Kapitel 32

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Winter

»Das... ist ja mal gar kein Druck... Wie stelle ich es also an, dass ich Kontakt zu dieser Hüterin aufnehme? Ich schätze mal, ich kann nicht mal schnell ins Jenseits und sie fragen?«

»Natürlich nicht. Du bist unsterblich – Jenseits und Elysium sind für deinesgleichen tabu.«

»Das dachte ich mir... und wie stelle ich es dann an? Einfach ihren Namen zu brüllen, wird ja auch nichts bringen, oder?«, grummelte ich und verdrehte die Augen.

»Wie gut bist du im Meditieren?«

»Soll das ein Witz sein? Wenn ja, ist er ziemlich witzig... ich habe noch nicht einmal die nötige Geduld für einen richtigen Plan, wenn das Schicksal der Welt davon abhängt!«

»Nun, dann haben wir – besser gesagt, du – ein Problem. Es gibt nämlich einen spirituellen Ort im Diesseits – eine Art heilige Quelle. Es ist überliefert, dass man nach stundenlanger Meditation eine geistige Verbindungen mit dem Jenseits aufbauen kann und somit die Hüterin um Hilfe bitten kann.«

»Wieso muss ich dafür an einen besonderen Ort und meditieren? Ich meine... ich bin eine Dunkle, wenn ich einfach nur eine Verbindung zum Jenseits brauche, dann mache ich mir eben eine.«

Doch Lucifer schüttelte den Kopf. »Das wird dir nichts bringen. Die Hüterin ist kein Geist, den du einfach aus dem Jenseits beschwören kannst. Du kannst sie nur darum bitten zu erscheinen und hoffen, dass sie deiner Bitte Folge leistet.«

»Hört sich alles nicht nach einem sehr guten Plan an...«

»Es ist unser einziger Plan.«

»Wo befindet sich die Quelle?«

»Ungefähr drei Tagesmärsche in nordöstlicher Richtung von hier. Du wirst sie spüren, wenn du in ihre Nähe kommst, dazu solltest du in der Lage sein.«, erklärte der Höllenkönig ungerührt. Ich nickte knapp und fragte mich, wann ich dafür wohl die Zeit haben würde, es war ja immerhin wichtig, doch aktuell waren ja die anderen auch noch nicht einmal zurück...

Schweigen breitete sich zwischen uns aus, während der Schnee auf uns herab rieselte und der immer stärker werdende Wind an unserer Kleidung zerrte. Mein Atem bildete weiße Wölkchen vor meinem Mund, während es sich anfühlte, als würde die Temperatur stetig fallen.

»Wir sollten einen Unterschlupf suchen... eine Höhle oder so etwas in der Nähe.«, murmelte ich schließlich und blickte mich suchend um. »Sonst helfen uns die ganzen Vorräte nichts, wenn wir unter einer Schneeschicht begraben werden.« Lucifer neigte leicht seinen Kopf und musterte mich mit seinen dunklen Augen.

Ich wandte mich ruckartig ab und kämpfte mich gegen den Wind und den fast knietiefen Schnee auf der Suche nach etwas, das als Unterschlupf dienen konnte. Doch noch immer konnte ich den Blick des Höllenkönigs in meinen Rücken spüren. »Ist etwas?«, knurrte ich.

»Ich frage mich... ob du weißt, was der helle Sterbliche für dich empfindet? Seine Gefühle für dich sind äußerst... interessant.«

Diese Richtung war so unerwartet, dass ich wie auf Befehl stolperte. Doch bevor ich komplett im Schnee verschwinden konnte, packte mich eine Hand an der Kapuze meines Umhangs und zog mich zurück. »Das... geht dich nichts an! Das sind Leanders Gefühle!«, stieß ich hervor und funkelte den Höllenkönig wütend an.

Dieser verzog leicht das Gesicht. »Seine Gefühle sind nun auch meine. Das ist ein fließender Übergang. Bedauerlicherweise.«

»Dann... halte dich eben mehr zurück!«, forderte ich ihn wütend auf.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt