Der Fall (Part 2)

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PoV: Eeve

Meine Augen rissen auf. 

Kalte Luft kroch in meinen verkrampften Nacken und zog über meinen ganzen Körper. 

Ich stellte mich steif auf und brachte ruckartig meine Arme und Beine in Bewegung.

 Mein Kopf taumelte etwas unkoordiniert in alle Richtung, als würde aufgestiegenes Blut gegen meinen Schädel prallen. 

Ich schaute mich um und stand langsam auf. 

Trotzdem erschienen vor meinen Augen schwarz, weiße Flecken und ließen mich beinah wieder umfallen.

Schnell hielt ich mich an der kahlen Steinwand fest, die wie der Rest des Gebäudes sich kurz vor dem Einsturz befand. 

Krümmel fielen von ihr, als ich meine Hand wieder abnahm. 

Ich stand mitten in einem Gebäude, was zukünftig in eine Baustelle montiert wird. Ich konnte durch zersprungene Fenster  Warnschilder und Absperrbänder erkennen. Sie hingen schon lange dar, der ausgeblichenen Farbe zu urteilen. 

Ich verließ den Raum, in dem ich aufwachte und hielt prüfend nach dem möglichen Angreifer Ausschau. 

Aber es war früh morgens und schon hell, das Gebäude ließ sich einfach mit Strahlen durchfluten. 

Ich hätte schon längst eine Person sehen müssen, wäre eine hier. 

Sofort flüchtete ich aus dem zerfallenden Gebäude und rannte auf den Bürgersteig. 

Es schien mir surreal. Wieso sollte, jemand mich angreifen und einfach fliehen lassen?

Vielleicht habe ich ja wieder geträumt und bin Schlafgewandelt.

Ich schnaubte nur über den Gedanken und rief ein Taxi. Ich bin mir sicher das der starke Geruch des Chloroform mich wachgerüttelt hätte oder ich früher oder später vom Auto getroffen wäre. 

Schlaghaft erinnerte mich an das unruhige Verhalten von Sherlock im Labor. 

Ich stieg ein. "Zum Barts Hospital, bitte ich habe es eilig".

Seine Hand begann zu zittern und er erzählte John diese wenig geschmackvolle Lüge. Aus irgendeinem Grund wollte er ihn verscheuchen. 

"Könnten Sie noch schnell fahren, bitte?".

Der Fahrer verrollte genervt die Augen und trat auf das Gaspedal. 

Was wenn Sherlock mich hier her verschleppt hatte. 

Wenn er schon John aus dem Bild schaffen wollte, warum nicht auch mich?

Er engagierte jemanden, der mich weit genug von was-auch-immer wegbrachte, ohne mich in irgendetwas eingemischt zu haben. 

Gott was bringt ihn dazu, solche Dinge zu tun. 

Moriarty? Meine Mutter?

Sie hätte gewollt mich von allen so weit wie möglich fern zuhalten. Das war bestimmt auch Gesprächsthema von den Treffen von ihm und ihr. 

Mit zappelnden Fingern griff ich bereits das Geld aus der Tasche, um nur noch schleunigst das Auto zu verlassen.

Bevor es überhaupt anhielt rannte ich aus dem fahrenden Taxi und gab ihm hektisch das Geld durchs fordere Fenster. 

Menschen standen geschockt vor der Straße, die soeben vor meiner Nase abgesperrt wurde. 

Verwirrt blickte ich mich um. Leute in hellblauen T-Shirts und Hosen trugen eine Person mithilfe einer Trage um die Ecke. 

Ich hob das Absperrband und rannte zu einem kleines Haus, das mitten in der Szene stand. 

Eine riesige Blutlache, floss über Bürgersteig und Straße. 

"Hey!", schrie einer der Polizisten. Er kam auf mich zu, doch ich blieb stock steif vor der roten Pfütze stehen. 

Herzklopfend, beobachtete ich einen kleinen schwarzen Gummiball, der mit roten Flecken beschmiert wurde.

Die dicke Flüssigkeit floss vom Bürgersteig hinab bis auf die Straße und tropfte in den Gulli.

"Miss, ich muss Sie auffordern, das Gelände sofort zu verlassen".

"Was ist hier passiert?", hauchte ich.

Ich drehte mich zur Ecke.

Menschen beobachteten mich und schauten sich gegenseitig hektisch an. 

Misstrauisch blickte ich hinter sie und sah wie Zeitnah die Trage weggeschoben wurde.

Eine blasse große Hand und schwarze wuschelige Locken stachen mir hemmend vors Auge.

Für eine Millisekunde traf sich der Blick von ihm und mir. Es zerriss mir meine Brust, nochmals in seine Augen zu starren. Sie waren grau und der Blick erstarrt, wie der einer Leiche.

Noch vom Schock geprägte Gesichtszüge, die bis in den Tod führten. 

Mit zitternden Lippen verarbeitet ich den kalten Anblick, doch eine Hand packte mich von hinten und zog mich vom Geschehen weg.

Der Beamte und noch ein paar andere beförderten mich wieder in diese Realität. 

Unvorbereitet überkam ich eine Welle von undefinierten Emotionen und die Eigenschaft alles in halber Geschwindigkeit zu erleben. 

Die Menschen fühlten sich an wie überrumpelnde Massen, die mit gedämpften Stimmen gegen meinen Schädel schrieen.

Doch der Anblick Sherlocks Augen prägte sich in mein Gedächtnis und spielte auf Dauerschleife vor meinen Augen, sodass ich meinen Körper nicht einmal unter Kontrolle hatte.

Ich versuchte mich den Leuten zu entfernen und sie abzuwinken, ihnen zu erklären, dass es schon ginge, obwohl genau das Gegenteil in mir passierte.

Als ich meinen Kopf zu heben traute, sah ich John.

Still stand er da. Sein Körper gefroren, sowie sein Gesicht. Er schaute mich an aber ich bezweifle, dass er mich wahrnahm.

Ich riss mich aus den Händen des Polizist und eilte taumelnd auf ihn zu. 

Sein Gesicht blieb Käseweiß, als hätte er soeben dem Tot ins Auge geschaut. 

"John was ist passiert?", Ich konnte es mir denken, jedoch es nicht wahrhaben. Es kann nicht sein, dass er -.

Johns geschockte Fassung ließ ihn nicht einmal einen Muskel zucken. 

Er schluckte erschlagen und blickte zuerst zur Ecke und dann wieder zu mir. 

"Sie müssen beide das Gelände sofort verlassen". 

"Was ist passiert?!", mein Kehle brannte und ließ den Kloß nicht hinaus. Ich packte ihn mit meinen Händen an beide seiner Arme und musterte sein bleiches Gesicht.

Er öffnete seinen Mund, jedoch folgte kein Ton. 

Ich wollte es alles nicht wahrhaben.

Es muss ein Traum sein. 

Der Polizist zerrte uns durch die Menschenmenge am Rand der Straße und ließ uns in dem Krankenwagen sitzen. Kurz später kamen Helfer angerannt, doch sie sprachen nur stumpf gegen meinen Schädel.

Sherlock ist tot.


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