Jade - Wolfsaugen

Kapitel 68

Ich riss die Augen auf als ich ein Geräusch hörte und sofort war ich wieder hellwach.

Wie von selbst trugen mich meine Beine runter in den Flur, ich ertastet den Lichtschalter und blieb erstarrt auf der Stelle stehen als das Licht anging.

Kai stand blutüberströmt vor mir, seine Haare waren zerzaust, sein Gesicht wirkte gequält und sein ganzer Körper war voller Schnittwunden.

Ich rannte sofort auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch.

„Kai!", hauchte ich und unterdrückte die aufkommenden Tränen.

Ich wollte ihm so viel erzählen und fragen aber all das rückte in den Hintergrund als er zusammensackte.

„Kai?" Ich wurde panisch und das zu Recht, er reagierte nicht und öffnete auch seine Augen nicht mehr.

Mein Herz zerbrach in tausend Teile und ich begann zu zittern. „Kai?"

Ich versuchte mein Atmung unter Kontrolle zu behalten und somit einen Anfall zu vermeiden, jedoch machte die Situation das nicht besser.

Er war zu schwer für mich und ich spürte das meine Beine langsam nachließen, ich versuchte so vorsichtig wie es ging ihn auf den Boden zu legen und rannte danach wieder ins Schlafzimmer, um mein Handy zu holen.

Panisch wählte ich die Nummer von Welstien und war froh, dass er sofort ans Handy ging. „Ist er da?", fragte er mich sofort und ich bejahte es.

„Er ist in meinen Armen zusammengesackt und reagiert nicht mehr." „Ich komme sofort!"

Als ich wieder bei Kai war ließ ich mich neben ihm auf die Knie fallen.

Zitternd strich ich mit meiner Hand über sein Gesicht und hoffte all das würde nur ein schlechter Traum sein.

Der heutige Tag war die reinste Katastrophe für unser Rudel.

Wir hatten einige schwer verletzte und einer unser Rudelmitglieder hatte es nicht geschafft.

Der Kampf war schon vor Stunden vorbei und selbst der andere Alpha den ich um Hilfe gebeten hatte kam persönlich vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.

Auch er hatte zwei Verluste in seinem Rudel, aber dennoch war er kurz hier, um mit mir zu reden.

Wir hatten den Kampf gewonnen und konnten sogar Alpha Kentre und einige seiner Rudelmitglieder retten, aber dennoch tauchte Kai erst jetzt auf.

Es klingelte an der Haustür und ich stand sofort auf, um sie zu öffnen.

Jedoch war es nicht Welstien der vor mir stand, sondern meine Mutter.

Sprachlos und mit rasendem Herz blickte ich sie an.

Das Ganze war ein durcheinander und ich wusste vorhin schon das meine Mutter einige aus unserem Rudel gerettet hatte, aber ich habe nicht daran gedacht, dass sie hier auftauchen würde.

„Jade! Ich hatte eben gesehen das Licht an ist und ich musste es einfach- ist das Kai?" Sie ging an mir vorbei und die Situation war so schräg, dass ich ihr stumm zu Kai folgte.

„Ach du meine Güte! Dein Vater hat es durchgezogen!"

Sie beugte sich über ihn und schaute sich seine Verletzungen an.

„W-was hast du gesagt?", fragte ich, als ich wieder meine Stimme wiedergefunden hatte.

„Dein Vater hat sich von mir getrennt, weil er es nicht wahrhaben wollte das du von einem Werwolf schwanger bist und unsere Blutlinie als Jäger damit kreuzt. Er hat die Kontrolle über sich verloren und hat geschworen Kai dafür büßen zulassen. Niemals hätte ich gedacht das es wirklich schafft Kai zu schnappen.", erzählte sie mir.

„D-das kann nicht sein. Das Kentre Rudel wurde angegriffen und und-„ „Wahrscheinlich war das sein Plan. Er hat sich mit Werwölfen zusammengeschlossen und anderen Jägern damit er besser an Kai herankommt.", unterbrach sie mich und in der Sekunde klingelte es wieder an der Haustür.

Wie in Trance öffnete ich die Tür und dieses Mal stand Welstien und Tony vor mir.

Die beiden stellen keine Fragen und gingen auch wie meine Mutter eben an mir vorbei und kümmerten sich sofort um Kai.

In meinem Kopf ratterte es wie verrückt, aber dennoch verstand ich es nicht.

„Das sind keine Kampfspuren von Werwölfen.", hörte ich Welstien sagen und meine Mutter schüttelte den Kopf.

„Das sind klare und tiefe Schnitte, die wurden von Hand ausgeführt und ich weiß es auch wer dafür verantwortlich ist.", sagte sie und mir wurde ganz schlecht.

Wir sind zwar im schlechten auseinandergegangen, aber jetzt war sie hier und hatte vorhin auch das Rudel beschützt.

Sagte sie die Wahrheit und all das war der Plan meines Vaters, um Kai zu töten?

„Das Alpha Kentre angegriffen wurde als wir zu ihm gegangen sind war also kein Zufall?", fragte ich sie und sie stand nun auf.

„Ich bin mir sehr sicher, dass es kein Zufall war Jade. Ich überwache deinen Vater seit Monaten und bin ihm immer auf den Fersen. Er hat das Kai angetan!"

Tony entwich ein Knurren und er stand nun auch auf, ich konnte gar nicht so schnell schauen da hatte er meine Mutter am Hals gepackt und an die Wand gedrückt.

„Wieso sollten wir dir das glauben? Du bist eine Jägerin! Was wenn du mit ihm unter eine Decke steckst?!", knurrte er sie an.

„Ich hätte euch vorhin längst töten können und dennoch habe ich euch beschützt und mit euch gekämpft. Damals habe ich mir das Verhältnis mit Jade selbst versaut wegen meinem Mann, aber mir ist klar geworden, dass sie mir wichtiger ist als alles andere auf der Welt!", sagte meine Mutter und schaute mich kurz an.

„All das was ich dir angetan und gesagt habe tut mir leid Jade. Ich möchte mich verbessern und für dich und dein Kind da sein. Mittlerweile verachte ich deinen Vater und möchte auch nichts mehr mit ihm zu tun haben!"

„Lass sie los Tony.", sagte ich nun und er knurrte gefährlich. „Lass sie sofort los!", wiederholte ich mich aber dieses Mal lauter und herrischer.

Er tat es und sie hatte schon einen Abdruck von seiner Hand an ihrem Hals, aber darum konnte ich mich gerade nicht weiter kümmern.

Mein ganzer Kopf platzte fast vor Szenarien was mein Vater mit Kai gemacht hatte und vor allem das er das schon wochenlang geplant hatte.

Und wir hatten nichts davon geahnt.

„Wie sieht es aus Welstien?" „Ich- ich weiß es nicht.", stammelte er und ich schaute ihn fassungslos an. „Was?" „Er hat einen Puls und normalerweise müsste er reagieren, aber er tut es nicht."

„Dein Vater liebt es Werwölfe ausbluten zu lassen. Wenn er das getan hat, dauert es Tage, bis ein Werwolf wieder vollständig regeneriert ist. Er tränkt seine Messer in Gift und es bleibt tagelang im Körper. Das Gift zerfrisst die gesunden Zellen immer wieder bis irgendwann das Gift raus aus dem Körper ist.", mischte sich meine Mutter ein und erneut zog sich mein Magen zusammen.