Während Barnes den Verbandskasten zurück an seinen Platz brachte, nahm ich mir den Moment Zeit, um tief Luft zu holen. Die ganze Situation schien mir immer noch völlig surreal und doch saßen wir hier gemeinsam fest. Aufgewühlt stand ich auf, stellte mich an das große Fenster und zog die Vorhänge beiseite, um hinausschauen zu können. Nachdenklich betrachtete ich den Wald. Die Sonne war bereits im Inbegriff unterzugehen und die ersten langen Schatten machten sich breit. Das Tageslicht schwand mit jeder Minute die verstrich. "Es ist schön hier." Bucky räusperte sich hinter meinem Rücken und wirkte inmitten des riesigen Wohn- und Essbereichs etwas verloren. Vorsichtig trat er hinter mich und verursachte damit fast einen erneuten Herzstillstand meinerseits, denn auch wenn uns einige Centimeter trennten konnte ich seine Wärme an meinem Rücken spüren. "Ich fand es hier früher immer irgendwie...beruhigend." Es dauerte kurz bis ich das richtige Wort gefunden hatte. Ich wusste nicht in welcher Beziehung Barnes zur Natur stand. Ich für meinen Teil hatte es schon als kleines Kind geliebt ziellos durch die hier angrenzenden Wälder zu streifen, die Ruhe zu spüren und einfach für mich selbst zu sein. Im Spiegel der Scheibe sah ich wie sich Buckys Gesichtszüge entspannten. Für einen kurzen Moment hing jeder von uns seinen Gedanken nach und eine kaum zu glaubende Ruhe breitete sich über uns aus. Das Rascheln der Bäume im Wind war selbst durch die geschlossenen Fenstern und Türen zu hören. Fast schien es mir als würde uns die Natur etwas mitteilen wollen. Ein lautes Krächzen ließ mich zusammenzucken und holte mich aus meinen Gedanken. Barnes schmunzelte hinter meinem Rücken. "Hast du etwa Angst vor Raben?" Ich drehte mich zu ihm um. "Tze.", machte ich nur und beantwortete seine Frage nicht. Das die Viecher mir wirklich etwas unheimlich waren musste er ja schließlich nicht wissen. Er grinste nur in sich hinein und dachte sich wahrscheinlich seinen Teil. Hätte ich nicht so viel Selbstbeherrschung, hätte ich ihm schon längst die Zunge herausgestreckt. Stattdessen stemmte ich die Hände in die Hüften und fixierte ihn mit meinem Blick. "Tja, es sieht wohl ganz so aus als müssten wir uns hier ein Nachtlager aufschlagen.", informierte ich ihn und wusste, dass es wahrscheinlich nicht nur bei dieser einen Nacht bleiben würde. "Sieht ganz so aus...", wiederholte er meine Worte und schaute sich erneut um, als hätte er dies nicht bereits schonmal getan. "Also...", begann ich gedehnt, "Das Haus hat zwei Schlafzimmer. Einmal meins und das von meinem Dad.", erklärte ich ihm. "Ich schlafe ganz sicher nicht bei deinem Vater im Bett.", protestierte Barnes sofort und brachte mich damit zum Lachen. "Du tust ja so als müsstest du dir mit ihm das Bett teilen.", provozierte ich ihn und lachte erneut als er mit dem Kopf schüttelte. "Mach dich ruhig lustig. Ich schlafe freiwillig auf der Couch." Er zeigte auf das helle Sofa und lümmelte sich sogleich darauf. "Schuhe aus.", befahl ich. Manchmal merkte ich gar nicht wie sehr ich meinem Vater ähnelte. Wehe einer legte die Pfoten auf seinen Glastisch. "Ich hole dir noch Bettzeug.", meinte ich und war schon halb es dem Raum als ein "Danke Zuckerpuppe.", an mein Ohr drang. Verärgert blieb ich stehen und steckte nochmal den Kopf durch die Tür ins Wohnzimmer. "Du möchtest nicht zufällig die Bettwäsche von meinem Vater haben oder?" Kichernd floh ich vor einem Kissen, dass er mir mit voller Wucht hinterher pfefferte. Plötzlich kam ich mir so leicht vor und genau das ließ mich zweifeln.
Nachdem wir uns beide etwas häuslich eingerichtet hatten, ging das Licht im Haus aus. Paranoid wie ich war, zog ich sämtliche Gardinen zu und verdunkelte das gesamte Haus nur für den Fall Tony würde uns doch auf die Schliche kommen. Wahrscheinlich war er schon längst wieder außer Landes, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Bucky hatte mich dabei spöttisch beobachtet und sich wahrscheinlich wieder seinen Teil gedacht, doch das war mir egal. Wenn wir auffliegen würden, wäre schließlich nicht ich diejenige, die sofort wieder hinter Gitter wandern würde. "Das wird nicht passieren.", hatte er ernst geantwortet und ich hatte keinen Zweifel, dass er alles daran setzen würde, dass er recht behielt. Müde und erschöpft war ich danach in mein Bett geklettert. Ich hatte mich nicht einmal getraut ihm Gute Nacht zu sagen, denn ich war noch immer etwas durch den Wind von unserem...Unfall. Trotzdem schloss ich die Augen und driftete schon nach ein paar Minuten in einen tiefen Schlaf ab.
Ich räusperte mich und warf einen Blick auf die Zeiger meiner Uhr, die nur schwach durch das Mondlicht, welches durch die Ränder der Gardinen schimmert, beleuchtet wurde. "2Uhr43. Mitten in der Nacht.", murmelte ich schlaftrunken, musste mich jedoch erneut räuspern. Ich hatte definitiv einen trockenen Hals und hatte vergessen mir ein Glas Wasser mit ans Bett zu nehmen. Grummelnd, weil ich meines Schönheitsschlafes beraubt wurde, stand ich auf und schlurfte zur Tür. Dann würde ich eben in die Küche gehen und mir Wasser holen müssen. Ich tapste hinaus in den dunklen Flur und ließ meine Tür angelehnt. Leise betrat ich das Wohnzimmer und schritt hinüber zur Küche. Ohne groß Lärm zu machen nahm ich mir ein Glas aus dem Schrank und hielt es unter den Wasserhahn den ich zuvor aufgedreht hatte. Gerade als ich meinem Hals Genugtuung verschaffen wollte vernahm ich ein leises Wimmern und glaubte zuerst mich getäuscht zu haben. Angestrengt spitzte ich die Ohren. Kam das? Nein, das konnte nicht sein. Oder doch? Ich stellte das Glas auf der Küchentheke ab und schritt langsam in Richtung Sofa. "Tatsächlich.", murmelte ich zu mir selbst. Im schimmernden Licht des Mondes erkannte ich schemenhaft Bucky, der sich im Schlaf von einer Seite auf die andere wälzte, als würde er etwas loswerden wollen. Immer und immer wieder gab er ein Wimmern von sich, dass mir beinahe das Herz brach. Wieder erklang diese Tonlage, aber dieses Mal lauter. Verzweifelt biss ich mir auf die Unterlippe. Ich konnte mir das nicht mit ansehen. "Bucky?", vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter. Nichts geschah. Also rüttelte ich fester und erschrak als der Winter Soldier plötzlich hochschreckte und mich anschaute. "Mein Gott Barnes. Was ist mit dir?" Ohne groß darüber nachzudenken hockte ich mich vor ihn auf den Boden und wartete darauf das er wieder zu Atem kam. Es dauerte bis er die richtigen Worte fand. "Ich...ich hatte einen Alptraum." Erst jetzt fiel mir sein schweißgebadeter Körper auf. Mir war es unbegreiflich wie ein erwachsener Mann so aus der Bahn geworfen werden konnte, doch dann erinnerte ich mich wieder an seine Vergangenheit. "Möchtest du mir erzählen was passiert ist?", fragte ich zaghaft und begegnete schüchtern seinem Blick. Er schüttelte langsam den Kopf. "Du stehst ja völlig neben dir." Beruhigend legte ich ihm eine Hand auf den Arm und merkte wie mitgenommen er war, als er unter meiner Berührung zusammenzuckte. Ich stand auf und holte das Glas Wasser von der Küchentheke, das eigentlich für mich bestimmt gewesen war und reichte es ihm. Sorgenvoll beobachtete ich wie er das Glas in einem Zug leerte. Was hatten sie ihm damals bloß angetan? Ich nahm ihm das Glas wieder aus der Hand und stellte es auf dem Boden ab. In diesem Moment kam ich mir so hilflos vor und eine Weile herrschte Stille zwischen uns. "Hast du das öfter?", fragte ich nach ein paar Minuten. "Andauernd. Sie kommen immer dann, wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann.", antwortete er und seine Stimme zitterte. "Das muss schrecklich sein.", flüsterte ich und empfand nichts als pures Mitleid für ihn. Wieder breitete sich Ruhe aus und ich war schon der Meinung, dass Barnes vor Erschöpfung wieder eingeschlafen war, doch da meldete er sich wieder zu Wort. "Kannst du bei mir bleiben?" Ich verstand sofort was er meinte. Ohne ein Wort zu sagen steuerte ich auf das andere Ende der Couch zu. Ich konnte ihn einfach nicht alleine lassen. Nicht nachdem ich ihn so verstört gesehen hatte. Sofort zog er die Füße ein und schaffte mir somit etwas Platz. "Gute Nacht.", murmelte ich und schloss die Augen. An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Nach einigen Minuten raschelte es plötzlich neben mir und ich traute mich kaum mich zu bewegen, geschweige denn die Augen zu öffnen. "Danke.", flüsterte Bucky und ich merkte wie er seinen Kopf in meine Richtung bettete.
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Desire - Bucky Barnes
FanfictionMan könnte Eleanor als eine weibliche Kopie ihres Vaters bezeichnen. Genau wie Tony Stark ist sie sarkastisch, ehrgeizig und einfach nicht kleinzukriegen. Allerdings stößt auch die taffe Elle an ihre Grenzen als sie auf den unnahbaren und kämpferisc...