Kapitel 44 - Boden der Tatsachen

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"Weißt du noch als wir bei einem Einsatz den Rückweg im Kühlwagen verbracht haben?", fragte Steve seinen Freund während wir uns durch die Schneewehen in eine mir unbekannte Richtung kämpften. Bucky runzelte die Stirn. "War das da, wo du unser Geld anstatt für den Zug lieber für Hot Dogs ausgegeben hast?", stellte er die Gegenfrage und ich spürte unwiderruflich die Vertrautheit zwischen den beiden wachsen. "Immerhin habe ich keine drei Mäuse verloren, weil ich ein Mädchen bezirzen wollte.", gab Cap zurück und grinste in sich hinein. Ein Mädchen? "Ah ja! Die Rothaarige! Wie hieß sie noch gleich?" Steve schmunzelte über Bucky und antwortete: "Dolores." Ich runzelte die Stirn, was für ein altmodischer Name. "Stimmt. Sie müsste jetzt ungefähr 100 sein.", stellte James fest und warf mir einen scheuen Seitenblick zu. "Genau wie ihr beide.", meinte ich trocken und stapfte weiter voran. Beide blieben wie angewurzelt stehen, fingen sich dann jedoch wieder und eilten mir hinterher. "Da lang.", dirigierte mich Bucky, der als erster aufgeholt hatte, und legte eine Hand auf meinen unteren Rücken, um mich in die Richtung zu schieben in die er zeigte. Sein Blick streifte meinen und ich erstarrte für eine Sekunde. "Bucky, nicht. Das macht alles nur schwerer.", hauchte ich und versuchte ich seinem Blick zu entziehen. "Ich kann nicht anders Elle.", flüsterte er. "Ich würde sagen wir sind gleich da." Steve trat an meine Seite und stemmte die Hände in die Hüften. Als wir nicht reagierten, sondern einander nur weiter anstarrten, runzelte er die Stirn. "Alles in Ordnung?" Seine Frage löste mich aus meiner Starre und ließ mich erneut vorangehen. Durch den rauschenden Wind vernahm ich nur ein paar Wortfetzen der beiden, die hinter mir gingen, doch ich war mir ziemlich sicher, dass Steve Bucky gefragt hatte, was los war. Ich konnte nur hoffen, dass er den Mund hielt, um meinet Willen.

Nach einem schier unendlichen Fußmarsch hatten wir unser Ziel erreicht. In einen ziemlich großen Fels, war eine eiserne Tür eingelassen, hinter der Treppen direkt in die Tiefe führten. "Wir sind da.", meinte Barnes und trat wieder neben mich. "Er kann noch nicht allzu lange hier sein.", fügte Steve hinzu und deutete auf Fußspuren, die im Schnee zu sehen waren und definitiv nicht uns gehörten. "Dann ist er also wirklich hier.", murmelte ich. Der Mann, der sich als Psychiater ausgegeben und Barnes vollständig zum Ausrasten gebracht hatte. "Wir machen es wie wir besprochen haben. Wir bleiben zusammen." Ich kannte Steves Ansprachen schon zur Genüge und dieses Mal schaffte ich es nicht meine Emotionen zu verstecken. Ich hörte ihm nicht richtig zu und das bemerkte er. Als Bucky schließlich durch den Türspalt ging, hielt Steve mich am Arm zurück, als ich ihm folgen wollte. "Steve, lass es gut sein. wir sind den Plan im Jet vorhin um die 1000 Mal durchgegangen.", sprach ich bevor er überhaupt etwas sagen konnte. "Ich will dich nicht verlieren Eleanor. Wenn da drinnen irgendwas schief geht...Dann drehst du auf der Stelle um, steigst in den Jet und fliegst nach Hause. Verstanden?!" Seine Stimme duldete keinen Wiederspruch und ich nickte ohne ihn weiter anzusehen. "Ich will nicht noch einmal schuld sein, dass dir etwas passiert.", fügte er leise hinzu und trat einen Schritt nach vorn. "Steve, es ist nicht deine...", setzte ich, wurde jedoch von ihm unterbrochen indem er den letzten Abstand zwischen uns überbrückte und mich vorsichtig küsste. In diesem Moment fühlte sich alles falsch an. Ich in Steves Armen, der Kuss, einfach alles. "Kommt ihr?" James steckte den Kopf durch den Türspalt und erstarrte als er uns sah. Sofort brachte ich etwas Abstand zwischen mich und Steve und schob mich an ihm vorbei durch die Tür, um jeglicher Konversation zu entgehen.

Drinnen leuchtete nur schwaches Licht, trotzdem konnte ich Buckys harte Gesichtszüge erkennen. Sein Blick war fragend und fordernd zugleich, doch ich hatte nicht die Kraft ihm zu sagen was passiert war. Stattdessen schüttelte ich mit dem Kopf und wartete bis Steve wieder neben uns auftauchte. Langsam und leise schlichen wir durch das Gewölbe und achteten auf jedes noch so kleine Geräusch. Als plötzlich ein metallenes Klirren zu hören war, gingen wir sofort in Angriffsposition. Steve mit seinem Schild voran, dahinter Barnes, der eine Waffe in die Richtung hielt, aus der das Geräusch kam, und schließlich ich. Meine Messer steckten gut verstaut, aber griffbereit in den Taschen meines Anzugs. Unwillkürlich presste ich mich enger an James als sich eine Tür gegenüber von uns öffnete. "Auf mein Zeichen.", murmelte Steve. Der Türspalt wurde immer größer und ich erwartete bereits einen heftigen Kampf, als ich etwas erkannte. "Nicht schießen!", schrie ich und Bucky ließ die Waffe sofort fallen. "Das würde ich dir allerdings auch raten.", erklang eine mir wohlbekannte Stimme. "Tony." "Dad!", kam es gleichzeitig von Steve und mir. "Du wirkst ein bisschen angespannt.", richtete sich mein Vater an Cap. Dieser zuckte mit den Schultern. "Es waren ein paar harte Wochen." Ach was? "Dann hast du sicherlich kein Problem damit beiseite zu treten und mich zu meiner Tochter zu lassen." Steve bewegte sich keinen Millimeter. "Steve.", brummte Bucky eindringlich und schob mich an ihm vorbei. Zögerlich machte ich ein paar Schritte auf Tony zu, dann fiel ich ihm jedoch in die Arme und ließ es zu, dass mich meine Gefühle überwältigten. "Mein Gott Eleanor.", murmelte Tony und strich mir durch die Haare. Bucky lehnte sich währenddessen zufrieden an die Wand neben uns. "Es tut mir leid Dad. Ich glaube die Sache ist etwas aus dem Ruder gelaufen.", versuchte ich mich in meinem Gefühlsausbruch zu erklären, doch Tony schüttelte mit dem Kopf. "Vielleicht nicht ganz. Rogers hat vielleicht nicht so unrecht." Steve warf ihm einen ungläubigen Blick zu. "Ich habe da ein paar neue Erkenntnisse.." Die nächsten zehn Minuten verbrachten wir damit meinem Vater zuzuhören. Laut ihm gab es nun eindeutige Beweise die den Psychiater, auch Zemo genannt, als den Täter des Attentats in Wien identifizierten. Noch immer hatte er einen Arm um mich gelegt und berichtete von seinen Informationen. Als er geendet hatte war klar, dass die Sache mit jeder Minute, die verstrich größer wurde. Und wenn wir nicht bald einen Weg finden würden Zemo aufzuhalten, würde eine Welle des Hasses über uns hereinbrechen. "Ich würde sagen, das verlangt nach einem Waffenstillstand.", meinte ich und lächelte meinen Vater an. "Eins ist klar, wir können Zemo nur gemeinsam besiegen.", stimmte Steve mir zu. "Schön dich zu sehen Tony.", fügte er hinzu. "Gleichfalls Rogers." Mein Vater reichte ihm die Hand und drückte mich dann wieder an sich. Bucky warf mir ein verschmitztes Grinsen zu, dass mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte. "Hey, aber diese Umarmung hier bleibt unter uns. Wehe Natasha oder noch schlimmer Sam, erfährt ein Wort davon!"

Desire - Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt