versagte. Das war möglich, doch ich war unsterblich und deswegen schlug mein Herz nach diesem kurzen Aussetzer kräftiger als zuvor weiter.

Trotzdem... lange würde selbst ich diese Magie nicht halten können. Sie war flüchtig und verbrannte ziemlich schnell, sodass mir vielleicht eine Stunde blieb. Grob geschätzt.

An mir vorbei schoss ein silberner, schimmernder Pfeil, der zielgenau von Cimeies abgefeuert worden war. Leviathan lachte wieder und neigte leicht den Kopf zur Seite, sodass der Pfeil harmlos an seinem linken Ohr vorbeisauste und in der regennassen Nacht verschwand.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt