Kapitel 23

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Winter

»Na toll, war ja klar, dass uns der Psycho-Dämon wieder in die Quere kommen würde!«, knurrte ich um meine aufbrandende Angst zu übertünchen. Forcas war stark, das wusste ich. Das letzte Mal hatten Cimeies und ich es nur mit vereinten Kräften und mit Müh und Not geschafft den Dämon in die Hölle zu verbannen. Ich zog meine Dämonenklinge. Aber diesmal mache ich definitiv ernst! Zeit für eine Revanche!

»Alena! Dafür haben wir keine Zeit! Und wir sind deutlich in der Unterzahl!«, rief mich Cimeies zurück.

Forcas lachte leise, seine gelbgrünen Augen funkelten verschlagen. »Ja genau, folge dem Marquis wie ein feines, braves Hündchen.«

Ich wusste, dass er mich bloß provozieren wollte... mich reizen wollte... Und verdammt, es funktionierte extrem gut! Schatten ballten sich in meiner Faust, formten einen Art Speer, den ich ohne zu Zögern Forcas entgegen warf.

Doch der Dämon lachte nur und neigte ein wenig seinen Kopf, sodass der Schatten-Speer harmlos an ihm vorbei segelte. »War das etwa schon alles? Von einer unsterblichen Dunklen hätte ich wirklich mehr erwartet... da warst du ja bei unseren letzten Begegnung noch besser und da warst du noch sterblich.«

Ich knurrte wütend auf und setzte einen Fuß auf die Hängebrücke. Forcas' Augen funkelten triumphierend. »Alena!«, warnte Cimeies in meinen Rücken.

Mein Blick kreuzte den von Forcas. »Fahr zur Hölle!«, fauchte ich und drehte Forcas den Rücken zu.

Trotzdem konnte ich seine Erwiderung noch hören. »Aber da sind wir doch schon längst, liebe Alena.« Und ich hasste es, dass er recht behielt.

Cimeies, Lian, Leander und Gwen begannen loszulaufen, doch ich warf noch einen flüchtigen Blick nach hinten. Die Dämonen der wilden Jagd waren mittlerweile von ihren Pferden abgestiegen und machten sich daran die Hängebrücke hintereinander zu überqueren. Wir hatten nicht viel Zeit. Ich seufzte, ballte wütend meine Fäuste und wirbelte herum um nicht den Anschluss zu meinen Gefährten zu verlieren.

Die Temperatur war im sechsten Kreis merklich abgekühlt und ich schätzte sie auf nur noch zehn bis fünfzehn Grad Celsius. Auch die Landschaft des sechsten Kreises unterschied sich stark zu der, des fünften. Statt weißen Sandstrand, Palmen und Oasen, war dies ein weitläufiges Grasland, dass hin und wieder durch kahle Steppen durchbrochen wurde. Genau die perfekte Landschaft um vor einer wild gewordenen Dämonenmeute zu fliehen. Denn verstecken konnte man sich hier nirgendwo, es gab weder Bäume, noch Höhlen, noch Berge oder Felsen, die als Schutz dienen konnten. Wir konnten einfach nur weiterlaufen mit den Dämonen der wilden Jagd in unseren Rücken.

Wir hatten an der Brücke ein wenig Vorsprung aufbauen könnten, da die Dämonen einzeln über die Brücke mussten und sich auf der anderen Seite wieder neu formatieren mussten. Außerdem hatten sie ihre Pferde zurücklassen müssen, was wiederum ein großer Vorteil für uns war. Der Nachteil war, dass sie trotzdem stetig aufholten, da Dämonen viel ausdauernder und stärker als Sterbliche – oder unsterbliche Dunkle – waren. Ich war mir nicht sicher, wie lange wir unser Tempo ohne Pausen noch halten konnten.

Gwen war schon vor einer Stunde zusammengebrochen und von Cimeies auf die Arme genommen worden, der sie nun scheinbar mühelos trug. Leanders hellgelbes Blitz-Siegel glomm flackernd vor sich hin, sodass ich ahnte, dass er schon seine Verstärkungsmagie nutzen musste, um mithalten zu können. Mir rann der Schweiß vom Gesicht und machte meine Kleidung klamm und kalt. Lian schien das von uns allen – mit Ausnahme des Dämons natürlich – am besten noch wegzustecken, doch auch in seinen hellblauen Augen konnte ich sehen, dass er langsam an seine Grenzen kam.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt