Winter
Wir nahmen uns einen Moment, um unsere Kraft zu sammeln. Im Grunde war es jetzt egal, wie nahe die Wilde Jagd uns kam – entweder wir schafften es ihr zu entkommen oder wir waren tot. Es gab nichts mehr dazwischen, nur noch diese Tatsache.
»Cim... weißt du, wo sich Lucifer befindet?«, wollte ich leise von dem Dämon wissen, während ich die Gegenstände in meinem Beutel durchging.
Der Dämon zögerte kurz, dann neigte er leicht den Kopf. »Ich weiß, wo gesagt wird, dass er sich befindet.«
»Also kannst du uns hinführen? Dann solltest du vorangehen.«, murmelte ich. Mein Blick richtete sich stirnrunzelnd auf Gwen, die noch immer extrem blass war und so aussah, als würde sie jede Sekunde umkippen.
»Ich bleibe bei ihr und trage sie, wenn nötig.«, erbot sich Leander leise, der meinem Blick gefolgt war.
»Und ich bleibe in der Nähe der beiden Hellen, damit die nicht draufgehen.«, fügte Lian hinzu.
Ich nickte knapp. »Dann bilde ich den Schluss und schau, was ich noch machen kann um unseren Vorsprung zu halten.«
Meine Hand ertastete plötzlich etwas glattes, kühles und ich zog es mit einem verwirrten Stirnrunzeln hervor. Mein Blick fiel auf einen kleinen, violetten Edelstein und ich lächelte leicht. Ich erinnerte mich noch gut an ihn. Es war einer der beiden Steine, die ich auf dem Dunklen Markt geschenkt bekommen hatte, kurz bevor ich von Leander verhaftet worden war und irgendwie alles eskalierte.
Ich schloss die Augen und rief mir die Worte der Verkäuferin wieder ins Gedächtnis. Sie hatte gemeint, dass der Amethyst... die Konzentration und die Reinigung des Geistes unterstützte! Nun, Konzentration ist jetzt nicht das schlechteste, das ich gebrauchen könnte. Ich schloss meine Hand fest um den violetten Edelstein und spürte wie ich seine Kraft in mich aufnahm.
Die Magie der Edelsteine war keine exakte Wissenschaft – wenn man Magie überhaupt als Wissenschaft bezeichnen konnte – und eher ein etwas... unsicherer Zweig. Es gab einige Dunkle, die behaupteten, dass es Edelsteinmagie gar nicht gäbe und das alles nur Einbildung sei.
Nun... ich war überzeugt davon und ich konnte ihre Magie auch spüren, trotzdem war es etwas anderes als Beschwörungsmagie, Schattenmagie oder auch Blutmagie. Diese Art von Magie wirkte eher unterstützend und war eher passiv, denn aktiv. Umso deutlicher zeigte es, wie verzweifelt ich sein musste, wenn ich mich auf diesen kleinen, violetten Stein verließ. Ich warf einen Blick über meine Schulter. Die Wilde Jagd hatte uns fast erreicht.
»Seid ihr so weit?«, wollte Cimeies wissen, der offenbar nur auf uns Nicht-Dämonen zu warten schien.
Wir wechselten alle noch einen Blick voller Verzweiflung, Entschlossenheit, Lebenswillen und Angst. Keiner wusste, ob es unser letzter Blick sein würde oder was in ein paar Stunden mit uns sein würde. Wir wussten nur, dass das unsere allerletzte Chance war. »Ja.«, erklang es ruhig aus vier Kehlen und beinahe zeitgleich erhoben wir uns.
Cimeies lief voran, Leander und Gwen dicht hinter ihm. Lian folgte den beiden Hellen mit einem kleinen Abstand, während ich noch ein paar Herzschläge wartete, bis ich ebenfalls losrannte. Ich hatte vielleicht einen halben Herzschlag zu lange gewartet. Hinter mir konnte ich die trampelnden Schritte der Dämonen hören, die mich verfolgten und stumm fluchte ich. Etwas zischte an mir vorbei und verfehlte nur knapp meinen Hals. Dafür segelten ein paar Strähnen meiner schwarzen Haare zu Boden.
»Verdammte Schei-!« Ich konnte nicht zu Ende fluchen. Glühend heißer Schmerz grub sich in meine rechte Seite und für einen Moment kam ich aus dem Tritt. Doch ich fing mich sofort wieder und presste eine Hand auf die Seite. Als ich sie wieder wegnahm, war sie rot vor Blut.
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Der Ruf der Verdammten 2
Fantasy[Band 2: Spoiler zu Band 1 Das Flüstern der Toten!] Cimeies lehnte sich an die Wand und verschränkte mit einem Grinsen und verschmitzt funkelnden Augen die Arme. »Lass mich dir von Unsterblichen zu Unsterblichen einen Rat geben... Das Leben wird int...