Der Umzug

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Erschöpft vom Treppenlaufen, schmiss ich mich auf das Sofa, mit der fehlenden Feder.

Ich sackte ein und stieß mir dabei den Ellenbogen an dem Couchtisch.

"Au".

"Du sollst dich nicht darauf fallen lassen, es ist immer noch kaputt", rief meine Mutter vom anderen Ende des Raumes.

"Ja hab ich gemerkt", grummelte ich und legte mich auf die Seite. "Was gibt es zu essen?".

"Wir bestellen etwas, ich hatte keine Zeit zu kochen". Beschlagen schaute ich über die Lehne zu ihr. 

"Hat dein Boss wieder stress gemacht?". Ich stand auf und begutachtete die Unterlagen über ihrer Schulter blickend.

"Nicht direkt, aber irgendwann muss man ja die aufgeschobenen Dinge nachholen".

Ich blickte genauer auf einen Brief. Jeff Smith. Ist das nicht unser Vermieter. Ich griff nach ihm und öffnete den Umschlag.

"Mom?", sagte ich, nebenbei meine Augen über die Zeilen huschten. Fertig gelesen legte ich ihn ihr vorsichtig über die Nase.

"Ich hätte hierfür eine Lösung".

Ohne den Zettel überhaupt anzugucken, lenkte sie ihren besorgten Blick auf mich.

"Du weißt langsam bleibt uns keine Wahl mehr, wenn die Kosten immer höher -und Mrs Davies mir weiterhin mein Gehalt kürzt, können wir uns das hier nicht mehr leisten". Verspannt stütze sie ihren Kopf auf beide Hände ab.

"Mom, das ist kein Problem, ich habe jemanden kennengelernt. Er sagte er kenne eine günstige freie Wohnung. Ich bin dir nicht böse wenn du mich rauswirfst".

"Bitte nenne es nicht so, sonst kriege ich ein schlechtes Gewissen, aber.... ich meine es wird langsam Zeit das du das Elternhaus verlässt oder nicht?".

"Definitiv", gab ich überzeugt zurück. Sie seufzte leise aber setzte ein kleines Lächeln auf.

~

Da stand ich nun, vor der Tür, der Backer Street 221. Ich atmete einmal tief durch, spannte meine Schultern und klingelte schließlich.

Solange ich wartete, ging ich im Kopf die Sätze -und Fragen durch, um nicht vor dem Vermieter stotternd stehen zu bleiben.

Plötzlich hörte ich ein leises Rumpeln. Neugierig legte ich mein Ohr an die Tür und wollte genauer lauschen, doch eine bekannte Stimme unterbrach mich dabei.

"Eeve, was machen Sie hier?".

Ich drehte mich um und erblickte John.

"Oh Hey. Ich bin hier wegen der Wohnung".

Er lächelte und zog einen Schlüssel aus seiner Jacke.

"Vielleicht sollte Sie es sich noch einmal überlegen".

"Wieso, was ist los?", hakte ich misstrauisch nach.

"Naja, ich glaube nicht das sie ihn, als Nachbar wollen". Keine Sekunde hörte ich einen lauten Rumps.

Eilig öffnete er die Tür und raste nach oben.

"Mrs. Hudson, müsste gleich kommen", rief er auf halber Strecke.

Und wie versprochen, öffnete sich eine Tür direkt neben mir im Flur. Eine alte Dame, die gestern bereits Greg die Tür öffnete, lächelte mich fragend an.

"Sind sie ein Klient?".

Irritiert lehnte ich ihre Vermutung ab. Was meinte sie mit Klient?

"Nein, ich bin hier um mir die Wohnung anzusehen. Ehm, 221c, glaube ich".

Fröhlich klatschte sie in die Hände und zeigte mir den schmalen Gang hinauf bis zur Wohnung.

Sie befand sich im obersten Stock.
Die Fenster gerichtet zur Straßenseite.

Es ist eine drei-Zimmer-Wohnung. Das Badezimmer und Schlafzimmer sind separate Räume.

Das Wohnzimmer und die Küche sind nur von einer Theke getrennt.

"Gemütlich", sagte ich.

"Aber ich muss Sie warnen. Ihr Nachbar unter ihnen, ist ein Störenfried. Wenn sie etwas nervt bitte melden Sie sich". Ich nickte verständlich und schaute mich weiter um.

"Es sind 1600 Pfund pro Monat".

"Oh okay". Ich schluckte kurz.

"Wieso ist das ein Problem, wenn Sie Startprobleme haben, könnte ich den preis um ein Paar Dollar kürzen".

"Nein, es ist schon gut. Ich habe mehrere Nebenjobs, das kriege ich hin", wank ich ab.

Zum Schluss verabschiedete ich mich von der netten Dame und machte mich direkt auf dem Weg zur Bibliothek.

Ich habe mich etwas verspätet, aber dort ist sowieso kaum etwas los. Wahrscheinlich tauchen nur ein paar Leute auf, die sich wegen des billigen Kaffes in eine Leseecke verkriechen.

~

"Das war der letzte", sagte ich erschöpft. Geschützt von meinen Händen auf den Oberschenkeln, atmete ich schwer.

Die kleine Wohnung ist nun gefühlt von Kartons und Möbelstücken, die kreuz und quer standen.

"Okay Schatz wir müssen jetzt los. Wenn du Hilfe brauchst kannst du ja deine Nachbarn fragen. Mh?".

Dann verschwanden Mom und Greg, die mir gerade mit dem Kisten schleppen geholfen haben. 

Mit angelegten Händen an den Hüften, begann ich die Schlacht. Bis Mittag, kramte ich Sachen ein, aus, warf sie weg oder sortierte sie.

"Huhu", die hohe Stimme meiner neuen Vermieterin. "Ich habe hier ein bisschen Tee und Kekse".

"Oh, das müssen Sie doch nicht". Trotzdem nahm ich das heiße Getränk und kleinen Snacks dankend an.

Nach einem kleinen Klatsch und Tratsch, begab sich Mrs Hudson wieder auf den Weg nach unten.

Ich schob noch ein paar Mal die Möbel hin und her, bis sie mir gefielen.

Müde schmiss ich mich auf die ausgeleierte Couch, die ich aus der alten Wohnung bekommen habe.

Dann piepte mein Handy. Ich ergriff es und scrollte durch die neuen Nachrichten. Von Greg: Neuer Tatort, ich schicke dir die Adresse. Kann leider nicht kommen, aber DI Dimnock ist vor Ort". 

Sofort rappelte ich mich auf. Ich brauchte keine fünf Minuten, da stand ich mit Mantel auf der Straße.

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