Kapitel 17 - Der Psychiater

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"Eleanor, lass mich mit ihm reden." Steve legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter. Nur widerwillig beendete ich den unausgesprochenen Blinzelwettkampf mit meinem Vater und hockte mich genervt an den Konferenztisch. Die anderen verzogen sich, um nicht auch noch Teil dieser Diskussion zu werden. "Ich will keine Schwierigkeiten machen.", wendete sich mein Freund an Tony. Dieser zuckte lustlos mit den Schultern. "Weiß ich, weil du ein sehr höflicher Mensch bist." Wow, was ne Antwort und der Blick der dazu auf mir lag schrie förmlich "Und du nicht!". "Wenn ich sehe, dass etwas falsch läuft, kann ich es nicht ignorieren. Manchmal wünschte ich, ich könnte es." Mein Vater schüttelte den Kopf. "Hör auf zu lügen Rogers. Ich würde Bonnie und Clyde nur zu gerne ziehen lassen, aber das kann ich nicht. Wir brauchen euch hier.", antwortete er und bedachte Steve mit einem eindringlichen Blick. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Klingt fast so als wärst du verzweifelt.", gab ich schadenfroh von mir. Mein Vater drehte sich zu mir um. "Nein, das bin ich nicht. Es ist nur...Noch ist nichts irreparables geschehen. Wenn Rogers unterschreibt, machen wir die letzten 24 Stunden ungeschehen und Barnes kommt in eine amerikanische Anstalt statt in den Knast in Wakanda." Tony wusste ganz genau wie er Steve zum Nachdenken bringen konnte. Allein die Erwähnung von Bucky lockerte Steves Gesichtszüge. Der Avenger nahm den Füller in die Hand, den mein Vater ihm zuvor angeboten hatte. "Ich sage nicht das es unmöglich ist." Er drehte den Füller in seiner Hand. "Es müsste Sicherheiten geben.", fügte er hinzu, woraufhin Tony ihm natürlich sofort zustimmte. "Sobald das PR-Feuer gelöscht ist, können die Dokumente ersetzt werden. ich beantrage, dass du und Wanda wieder eingesetzt werden." Hatte ich richtig gehört? "Wanda? Was ist mit ihr?", fädelte ich mich wieder in das Gespräch ein. Tony hob beschwichtigend die Hände. "Es geht ihr gut, sie wurde im Hauptquartier unter Arrest gestellt und Vision ist bei ihr.", antwortete er als wäre das das Normalste der Welt. "Dad ist das dein Ernst?", entfuhr es mir schockiert. Steve ging es anscheinend ähnlich, denn er stellte sich hinter meinen Stuhl und legte mir seine Hände auf die Schultern. "Mein Gott Tony. Jedes mal wenn ich denke du hast es endlich verstanden..." Mein Vater ließ ihn gar nicht ausreden. "Das ist ein 40 Hektar Grundstück mit einem riesigen Pool und einem Kino. Es gibt schlimmere Orte, um Leute zu beschützen.", erwiderte er mit so einer Selbstverständlichkeit, dass ich richtig sauer wurde. "Beschützen? Wanda einzusperren, obwohl sie sich wahrscheinlich schon selbst so fertig macht, das nennst du beschützen? Du bist echt unglaublich, wirklich." Cap nickte zustimmend. "Für mich grenzt das schon an Internierung." Tony rollte mit den Augen. "Sie ist keine Amerikanerin und es gibt nun mal kein Visum für Massen..." Ich hob die Hand. "Stopp! Wag es nicht das auszusprechen.", drohte ich ihm. Wanda war keine Mörderin. Sie war gebrochen und völlig verletzlich, da ihr etwas tragisches widerfahren ist, was sie nicht hatte ändern können. Sie hatte diese Menschen nicht mit Absicht ermordet und sie war auch kein böser Mensch. "Sie ist fast noch ein Kind Tony!", schrie Steve ihn mittlerweile an. "Jetzt mach aber mal einen Punkt!", brüllte mein Vater zurück, sodass die Glaswände des Raumes gefährlich wackelten. "Ich tue einfach was nötig ist, um schlimmeres zu verhindern.", fügte er etwas ruhiger hinzu. Ich stieß ein sarkastisches Lachen aus. "Hast du nicht vorhin zu Steve gesagt er lügt? Vielleicht fängst du mal bei dir selber an.", entgegnete ich und stand auf. "Rede dir das alles nur schön weiter ein Tony." Steve griff nach meiner Hand. "Komm Süße, wir gehen." Mit einem letzten Blick auf meinen Vater drehte ich mich um und war schon halb durch die Tür, als Steve sich noch einmal an Tony wendete. "Und den hier, kannst du behalten." Er schmiss den Füller zurück auf den Glastisch und folgte mir. "Geht's dir gut?", erkundigte ich mich bei ihm und strich ihm sanft über seine Wange. Er legte seine Hand auf meine und streifte mir eine Locke hinters Ohr. "Solange du hier bist.." Lächelnd küsste ich ihn und schmunzelte dabei. Steve war manchmal wirklich unglaublich süß. "Das ist mir schon wieder zu viel Liebe hier.", meldete sich Sam neckend zu Wort. "Halt die Klappe.", antwortete ich und ließ mich neben ihn fallen. Derweil betrat Sharon den Raum und  hielt dem ehemaligen Fallschirmjäger ein Blatt Papier hin. "Hier, da hast du noch was über das du dich aufregen kannst." Ihr Blick begegnete meinem. Hatte sie damit etwa Cap und mich gemeint? "Was ist das?", fragte ich sie und deutete auf den Zettel, den Sam ihr gerade aus der Hand nahm. "Die Quittung für eure Ausrüstung.", antwortete sie knapp. "Vogelkostüm?" Sam warf ihr einen empörten Blick zu. Sharon hob entschuldigend die Hände. "Ich hab es nicht geschrieben!", verteidigte sie sich und warf einen Blick auf Steve. Eine Sekunde zu lang für meinen Geschmack. Mit einem Knopfdruck ließ sie eine Live-Aufnahme der Überwachungskameras von Buckys Zelle auf einem der großen Flachbildschirme erscheinen. "Ein Psychologe ist gerade da, um ihn zu begutachten.", sagte sie und beobachtete was auf dem Bildschirm geschah. "Als wäre er ein Tier aus dem Zoo.", flüsterte ich. Steve nahm den Blick nicht einmal von den Überwachungskameras und auch ich lauschte den Worten des Psychologen. Komischerweise machte er seine Arbeit recht schlecht, denn er drang kaum zu Barnes durch. Mein Blick fiel auf ein paar schlecht gemachte Überwachungskamerafotos, die anscheinend Barnes in irgendeiner Straße zeigten, vermummt und vermutlich kurz vor dem Attentat in Wien. "Warum hat die Task-Force überhaupt diese Fotos veröffentlich?", fragte ich und strich über die Fotos. "Vielleicht damit man so viele Augen wie möglich da draußen hat?", antwortete mir Sharon spitz. Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber ihre Freundlichkeit, die sie mir gegenüber bei Peggys Beerdigung an den Tag gelegt hatte, war wie weggeblasen. "Genau, gut um jemanden aus der Deckung zu locken. Zünde eine Bombe und leg ein Foto dazu und sieben Milliarden Menschen halten Ausschau nach dem Winter Soldier.", spann Cap meinen Gedanken weiter. Mit einem Mal wirkte Sharon plötzlich fast überzeugt. "Dann hat ihm jemand etwas angehängt, um ihn zu finden." Sam schüttelte neben mir den Kopf. "Wir haben zwei Jahre ohne Erfolg nach ihm gesucht.", meinte er. "Ihr habt aber nicht die UN bombardiert. Das erregt ne menge Aufsehen.", hielt ich dagegen. "Der, der ihn reinlegt schnappt ihn deswegen noch nicht. Aber wer ihn dann sicher schnappt...sind wir." Ich hörte ihr schon gar nicht mehr zu, denn ihr Gerede langweilte mich. Das brachte uns nicht weiter, es müssten Taten folgen. Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich starrte wie gebannt auf die Überwachungskameras. Bevor ich meine Gedanken äußern konnte, gab es einen lauten knall und Dunkelheit umhüllte uns. Sofort war ich Alarmbereitschaft. "Ich brauche Sichtkontakt zu Barnes!", fluchte Ross gerade die ganze Abteilung zusammen. Ich wechselte einen schnellen Blick mit Steve. "5. Untergeschoss Ostflügel!", rief Sharon. Gemeinsam mit Steve und Sam machte ich mich auf den Weg. Da unten ging etwas vor sich und zwar nichts gutes.

Desire - Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt