Schneller als ich gucken konnte, musste ich meine sieben Sachen packen und meine übrig gebliebene Ausrüstung zusammensuchen. Ich war gerade dabei den Reißverschluss meines Rucksacks zuzuziehen, da klopfte es an meine Tür. "Ist offen.", rief ich und war nicht überrascht als ich James im Türrahmen stehen sah. Ich hatte es in den letzten Stunden vermieden weiter mit ihm zu sprechen. Jedes Mal wenn ich ihm in die Augen schaute spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust, der einfach nicht aufhören wollte. "Ich bin gleich fertig.", murmelte ich in seine Richtung und zog den Verschluss des Rucksacks doch noch einmal auf, um ein Buch reinzustopfen. Meine Ausgabe von Jane Austens Stolz und Vorurteil wollte ich nicht noch einmal hier zurücklassen. Ich wusste nicht wann und ob ich überhaupt jemals wieder hierher zurückkehren würde. Bucky beobachtete mich wie ich meinen Rucksack schulterte und einen letzten Blick durch das Zimmer schweifen ließ. Plötzlich hatte ich das Gefühl etwas völlig hinter mir zu lassen. "Geht es dir gut?", fragte der Winter Soldier plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. "Das spielt keine Rolle. Wir haben etwas zu erledigen und ich denke...solange gelingt es mir meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen.", antwortete ich und wollte an ihm vorbeigehen, doch er hielt mich am Arm fest. Nicht ein Wort kam über seine Lippen. Er schaute mir nur unablässig in die Augen, als würde er mit ihnen versuchen zu kommunizieren. "Bucky...", hauchte ich und legte eine Hand an seine Wange. Sein Warmer Atem streifte meinen als er meinem Gesicht Centimeter für Centimeter näher kam. Ich konnte seine weichen Lippen beinahe schon spüren, doch ein Rufen ließ uns auseinanderfahren. "Eleanor?" Steve stieß die Tür auf und wirkte etwas überrascht als er James in meinem Zimmer stehen sah. Ich hatte in letzter Sekunde etwas Abstand zwischen uns gebracht und warf mir nun erneut den Rucksack über die Schulter. "Wir können gehen.", meinte ich und war die erste die durch den Türrahmen trat. Stumm wartete ich, das die beiden mir folgten und schloss dann die Tür hinter ihnen. Das war dort geschehen war, würde nun für immer darin verschlossen bleiben.
Etwa eine Stunde später saßen wir zu dritt in dem riesigen Quinjet. Stumm schaute ich auf die Landschaft unter uns und fragte mich wie lange es wohl dauern würde, bis wir an unserem Ziel ankommen würden. "Was passiert jetzt mit euren Freunden Steve?", hörte ich James fragen und schluckte schwer. "Was auch geschieht...Ich lebe damit.", antwortete Steve, der im Cockpit das Jet flog, und jagte mir damit eine Gänsehaut den Rücken hinauf. Es waren unsere Freunde von denen er dort sprach. Erneut musste ich mich zusammenreißen, konnte jedoch nicht verhindern, dass mein Körper kurz zu zittern begann. Bucky, der neben mir saß, bemerkte meine Aufregung und legte unauffällig seine Hand auf meine. Augenblicklich fuhr sich mein Puls herunter und ich konnte wieder freier atmen. Ein scheues Lächeln war der Dank an James. Mehr konnte ich...durfte ich nicht tun. "Es wird alles gut werden. ich verspreche es dir.", flüsterte Bucky und ließ mein Herz erneut höher schlagen...
Der Flug dauerte bereits einige Stunden an und das schlechte Wetter machte uns schwer zu schaffen. Ein strömender Regen hatte eingesetzt und tief hängende Wolken erschwerten uns jeglichen Blick in die Ferne. Ich hielt es nicht mehr aus nur tatenlos herumzusitzen und schnallte mich kurzerhand ab, um mir ein wenig die Beine zu vertreten. Steve, der auf Buckys drängen hin eine Pause eingelegt und ihn ans Steuer gelassen hatte, folgte mir unter dem wachsamen Blick von seinem Freund. Das Jet war zwar kein riesiges Flugzeug, jedoch hatte es einen langen "Flur" den ich rauf und runter ging. Mein Problem war einfach. Ich hatte schlichtweg zu viel zeit zum Nachdenken und driftete immer wieder in Erinnerungen ab. Buckys Arm um meine Taille geschlungen, sein Lächeln, das mir Schmetterlinge verpasste, die ich in meinem ganzen Leben noch niemals so empfunden hatte. "Du konntest es noch nie leiden wenn du stillsitzen musstest.", bemerkte Steve, der an der Wand lehnte und mich wahrscheinlich beobachtet hatte, wie ich meinen Gedanken nachhing. Ich blieb stehen und warf ihm ein schwaches Grinsen zu. Ich hasste es meine Gefühle so derartig überspielen zu müssen, doch ich hatte keine andere Wahl. "Wenn alles vorbei ist...dann werden wir wieder richtig glücklich sein.", meinte er, stieß sich von der Wand ab und nahm meine Hand. Ich erstarrte kurz als ich seine Berührung spürte, zwang mich dann jedoch zu einem Lächeln und drückte seine Hand. "Ich frage mich bloß ob es all das wert war Steve." Hätte er diesen Kampf nicht begonnen, hätte es keine unschuldigen Toten gegeben. Und Barnes und ich? Wir hätten uns einander niemals so anvertraut. "Das ist es. Das weiß ich. Ich hoffe nur, dein Vater wird das eines Tages auch erkennen.", antwortete er und strich mir mit dem Daumen hauchzart über das Handgelenkt. "Er ist ein Sturkopf, genau wie du Steve.", meinte ich. "Aber er kämpft für das was er liebt.", entgegnete Cap. "Und das werde ich auch tun.", fügte er hinzu und schaute mir tief in die Augen. Wieder spürte ich ein Zwicken in meiner Brust und eine kleine gemeine Stimme brüllte mir schlimme Dinge ins Ohr, die jedoch niemand außer mir hören konnte. "Ich setze mich wieder hin.", murmelte ich und machte ein paar Schritte vorwärts, doch Steve hielt meine Hand fest. "Eleanor?" Ich blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. "Ich liebe dich." Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war froh ihn in diesem Moment nicht ansehen zu müssen. "Ich dich auch.", antwortete ich, wollte mich erst zu ihm umdrehen, entschied mich dann jedoch anders. Zu groß war das Risiko. Der Schmerz in meinen Augen würde mich verraten, dessen war ich mir sicher. Bucky beobachtete mich als ich mich auf meinen Platz setzte und emotionslos aus dem Fenster starrte. Ich wusste, er wollte in diesem Moment so vieles sagen, doch er konnte nicht.
Etwa eine Stunde später setzte das Quinjet auf dem weißen Schneeboden auf. Ich streckte mich ausgiebig und stieß dann die Tür des Jets auf. Kalter Wind schlug mir entgegen und machte mir bewusst, worauf ich mich hier eingelassen hatte. Ich sprang die Stufen herunter und musterte die Umgebung. Sowohl Bucky als auch Steve trat neben mich. Hier würde unser Abenteuer ein Ende finden.
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Desire - Bucky Barnes
FanfictionMan könnte Eleanor als eine weibliche Kopie ihres Vaters bezeichnen. Genau wie Tony Stark ist sie sarkastisch, ehrgeizig und einfach nicht kleinzukriegen. Allerdings stößt auch die taffe Elle an ihre Grenzen als sie auf den unnahbaren und kämpferisc...