Ein dutzend Äpfel

164 6 1
                                    

"Was machen Sie hier?".

Ich zuckte zusammen. Der hochgewachsene Detektiv stand mit Licht im Rücken in seinem Türrahmen, so dass sein Gesicht im schwarzen Schatten getränkt wurde.

"Oh, ehm, ich wollte nur schauen. Greg hat, ist-ehm".

Sobald er einen Fuß quälend langsam vor den anderen setzte, fehlten mir gleich tausend Wörter aus meinem Wortschatz.

"Ich wollte nur sichergehen, dass Greg und Donovan gegangen sind".

"Wieso?".

Noch ein halber Meter trennte unsere Körper, doch Sherlock machte nicht den Anschein, seine Schritte zu verlangsamen.

Mir stieg die Hitze in meine Wangen und Brust. Der Knoten in meinem Hals wanderte in mein Gehirn und versperrte mir jegliche Möglichkeit meinen Mund zu öffnen und ihm zu sagen er solle zurücktreten.

"Zweifeln Sie?", raunte er und brachte mich dazu mit meinen Rücken gegen die Wand zu rumpeln ohne mich auch zu berühren.

"An wen?", hauchte ich angestrengt, nebenbei ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren.

Er antwortete nicht und bemerkte meine Unsicherheit. Respektvoll trat er einen Schritt zurück.

Doch ein Teil von mir wollte nicht das er geht. Ein Teil von mir wollte mich zu ihm zerren.

Trotzdem war ich dankbar wieder atmen zu können.

"An wen, Sherlock?".

Seine Augen funkelten auf als ich seinen Namen nannte, sie reflektierten das Licht der Straßenlaterne, die knapp durch den Vorhang strahlte.

Dann verstand ich endlich.

Er.

"Wieso sollte ich?".

"Wegen Moriarty, er möchte das sie glauben, dass ich ein Betrüger bin. Das schreiende Mädchen-".

"Donovan hatte angezweifelt, dass Sie die Kinder nur mit einem Fußabdruck finden konnte. Sie meinen nicht ernsthaft, dass die davon überzeugt sind, sie hätten diesen Fall inszeniert".

"Nicht nur diesen".

Ich schnaubte. "Ich bin mir sicher, ich kann Greg überzeugen". Ich zückte mein Telefon, was Sherlock ohne zu zögern unter die Lupe nahm.

"Neues Handy? Ein Geschenk".

"Ehm ja, von meiner-". "Mutter", wir ließen beide das Wort ausklingen.

Ich hob meinen Blick.

Seine Augen wirkten einfühlsam, strahlten Mitleid aus.

"Sie wissen es".

Ertappt blickte er hinunter

"Woher?".

Er pausierte. "Mycroft".

Ein Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Die Unsicherheit verwandelte sich in lang unterdrückte Trauer und Wut.

Ich könnte nicht länger meine Emotion unterdrücken, jetzt wo ich jemanden habe, der sowieso schon alles über mich weiß.

Warum sollte ich noch länger so tun als würde ich mit allem klar kommen?

Mit meinem Rücken schliff ich schlapp die Wand hinunter und landete auf dem harten Holzboden.

Das Handy ließ ich unbedacht aus meiner Hand rutschen und neben mir liegen.

Langsam schüttelte ich meinen gesenkten Kopf und schniefte.

An undefined LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt