Kapitel 20 - Allein mit Barnes

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"Also Barnes." Ich ließ mich neben den ehemaligen Hydra-Schützling sinken. "Was hast du die letzten 70 Jahre so getrieben als die ganze Welt versucht hat dich zu finden? Von deinem bekloppten Auftritt vor zwei Jahren mal abzusehen..." Der Dunkelhaarige rollte mit den Augen und dachte vermutlich nicht mal daran mir eine vernünftige Antwort zu geben. Zugegeben, ich genoss es ihn auf die Palme zu bringen. Einerseits, weil es einfach nicht schwierig war, denn sein Gesichtsausdruck verriet sofort wenn ihm etwas nicht passte, andererseits, weil er meiner Meinung nach auf einem zu hohem Ross saß. Er spazierte, trotz seiner Vergangenheit, mit einer gewissen Arroganz durch die Gegend, die mich rasend machte. Und doch hatte er etwas an sich, was mich zu interessieren schien. Cap und Sam waren vor einer Weile aufgebrochen, um Verbündete zu kontaktieren, während ich Babysitter spielte. "Hast du keine Missionen vorzubereiten, Stark?", gab er genervt von sich. Tze. Ich musste mich bemühen, um nicht mit dem Kopf zu schütteln. Wer zum Teufel dachte jetzt schon an Missionen? Nur wegen ihm saßen wir hier knietief in der Scheiße. Ich wusste es war falsch ihm die alleinige Schuld an dem ganzen Schlamassel zu geben und doch redete ich es mir ein. Vielleicht, weil es einfach leichter war. Tief in meinem Inneren wusste ich jedoch, dass nicht nur einer allein Schuld an dem Streit hatte, der sich mit immer schneller werdenden Schritten anbahnte. "Du hältst dich auch für wahnsinnig toll was?", antwortete ich nicht weniger unfreundlich und unterdrückte dabei ein genervtes Aufstöhnen. "Wenn du keine anderen Probleme hast?", murmelte er in seinen Dreitage-Bart. Dieses mal konnte ich meine Reaktion nicht unterdrücken und rollte mit den Augen. "Normale Gespräche kann man mit dir jedenfalls nicht führen.", stellte ich fest, hob einen am Boden liegenden Stein auf und versuchte damit einen der nahegelegenen Pfeiler zu treffen. "Dafür bin ich auch nicht hier. Im Gegensatz zu dir.", entgegnete er. Wieder spürte ich die unnahbare Kälte von ihm ausging. Es war, als würde er nie etwas freudvolles fühlen. "Was willst du damit sagen Barnes?" Glaubte er ich wäre zum Spaß hier? Als er nicht antwortete wurde ich langsam wütend. "Ich rede mit dir.", herrschte ich ihn an und erschrak aufgrund seiner schnellen Reaktion. Blitzschnell hatte er mich gepackt und hielt mir die Hände über den Kopf während er mich gegen eine Wand presste. "Hast du sie noch alle?", spie ich ihm entgegen und schenkte ihm einen bösen Blick. Er reagierte nicht, sondern schaute mich aus seinen eisblauen Augen aus kalt an. Mit aller Kraft versuchte ich mich zu befreien, doch sein Griff war zu stark. "Was ist dein Problem?", brüllte ich ihn an. "Ich werde nicht schlau aus dir." Ich stieß ein ironisches Lachen aus. "Du wirst nicht schlau aus mir?! Glaubst du nicht, es würde umgekehrt mehr Sinn machen?" Er legte den Kopf schief und musterte mich von oben bis unten. "Warum hast du Steve belogen?" Wieder ging er nicht auf meine Frage ein, sondern machte seine eigenen Regeln. Es dauerte etwas bis ich wusste, worauf er anspielte. Wieder kochte Wut in mir hoch. "Es war zu seinem Besten.", antwortete ich und reckte mein Kinn beinahe trotzig nach oben. "Das ist kein Grund." Buckys Augen bohrten sich, wenn überhaupt möglich, noch mehr in meine und ließen mich völlig darin versinken. "Warum interessiert dich das. Er hat dich gesucht und gefunden. Was vor zwei Jahren passiert ist, spielt jetzt keine Rolle mehr." Er schüttelte mit dem Kopf. "Hast du es nicht vielleicht doch für dich getan, anstatt für ihn?" Ich verstand nicht was er damit meinte. Der Mann sprach in Rätseln und das nicht auf die positive Art. "Du hattest Angst.", führte er seinen Gedanken weiter. Mein Herz schlug schneller als er mir näher kam. "Das ist nicht wahr Barnes und das weißt du. Ich liebe Steve und ich würde niemals etwas tun was ihn verletzen könnte.", widerlegte ich seine These und haderte dabei innerlich mit mir selbst. Hatte ich ihn mit meiner Lüge nicht doch verletzt? Würde es ihm besser gehen, wenn er wüsste, dass Bucky ihn damals aus dem Fluss gezogen und ihm somit das Leben gerettet hatte? "Du liebst ihn nicht." Vier Worte die mich mehr trafen als sie sollten. Wieder packte mich die blanke Wut. "Was gibt dir das recht sowas zu sagen und über mich zu urteilen?!", blaffte ich ihn an. Meine Beziehung ging ihn schließlich nichts an. Erneut legte er den Kopf schief. "Du magst ihn...sehr, aber du belügst dich selbst.", sagte er ruhig und brachte damit das Fass zum Überlaufen. "Lass mich sofort runter Barnes.", sprach ich mit einem drohendem Unterton. "Sonst was?", provozierte er und hielt meinem eisigen Blick stand. So viel Kälte, wie mir in diesem Moment entgegenschlug hatte ich noch nie gespürt und doch...tief in meinem Herzen spürte ich Mitleid für Bucky. Sekunden verstrichen, vielleicht waren es sogar Minuten in denen wir uns gegenseitig anstarrten und versuchten im jeweils anderen etwas zu lesen. "Es lässt dich nicht besser fühlen.", flüsterte ich nach einer halben Ewigkeit. Er sagte nichts sondern betrachtete mich nur weiter und ließ seinen Blick über mein Gesicht wandern. "Ich habe viele Leben zerstört. Ich will nicht noch eines mehr dazuzählen.", antwortete er leise und schaute mir tief in die Augen.

"Was wird das, wenn man fragen darf?", erklang Sams vorwurfsvolle Stimme. Vor Schreck ließ Bucky mich sofort los und nur mühsam fand ich wieder Halt auf dem festen Boden. Ich war noch ganz durch den Wind von Barnes Worten und musste meine Gedanken erst wieder sortieren, bevor ich auf Sams Frage reagieren konnte. Was hatte Bucky damit gemeint? Leben zerstören? "Wir haben nur ein wenig trainiert.", hörte ich mich in Sams Richtung sagen. "Offenbar..." Ich warf Bucky einen eindringlichen Blick zu. "Hat Barnes mich geschlagen." Prima Ausrede. Einen Schulterklopfer war diese jedenfalls nicht wert gewesen. "Vertagt eure Zankerei auf später. Wir müssen los.", entgegnete der Dunkelhäutige und erklärte mir unterwegs, dass Sharon uns wohl unsere Ausrüstung zurück beschaffen würde. Im Auto ließ ich Sam den Vortritt und hockte mich auf die Rückbank, gefolgt von Barnes, dem das Ganze ebenso wenig gefiel wie mir.

Am Treffpunkt angekommen stand Sharon schon an ihren Wagen gelehnt und schien bereits auf uns zu warten. "Soll ich mitkommen?", fragte ich Cap und legte ihm von hinten eine Hand auf Schulter. Er ergriff sie kurz, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf. "Nein schon gut. Ich regele das allein." Etwas angefressen lehnte ich mich im Sitz zurück. Es gefiel mir nicht Sharon alleine mit Steve zu sehen. Meine Eifersucht steigerte sich mit jedem Schritt den er sich ihr näherte. "Eifersüchtig?", kam es von Barnes während er ebenfalls gespannt aus dem Fenster starrte. "Keineswegs.", gab ich genauso trocken zurück, wie er mir sonst immer antwortete und vermied es ihn dabei anzusehen. Er würde sofort bemerken, dass ich log. "Ich kann nicht verstehen was sie sagen!", beschwerte ich mich keine zwei Minuten später. "Warum interessiert dich das so?" Sam grinste mir vom Rückspiegel aus zu. "Vielleicht deswegen.", entgegnete Barnes und zeigte nach vorn. Im nächsten Moment gefror mir das Blut in den Adern. Sharons Lippen lagen auf Steves.

Desire - Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt