Kapitel 13 - Explosion in Wien

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"Wie ich dieses Mediengetummel hasse!", grummelte ich in Natashas Richtung und schob mir demonstrativ eine große Sonnenbrille auf die Nase. "Ob du dir das Ding ins Gesicht schiebst oder nicht. Die erkennen dich so oder so.", gab sie zurück und stieg als erste aus dem SUV aus, der uns zur Tagung der vereinten Nationen in Wien gebracht hatte. Wie erwartet schlug mir ein regelrechtes Blitzlichtgewitter entgegen was mich blinzeln ließ. Die verschiedenen Presseleute ignorierend, ging ich schnurstracks auf den Eingang des Politbüros zu, um jeglicher Fragerei aus dem Weg zu gehen. Ich war das letzte Mal vor zwei Jahren medial so präsent gewesen, als die Welt von Steve und mir erfahren hatte. Daran hatte ich keine schönen Erinnerungen. Ständig wollten die Leute alles wissen, lauerten mir überall auf und steckten ihre Nase in Angelegenheiten, die sie nichts angingen. Ein besonders hartnäckiger Reporter umging die Sicherheitsmänner und folgte mir beinahe unbemerkt hinter der Absperrung. "Miss Stark, einen Kommentar zur aktuellen Situation bitte." Ich wank ohne ein Wort zu sagen ab, rechnete jedoch nicht mit seiner Hartnäckigkeit. "Verweigern Sie auch einen Kommentar bezüglich der Gerüchte um Captain America und seine neue Freundin?" Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen und starrte den grinsenden Journalisten an. "Wie bitte?" Ich ging drohend auf ihn zu und beachtete Natasha nicht, die mir von hinten am Arm zog. "Oh...ich wollte Sie nicht ins kalte Wasser schmeißen. Man hörte und las es nur in der Presse aus London. Anscheinend wirkte er mit einer ehemaligen S.H.I.E.LD. Agentin sehr vertraut. Zu vertraut. Kein Wunder, nach der Zersplitterung der Avengers in zwei Lager. Es ist sicherlich nicht einfach für ihn." Seine Worten trafen mich mehr als sie sollten. Innerlich wusste ich, dass der Mann nur hoffte eine gute Story zu bekommen, doch mir brannte eine Sicherung durch. Der Streit mit meinem Vater, Peggys Beerdigung, Sharon, das Sokovia-Abkommen...alles wurde mir zu viel. "Sie lügen!", schleuderte ich ihm laut entgegen und wollte auf ihn losgehen. "Eleanor! Reiß dich zusammen!", fauchte Natasha und hielt mich von hinten fest. "Sie haben keine Ahnung! Halten Sie Ihre Nase aus unseren Angelegenheiten raus", schrie ich und ließ mich von Natasha wegzerren. "Hast du sie noch alle?", fuhr sie mich sogleich an. "Ob ich sie noch alle habe? Hast du dich das vielleicht mal selbst gefragt?!", gab ich wütend zurück während wir das Gebäude betraten und die Sicherheitsschranken durchquerten. "Ich frag mich sowieso schon die ganze Zeit, wieso ausgerechnet ich hier bin. Dieses Tam-Tam hier ist doch völlig bescheuert! Die wollen einen Vertrag gegen uns abschließen, den ich im übrigen nicht unterstütze, und lassen es zu, dass sämtliche Medien der Welt sich hier versammeln und uns auf den Geist gehen!", regte ich mich weiter lautstark auf, als wir zu zweit den Konferenzraum betraten. "Anscheinend sind die das Rampenlicht ebenso wenig gewohnt wie ich.", meldete sich eine fremde Stimme hinter mir zu Wort. "Und wer bitte stellt so eine Vermutung an?", antwortete ich leicht gereizt und drehte mich um. Zu sehen bekam ich einen schwarzhaarigen, dunkelhäutigen Mann, der höchstens ein paar Jahre älter als ich sein konnte. Natasha verpasste mir unbemerkt einen tritt. "T'Challa, Sohn des Königs T'Chaka von Wakanda. Es freut mich sehr sie kennenzulernen." Sie schüttelte die Hand unseres Gegenübers. Respektvollerweise tat ich das gleiche. Ich wollte den Sohn des Königs schließlich nicht verärgern. So viel Anstand besaß selbst ich. "Sie müssen sich hier wirklich unwohl fühlen, wenn Sie ihren Unmut so laut kundtun.", sprach mich der Prinz erneut an und lachte dabei. "Wenn Sie es genau wissen wollen...Ich wurde hierzu genötigt. Eigentlich sehe ich keinen Grund hier aufzutauchen." Natasha versuchte meine Worte wegzulächeln, doch T'Challa war die Ruhe selbst. Er ließ sich von mir nicht beirren. "Es scheint mir, Sie hegen einen gewissen Groll gegen das Abkommen und seine Unterstützer?" Ich scheute mich nicht davor seine Worte zu bejahen. Ehrlichkeit, war schon immer eine meiner Stärken. "Ich könnte es nicht besser beschreiben. Meine Überzeugung liegt an anderer Stelle. Mir gefällt die Art und Weise hier nicht." Der Prinz nickte und tauschte einen Blick mit Natasha, der es offensichtlich ziemlich komisch vorkam, dass er so ruhig und gelassen reagierte. Sie war sich sicher, dass er uns den blutigen Kampf in Lagos nicht so schnell verzeihen würde. "Ich mag das Abkommen zwar unterstützen, jedoch die Politik nicht. Zwei Menschen in einem Raum können mehr schaffen als hundert.", antwortete er mir und beeindruckte mich damit auf eine seltsame Art und Weise. "Es sei denn man muss ein Klavier transportieren." Ein dunkelhäutiger, älterer Herr trat zu uns. Ich erkannte ihn sofort aus den Nachrichten. "König T'Chaka." Ich reichte ihm die Hand. "Erlauben Sie uns, uns für die Ereignisse in Nigeria zu entschuldigen.", meinte Natasha sofort, nachdem auch sie ihn begrüßt hatte. Auch wenn ich das gesamte Abkommen verabscheute. T'Chaka hatte mein tiefstes Mitgefühl, immerhin hatte er dank unseres Kampfes, eigene Landsleute verloren. "Ich danke Ihnen. Auch dafür, dass Sie alledem zustimmen. Ich bedaure sehr, dass Captain Rogers heute nicht zu uns stößt.", antwortete der König und bedacht mich mit einem eindringlichen Blick. Bevor ich antworten und etwas sagen konnte, dass uns möglicherweise noch auf die Füße fallen konnte, kam mir Natasha zuvor. "Wir teilen ihre Meinung." Sie nickte dem älteren Mann zu. Währenddessen verkündete jemand per Lautsprecher den Beginn der Versammlung. "Die Zukunft ruft. Es ist mir eine Freude. Wir werden uns mit Sicherheit wiedersehen.", verabschiedete sich der Prinz mit einem Blick auf mich. Ich zwang mich zu einem Lächeln und ging dann mit Natasha zu den für uns vorgesehenen Plätzen. "Wir teilen ihre Meinung!", äffte ich sie leise nach und rollte mit den Augen. "Früher hast du nie so rumgeschleimt.", fügte ich hinzu. "Das war auch bevor Einwohner seines Landes durch unsere Hand gestorben sind.", antwortete sie mir knapp und richtete den Blick nach vorne aufs Rednerpult. Nachdem einige formale Sachen geklärt waren, bat die Kommission den König von Wakanda nach vorne, um ein paar Worte zu sagen. "Als unser Vibranium genutzt wurde, um eine furchtbare Waffe zu bauen, waren wir in Wakanda gezwungen unser Vermächtnis zu hinterfragen. Die Männer und Frauen, die in Nigeria ums Leben kamen, waren Teil einer Freundschaftsmission eines lange isolierten Landes." Ich lauschte gespannt seinen Worten, konnte jedoch nicht verhindern dass mein Blick ab und zu auf den Prinzen fiel, der etwas abseits von seinem Vater stand und immer wieder einen Blick aus dem großen Glasfenster warf. "Doch werden wir nicht zulassen, dass ein Unglück uns zurückwirft. Wir werden kämpfen, um die Welt zu verbessern, in der wir leben wollen.", fuhr er fort. Ich nickte mit dem Kopf. "Wow." Natasha warf mir einen "Ich hab es dir doch gesagt-Blick" zu. "Ein sehr weiser Mann.", murmelte sie bevor er weitersprach. "Ich danke den Avengers für die Unterstützung dieser Initiative." Während Natasha T'Chakas Blick erwiderte, starrte ich den Prinzen an, der wie es schien, der Rede seines Vaters nicht mehr richtig zuhörte. "Wakanda ist stolz darauf, denen die Hand in Frieden zu reichen..." Weiter kam der König nicht, denn etwas unvorhersehbares passierte. "Alle in Deckung!", brüllte sein Sohn und sprang auf seinen Vater zu, um ihn zu schützen. Nur eine Sekunde später ertönte eine gewaltige Explosion.

Desire - Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt