Kapitel 12 - Sharon Carter

817 24 1
                                    

"Steve? Da bist du ja. Ich muss mich für meinen Vater entschuldigen. Ich...Weinst du?" Bei meiner Suche nach Steve, war ich im Treppenhaus gelandet, an dessen Geländer mein Freund lehnte. Erschrocken lief ich auf ihn und nahm ihn in den Arm. "Was ist bloß passiert?", murmelte ich und streichelte ihm über den Hinterkopf. "Peggy...sie ist eingeschlafen.", stieß er leise hervor, bevor die Tränen ihn erneut übermannten. Innerlich heulte ich genauso wie er, äußerlich versuchte ich stark zu bleiben. Ich hatte Peggy Carter ein paar Mal zusammen mit Steve besucht. Er hatte mich vorgestellt und die alte Dame hatte mich sogleich ins Herz geschlossen, ebenso wie ich sie. Sie war Steves erste große Liebe und nach seinen 70 Jahren Schlaf, vorerst die einzige gewesen, die er noch gehabt hatte. Umso mehr verstand ich seine Trauer, schließlich war die Frau für ihn eine echte Heldin und beinahe sein einziger Halt gewesen. Er hing an ihr und das konnte ich gut verstehen. "Es tut mir so leid Steve." Ich legte eine Hand an seine Wange und wischte eine Träne fort bevor ich ihn zärtlich küsste. "Kommst du mit mir nach London?", fragte er und schaute mich mit traurigen Augen an. "Natürlich. Wir erweisen ihr die letzte Ehre, das verspreche ich dir.", antwortete ich, zog ihn erneut in eine Umarmung und versuchte einfach nur für ihn da zu sein. Es war schrecklich einen geliebten Menschen zu verlieren. Genauso war es mir mit meiner Mom ergangen. Ich war bei ihrem Tod noch zu klein gewesen, um überhaupt zu verstehen was passiert war. Ein unvorhersehbarer Unfall hatte sie aus dem Leben gerissen und eine schreckliche Leere hinterlassen. Weder Tony noch ich sprachen oft über sie. Zwar wurde der Schmerz mit der Zeit nicht weniger, aber erträglicher...

Wie versprochen reiste ich mit Steve und Sam, der uns begleiten wollte, um seinem Freund beizustehen, nach London zu Peggys Beerdigung. Mit meinem Vater sprach ich seit unserer Auseinandersetzung kein einziges Wort. Ich ignorierte ihn, so gut es eben ging. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, unser Streit setzte mir mehr zu, als mir lieb war. Doch ich versuchte all das ganz tief in einer meiner Gedanken-Schubladen zu vergraben. Es war mir viel wichtiger meinem Freund beizustehen, der Peggys Sarg, mit Stolz und Trauer zugleich, mit einigen anderen Männern in die Kirche trug. Die Zeremonie berührte mich sehr. Vor allem aber war ich überrascht, als Peggys Nichte an das Rednerpult trat und ein paar Worte des Gedenkens an ihre Tante aussprach. Steve hatte mir nie etwas von einer Nichte erzählt, umso überraschter war ich, als ich sie sah. "Sharon macht das wirklich gut.", flüsterte Sam Steve zu und wirkte dabei ziemlich zufrieden. In meinem Hirn ratterte es. "Sharon? Dieser Name kommt mir verdächtig bekannt vor.", raunte ich Sam zu, der sofort wusste was ich meinte. "Ich hätte die Klappe halten sollen.", murmelte er sich selbst zu, was mir ein schwaches Lächeln entlockte. Als ich die blonde Junge Frau, von der die Rede war, zum ersten Mal sah, war mir klar, dass sie Ärger bedeutete und das vor allem für mich.

"Steve! Es ist so schön dich zu sehen!", überschwänglich drückte sie dem Avenger einen Kuss auf die Wange. Ich hatte bei dem Anblick das Bedürfnis mich zu räuspern und gab dem nach. "Sharon Carter. Freut mich Sie kennenzulernen!" Die Blonde reichte mir die Hand. "Freut mich ebenfalls. Eleanor Stark. Steves Freundin.", betonte ich den letzten Satz extra und griff dabei unauffällig nach der Hand meines Freundes, der dabei schmunzelte. Ich musste zugeben, der erste Teil meines Satzes war nicht ernst gemeint. Ich spürte eine gewisse Anziehung, die Sharon gegenüber Cap hegte und da schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken. Nennt mich eifersüchtig, aber ich hatte meine Gründe. Dieses Lächeln, wie sie ihn ansah und dabei ihre Haare zurückwarf. "Wenn Blicke töten könnten. Du musst echt an deiner Unauffälligkeit feilen.", bemerkte Sam, als er plötzlich neben wir auftauchte, während ich die Unterhaltung von Steve und Sharon, ein paar Meter weiter, beobachtete. Vor Schreck fiel mir beinahe das Sektglas aus der Hand, das mir beim Essen nach der Beerdigung regelrecht aufgezwängt wurde. "Ich weiß nicht was du meinst.", entgegnete ich und leerte das Glas in einem Zug. "Komm schon. vor mir kannst du es ruhig zugeben." Sam warf mir einen verschwörerischen Blick zu. Skeptisch schaute ich ihn an. "Was soll ich denn zugeben?" Er lachte auf. "Du bist eifersüchtig!", klärte er mich auf. "Pfff! Gar nicht wahr. Warum sollte ich? Ich meine, sie ist hübsch, hat eine top Figur und ausgebildet ist sie auch noch. Sie hat also nichts was Steve anziehen findet.", gab ich sarkastisch zurück und hielt bereits nach dem nächsten Sektglas Ausschau. "Glaub mir, du brauchst dir keine Sorgen zu machen." Sam schnappte mir das Sektglas, nach dem ich bereits die Hand ausstreckte, vor der Nase weg. "Alkohol ist nicht gut." "Warum bist du dir da so sicher?", fragte ich du ließ mich auf einen Stuhl sinken. "Wobei? Das Alkohol nicht gut ist oder bei der Sache mit Steve?", neckte er mich. Ich rollte genervt mit den Augen. "Du weißt schon was ich meine." Der ehemalige Fallschirmjäger setzte sich auf den Stuhl neben mich. "Weil er Tag und Nacht von dir spricht und das seit zwei Jahren ununterbrochen. Weißt du wie anstrengend es ist mit ihm in einem Zimmer zu pennen? Sogar im Schlaf brabbelt er deinen Namen. Wenn du mich fragst, liebt er dich fast ein bisschen zu sehr.", plauderte mein Kumpel aus dem Nähkästchen. Das zu hören tat gut, sehr gut. Beinahe hätte ich angefangen mich mit Sharon zu messen. "Das habe ich absolut nicht nötig.", meinte ich laut und straffte die Schultern. "Ich weiß zwar nicht wovon du sprichst, aber ich bin derselben Meinung.", hörte ich jemanden hinter mir und erblickte Natasha. "Was machst du denn hier?" Sam wirkte weniger begeistert Natasha zu sehen. Seit unserer Diskussion vor ein paar Tagen hatte Natasha deutlich Sympathiepunkte bei ihm verloren, dabei waren die beiden eigentlich gut miteinander klargekommen. "Bist du auch gekommen, um mich davon zu überzeugen, dass meine angebliche Eifersucht völlig unbegründet ist?", fragte ich und hatte Sam unbemerkt das Sektglas entwendet, welches ich mir sogleich einverleibte. Die Rothaarige schüttelte verdutzt den Kopf. Sie hatte offenbar keine Ahnung wovon ich sprach. "Ich bin hier, um dich abzuholen.", antwortete sie. "Hä?", machten Sam und ich gleichzeitig. Unsere Abreise war erst in ein paar Tagen geplant. Wir wollten uns noch ein wenig die Stadt ansehen und anschließend ein letztes Mal Peggys Grab besuchen. "Du fliegst mit mir nach Wien, um das Abkommen abzusichern.", erklärte sie mir. "Auf gar keinen Fall. Das kannst du vergessen!", stieß ich wütend hervor. "Sag das nicht mir, sondern deinem Vater." Ich stöhnte auf. Es war so klar, dass er wieder seine Finger im Spiel hatte. "Ich bitte dich Elle, komm mit mir. Ich will nicht noch einen Streit vom Zaun brechen.", bat mich Natasha während ich einen besorgten Blick mit Sam austauschte. "Na gut, aber ich tue das für dich und nicht für meinen Vater."

Desire - Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt