Kapitel 8

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Herbst

Die nächsten zwei Tage verbrachten wir in einer altbekannten Routine, die wir offenbar nicht vergessen hatten. Wir reisten häufig mehrere Stunden lang ununterbrochen und dank unserer Kräfte konnten wir das auch recht mühelos wegstecken. Wir schliefen meist nicht mehr als ein paar Stunden und immer hielt einer von uns Wache, damit wir nicht von irgendwelchen Angriffen überrumpelt werden konnten.

Meistens ruhten wir am Tag, da wir da ein Feuer machen konnten, dass nicht meilenweit gesehen wurde. So konnten wir uns wärmen, da die Temperaturen immer weiter fielen und es deutlich Herbst wurde. Auch konnten wir das Feuer nutzen, um warme Mahlzeiten zu verzehren, die uns von innen wärmten und gleich viel bessere Laune bescherten, als kalte, hastig herunter geschlungene Bissen.

Meine Verbrennungen waren in den zwei Tagen recht gut verheilt, auch wenn die Haut noch immer rosig und empfindlich war und an den Stellen, wo ich die schlimmsten Verbrennungen gehabt hatte, immer noch schmerzte.

Trotzdem war ich positiv überrascht von der Wirkung meiner neu gewonnenen Unsterblichkeit auf meine Selbstheilungskräfte. Ich vermutete zwar, dass Cimeies' Selbstheilungskräfte immer noch besser waren –zumindest so weit ich sie schon beobachten hatte können – doch meine neuen waren um Längen besser als die von Hellen oder Dunklen. Wahrscheinlich bin ich irgendwie so eine Art Dämonen-Dunkle-Hybrid oder so was...

Mit Leander hatte ich während der zwei Tage unserer Wanderung kaum gesprochen, sodass dieser Moment vor unserem Aufbruch noch immer zwischen uns hing und mich nervös machte. Ich... musste ehrlich sagen, dass ich keine Ahnung hatte, was ich für Leander empfand. Ja, eine tiefe Zuneigung war schon vorhanden, doch war es wirklich mehr? Ich befürchtete, dass Leander vielleicht mehr für mich empfand als ich für ihn, auch wenn ich selbst das nicht sicher wusste...

Und so richtig Gelegenheit um uns dessen klar zu werden, gab es auch nicht, da wir kaum jemals alleine waren und sich seltsamerweise Lian ziemlich oft zwischen uns schob, wann immer wir miteinander reden wollten. Ich glaubte schon lange nicht mehr, dass das ein Zufall war, auch wenn ich mir am Anfang noch unsicher gewesen war. Doch mittlerweile war es einfach zu auffällig geworden.

Deswegen überraschte es mich auch, als wir mitten in der Nacht plötzlich zu zweit nebeneinander her gingen und sowohl von Cimeies, als auch Lian keine Spur zu sehen war. Vermutlich erkundeten beide den vor uns liegenden Weg um auf etwaige Hinterhalte vorbereitet zu sein. Keiner von uns hatte Lust plötzlich über einen alten Friedhof zu gehen und von Skeletten und Zombies aus dem Erdboden angegriffen zu werden. Wäre nicht das erste Mal, dass das passierte...

Schweigend gingen wir nebeneinander her und tauschten immer mal wieder verstohlene Blicke. Doch so richtig zum reden anfangen, traute sich wohl keiner von uns. Schließlich fasste ich mir ein Herz. »Was da vor zwei Tagen nach der Explosion passiert ist... Also...« Ich brach ab, als mir plötzlich aufging, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich es fragen oder formulieren sollte. Verlegen kratzte ich mich am Kopf und mein Siegel flackerte nervös auf.

Leanders hellgrüne Augen blickten mich an und nicht zum ersten Mal fiel mir auf, wie kräftig und schön diese Farbe eigentlich war... Und doch... wenn ich an wunderschöne Augen dachte, dann blitzte in meinem Kopf immer blasse, mondfarbene Augen auf... Der Helle holte tief Luft und schien sich zu wappnen. »Das war... Ich... also... ich glaube...«

Doch ich erfuhr nicht, was Leander glaubte, da in diesem Moment lautlos Lian hinter uns auftauchte und Leander anblickte. »Wechsel. Du bist dran damit, die Nachhut zu bilden und zu schauen, ob wir verfolgt werden.«, erklärte der Kronprinz mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt