Die nächsten Tage verliefen recht ereignislos. Wir hatten kaum etwas zu tun und hingen deswegen oft unseren Gedanken nach. Mal hockten wir gemeinsam im Wohnzimmer, mal nutzte jeder seinen eigenen Freiraum, um seine soziale Batterie wieder aufzuladen. Irgendwann wurde es meinem Mitbewohner jedoch zu langweilig.
Bucky hatte mich gleich nach dem Frühstück dazu überredet ein wenig zu trainieren, um "in Form" zu bleiben, wie er es nannte. Ich vermutete jedoch, dass er mir mal wieder zeigen wollte, dass er stärker war als ich. Vielleicht war es aber auch nur seine Art mit unserer besonderen Situation umzugehen und die "alten" Verhältnisse zwischen uns wiederherzustellen. Egal welches Ziel er verfolgte, ein wenig Bewegung könnte sicherlich nicht schaden. So folgte ich ihm hochmotiviert aus dem Haus, auf die Terrasse. Allerdings mussten wir beide feststellen, dass sich unsere Trainingspläne genauso glichen wie schwarz und weiß, nämlich gar nicht. Während Bucky es kaum abwarten konnte seine kräftigen Hiebe und Tritte auszuführen, begann ich es lieber etwas ruhiger mit einer Runde joggen. "Kommt nicht in Frage.", sagte er in meine Richtung warf mit seinem Metallarm einen dicken Ast zur Seite. "Stell dich nicht so an. Hast du Angst das mich jemand wegfängt?", foppte ich ihn und rollte mit den Augen. "Damit würde mir eine große Last abfallen und ich wäre dich los.", provozierte er ebenfalls und warf mir ein falsches Lächeln zu. "Dann verstehe ich nicht wieso ich nicht einfach mal eine Runde laufen gehen darf.", meckerte ich. "Was soll ich sonst tun? Dich beim kaputtmachen bewundern?", fügte ich hinzu und stemmte die Hände in die Hüften. "Zum Beispiel. Einige Frauen würden dafür töten.", gab er selbstgefällig zurück. Obwohl ich wusste, dass er bloß Spaß machte, nervte er mich mit seinem Machogehabe. Allerdings war das auch ein gutes Zeichen, dass wir beide langsam immer mehr zu unserem ursprünglichen Verhalten zurückfanden. "Tze. Ich sehe jedenfalls keine weit und breit.", konterte ich und setzte mich gegen seinen Willen in Bewegung. Wenn er mich davon abhalten wollte, würde er sich schon mehr ins Zeug legen müssen. Der Gedanke war nicht einmal zu ende gedacht, da joggte Bucky bereits locker neben mir her. "Na gut. Dann komme ich eben mit.", meinte er und legte ein wenig an Tempo zu. "Immerhin dürfen wir Regel Nummer drei nicht vergessen.", fügte er hinzu. Ich rollte mit den Augen. Eigentlich hatte ich diese Regeln aufgestellt, um ihn zu nerven, allerdings lief das seit ein paar Tagen genau andersherum. Barnes hatte unsere Regeln tatsächlich auswendig gelernt und ließ keinen Tag vergehen, ohne mich damit aufzuziehen. "Es ist kein Alleingang, wenn ich mal allein laufen gehen möchte!", protestierte ich und schnappte sogleich nach Luft. Meine Kondition hatte auf jeden Fall nachgelassen. Barnes grinste und dachte sich mal wieder seinen Teil. Seufzend gab ich mich geschlagen und ließ zu das er locker neben mir her joggte
Eine Weile herrschte Stille zwischen uns, was nicht zuletzt daran lag, dass ich überhaupt keine Luft zum streiten hatte. Selbst wenn ich Bucky hätte ärgern wollen, ich hätte es nicht gekonnt. Ich war definitiv nicht mehr so gut in Form, wie vor unserem Kampf am Flughafen. Auch Barnes bemerkte, dass ich etwas kraftlos und nur mit Mühe mit ihm Schritt halten konnte. "Komm, wir machen eine Pause.", schlug er vor und hielt an. Erst wollte ich protestieren, um keine Schwäche zu zeigen. Doch dann überlegte ich es mir anders. Ich war es leid meine Gefühle immer zu verstecken. Ich würde nicht immer die Beste sein müssen. Manchmal fragte ich mich selber woher der Drang kam immer und alles perfekt meistern zu müssen. Dabei lag die Antwort eigentlich auf der Hand. "Alles Tonys Schuld.", murmelte ich und wank ab als Bucky eine Augenbraue hob. "Alles gut. Ich habe nur laut gedacht." Er nickte. "Passiert dir wohl öfter?", fragte er belustigt. Ich stieß einen Seufzer aus und nickte. "In letzter Zeit auf jeden Fall." Wahrscheinlich lag es auch an Barnes. Seine bloße Präsenz reichte aus, um meine Gedanken wieder vollkommen durcheinander zu bringen. Dabei hatte er sich in der letzten Zeit so zurückgehalten und war einfach nur...nett gewesen. Mit einem Mal setzte Bucky sich wieder in Bewegung und verschwand weit ab des Weges hinter einem großen Baum. "Was hast du vor?", rief ich ihm nach, doch er hörte mich wahrscheinlich gar nicht mehr. Murrend stapfte ich ihm hinterher. Warum zum Teufel ließ er mich hier einfach stehen. Ich hörte Unterholz knacken und folgte den Geräuschen, die ich Buckys Schritten zuordnete. Ich kämpfte mich weiter durchs Dickicht. Als ich glaubte Barnes fast eingeholt zu haben begann ich erneut zu meckern. "Also Barnes ich finde es ja wirklich zum schießen, dass du mir an der Ferse klebst, weil du mich nicht alleine laufen gehen lassen wolltest und jetzt lässt du mich einfach stehen." Mit Wucht schob ich ein paar Äste eines Strauches zur Seite. "Was ist denn dein..." Ich brach ab. Vor mir erstreckte sich ein Wunder der Natur. Ein kleiner See, umringt von den dunklen Bäumen des Tiefen Waldes, mit so glasklarem Wasser das man sich darin spiegeln konnte. Ich ließ den Blick über das Naturschauspiel gleiten und entdeckte Barnes, der am Ufer des Sees stand und nachdenklich aufs Wasser starrte. Leise machte ich ein paar Schritte auf ihn zu und stellte mich neben ihn. Er bemerkte meine Anwesenheit, rührte sich jedoch nicht. Es war als würde ein Moment des Friedens zwischen uns herrschen. Die Natur mit all ihren Formen und Fassetten legte augenblicklich einen Mantel der Entspannung über mich und ich zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass es Bucky ähnlich ging. "Es ist wunderschön hier.", flüsterte ich und horchte auf als der Wind sich aufmachte und ich ein leises Rascheln der Blätter vernahm. "Unfassbar friedlich.", stimmte Barnes mir zu und drehte sich zu mir um. "Ich habe es gespürt.", sagte er. Ich schaute ihn fragend an. "Was gespürt?", hakte ich nach. "Das das hier unser Ort ist.", antwortete er. Sein Blick kreuzte meinen und eine wohlige Wärme breitete sich in mir aus. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, doch ich wollte diesen friedlichen Moment zwischen uns nicht kaputtmachen. Zu vieles war um uns herum bereits in die Brüche gegangen ohne das wir es hatten verhindern können. Ein Lächeln schlich sich ein auf sein Gesicht. Vorsichtig rückte ich noch ein Stück näher an ihn heran und hielt kurz den Atem an, als Bucky sanft einen Arm um mich legte. Ich zögerte kurz, doch dann lehnte ich mich gegen ihn und legte den Kopf auf seiner Schulter ab. Ich fühlte mich beschützt. Selbst durch seine Jacke konnte ich die Wärme die von ihm ausging spüren. Alles um uns herum war still. Wir waren still.
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Desire - Bucky Barnes
FanfictionMan könnte Eleanor als eine weibliche Kopie ihres Vaters bezeichnen. Genau wie Tony Stark ist sie sarkastisch, ehrgeizig und einfach nicht kleinzukriegen. Allerdings stößt auch die taffe Elle an ihre Grenzen als sie auf den unnahbaren und kämpferisc...