Draußen an der frischen Luft brauchte ich einen Moment, um mich zu sammeln. Plötzlich fühlte ich mich so als würde mir etwas die Kehle abschnüren. Ich rang nach Luft, fühlte wie mein Herz immer schneller schlug und konnte es einfach nicht unter Kontrolle bringen. Ich hasste es die Kontrolle zu verlieren. Das war nicht ich. Eleanor Stark hatte immer alles unter Kontrolle. Sie hatte es von klein auf gelernt. "Ganz ruhig.", erklang es beinahe sanft hinter mir. Barnes hatte mir eine Hand auf die Schulter gelegt. Aufgewühlt schaute ich ihm direkt in die Augen. Ich wollte seine Hand wegschlagen, ihn anbrüllen, alles rauslassen was sich gerade in mir anstaute...Doch ich konnte es nicht. Stattdessen rang ich weiter vergeblich nach Luft, inhalierte jedes kleine bisschen Sauerstoff was in meine Lungen kam und rutschte kraftlos die Wand der Lagerhalle hinunter. Mein Kreislauf spielte verrückt. Ich fühlte mich schrecklich, nutzlos und...wahnsinnig naiv. Naiv, dass ich geglaubt hatte unser Plan könnte funktionieren. Naiv, dass ich doch tatsächlich der Meinung gewesen war, dass wir alle als Team gemeinsam siegen könnten. Naiv genug um anzunehmen, dass kein Krieg zwischen uns allen entflammen würde. Doch der Frieden war nach dem heutigen Vorfall gebrochen. "Es ist nicht deine Schuld." Barnes hockte sich neben mich und kickte einen Stein davon. Erneut rang ich wieder nach Luft und hatte das Gefühl zu ersticken. Alles prasselte auf mich ein. Wanda, die vermutlich schon wieder mit Sam, Scott und Clint in einem Käfig saß, Steve, der sich alleine auf einer gefährlichen Mission befand und Barnes. Barnes, der jetzt mit mir klarkommen musste, ob er wollte oder nicht. "Atmen. Tief ein und wieder aus." Sanft drückte der ehemalige Hydra Agent meine Schulter. Nur langsam konnte ich mich an den Takt den er vorgab gewöhnen. Ich stand völlig neben mir. Sowas war mir noch nie passiert. Doch letztendlich, nach schier unendlichen Minuten hatte ich meine Atmung wieder halbwegs unter Kontrolle. Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Mir kam es vor wie eine Unendlichkeit. So vieles hatte sich verändert. Und plötzlich waren wir nur noch zu zweit. Barnes und Ich. "Hast du sowas schon mal gemacht oder warum bist du so gut darin?", stieß ich nach zwei kräftigen Atemzügen hervor. Das klang schon wieder eher nach mir. Es dauerte einen Moment bis er darauf eine Antwort fand. "Ich kenne das Gefühl.", antwortete er nur und wartete darauf, dass ich wieder zu Atem kam. Die ganze Situation kam mir unheimlich seltsam vor. Ich hatte ihn verabscheut, ohne Halt verurteilt und dabei ganz vergessen, was er selbst alles durchgestanden hatte. Meine Art zu urteilen war nicht fair gewesen und das erkannte ich jetzt. "Du hast mir das Leben gerettet.", unterbrach ich die anhaltende Stille und fürchtete damit den Moment zu zerstören. "Ich denke wir sind damit Quitt.", kam es von ihm und auch er lehnte sich an der steinernen Wand zurück. "Du hast meinst gerettet und ich deins.", fügte er hinzu und es kam mir vor, als würde eine komplett andere Person mit mir sprechen. "Wie meinst du das?" Vielleicht sollte es mir peinlich sein, dass ich ihm nicht folgen konnte, doch ich schob es auf meinen aufgewühlten Zustand. "T'Challa?", erinnerte er mich und seufzte dabei. "Wenn du nicht gewesen wärst. Ich weiß nicht. Ich kann nicht mehr so kämpfen wie damals... Es ist als würde mich etwas blockieren. Und um ehrlich zu sein...bin ich froh darüber.", gestand er. Vor meinem inneren Auge verlief die beschriebene Situation ab. Ich hatte eingegriffen als ich der Meinung war es tun zu müssen. Hätte ich es nicht getan...Weiß Gott was dann passiert wäre. "Du meins, ich deins also.", murmelte ich. "Ich schätze...Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein.", meinte ich. Er nickte stumm und schien angestrengt nachzudenken. "Ich weiß, du willst es vielleicht nicht hören... aber Danke. Ohne dich wäre ich vermutlich nicht mehr hier.", flüsterte ich leise und wagte es wieder ihm in die Augen zu schauen. Dieses Mal begegneten mir nicht diese kalten, beinahe mordlustigen Augen. Es schien als würde der Eiskönig auftauen, bereit dazu sich mir zu öffnen. Die Frage war nur, ob ich dazu bereit war. Mein Herz schlug immer noch in einem unglaublich schnellem Tempo und dieses mal war das nicht meiner fehlenden Atmung geschuldet. Er erwiderte meinen Blick und trug damit nicht gerade zu einer Pulssenkung meinerseits bei. "Du meins, ich deins.", wiederholte er, als wäre das ein Mantra zwischen uns beiden und reichte mir dabei die Hand. Ich zögerte, schließlich war er der Mann, der vor einige Jahren noch unschuldige Menschen in den Tod gerissen hatte. Doch, hatte ich eine Wahl? Er war meine einzige Hoffnung. Steves Freund. Und offenbar...mein Beschützer. Entgegen meines Verstandes nahm ich seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen. "Wir müssen hier weg Zuckerpuppe.", sagte er, als wäre das bereit sein ausgewählter Spitzname für mich. Ich nickte und schaute mich wachsam um. Es war ein Wunder, dass wir nicht bereits von Tony und seinen Teamkollegen erwischt worden waren. "Ich habe auch schon eine Ahnung wo wir uns verstecken können.", erwiderte ich und zog ihn ins Dickicht.
Einige Stunden und hetzerische Laufminuten durch das Dickicht später, waren wir bei meinem Ziel angekommen. Vor uns erstreckte sich eine moderne Holzhütte gen Himmel. "Das hältst du für ein sicheres Versteck?" Barnes schien nicht sehr überzeugt. Ich warf ihm einen genervten Blick zu. "Hast du eine bessere Idee?", konterte ich. Als keine Antwort kam, schlug ich kurzerhand ein Fenster ein und öffnete es von innen, sodass wir hindurchklettern konnten. Drinnen schaute ich mich um. Das Haus war groß, die Möbel mit weißen Laken abgedeckt, damit sich auch ja kein Staub durch die teuren Stücke schleichen konnte. Es kam mir vor, als wäre ich eine Ewigkeit nicht hier gewesen, dabei hatte ich fast meine halbe Kindheit hier verbracht. Aus irgendeinem Grund hatte Tony "Urlaub" in Deutschlands Wäldern damals immer sehr "idyllisch" gefunden. Dabei hätte er uns auch einfach ein haus in den Rocky Mountains kaufen können. Pure Ironie, dass er ausgerechnet hier eine Ferienunterkunft errichtet hatte. "Ich war hier oft als ich klein war.", erzählte ich während ich bedächtig über die alten Holzwände strich. "So lange ist das dann anscheinend nicht her .", antwortete Barnes, der sich ebenfalls mit großen Augen umschaute. "Tze, und das kommt gerade von jemandem der über 100 Jahre alt ist.", gab ich forscher zurück als ich wollte. "Zu meiner Zeit konnten sich das nur die reichen Ausbeuter leisten.", antwortete er und bedachte mich mit einem undurchdringbaren Blick. "Vielleicht solltest du deine gottverdammten veralteten Prinzipien mal überdenken.", schoss ich zurück und vergaß dabei, dass sein Kommentar wohl nur Spaß war. Mit einem mal schien es so, als hätte ich die Mauer, die seit der Rettung seinerseits zwischen uns eingerissen war, wieder aufgebaut. Kälte schlug mir entgegen als ich seine blauen Augen suchte. "Du weißt nichts über mich.", entgegnete er und rückte bedrohlich näher. Er wollte spielen? Den Gefallen würde ich ihm gerne tun. "Und du weißt nichts über mich.", gab ich zurück. "Du gibst dir selbst das Recht über mich zu urteilen, dabei bist du nichts weiter als ein alter, verbitterter...Verbrecher." Das letzte Wort war einfach so aus mir herausgeschossen, als hätte ich es schon lange im Sinn gehabt. Das war jedoch zu viel für Barnes. Mit einem großen Schritt war er direkt vor mir und drückte mich mit seinem Gewicht gegen die dünne Holzwand. Uns trennten nur Millimeter voneinander. Die Luft um uns herum war explosiv. Man konnte es förmlich knistern hören. "Pass auf was du sagst.", warnte er mich und durchbohrte mich mit seinem eisernen Blick. Es war als hätte sich in ihm ein Schalter umgelegt. Der Bucky, der mir vorhin noch zu Seite gestanden hatte, hatte sich verabschiedet. Ich wollte mich jedoch nicht von ihm zur Schnecke machen lassen. "Ich habe keine Angst vor dir.", stellte ich klar und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Sein Gesicht war dem meinem so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte. Die Spannung schien ihren Höhepunkt zu erreichen als ich nach ein paar Minuten der Stille sagte: "Du lässt niemanden an dich heran und du schämst dich dafür.". Erst verharrte er in seiner Position, schien jeden Winkel meines Gesichts zu erkunden und schaffte es dann doch mich vollkommen die Kontrolle verlieren zu lassen. Plötzlich bewegte sich sein Gesicht auf meines zu. Innerhalb von Sekunden hatte er seine Lippen auf meine gepresst, vereinte das, was nicht zusammengehörte und verpasste mir damit eine Gänsehaut. Das schlimme war nicht er...Das Schlimme war, dass ich den Kuss erwiderte und mich vollkommen darin verlor.
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Desire - Bucky Barnes
FanfictionMan könnte Eleanor als eine weibliche Kopie ihres Vaters bezeichnen. Genau wie Tony Stark ist sie sarkastisch, ehrgeizig und einfach nicht kleinzukriegen. Allerdings stößt auch die taffe Elle an ihre Grenzen als sie auf den unnahbaren und kämpferisc...