Wieder herrschte eine Weile Stille zwischen uns. "Ich verstehe dich nicht James.", brach ich die Stille. "Genauso geht es mir mit dir.", gestand er und drehte sein Gesicht zu mir. "Einerseits bist du so verschlossen, bringst mich auf die Palme und könntest mir nicht unähnlicher sein. Andererseits bist du so intelligent, zuvorkommend und selbstlos. Wer bist du wirklich?", sprach ich das aus, was ich schon seit einiger Zeit mit mir herumtrug. "Ich weiß es nicht.", murmelte er leise und doch konnte ich seine Verzweiflung und die dunklen Gedanken ihrer schreien hören. "Ich bin ein Verbrecher, Mörder und Verräter.", fügte er hinzu. "Oh James.", hörte ich mich selber sagen. "Du bist so viel mehr als das. Was braucht es, damit du das endlich erkennst?" Er schüttelte mit dem Kopf und zuckte zusammen als ich nach seiner Hand griff. "Die letzten Wochen und Tage mit dir...sie waren..." Ich brach ab, um nach dem richtigen Wort zu suchen, doch dann entschied ich mich einfach für die Wahrheit. "Wunderschön. Ich habe dich von einer anderen Seite kennengelernt und nun weiß ich es. Das ist der wahre Bucky." Für eine Sekunde dachte ich, ich wäre einen Schritt zu weit gegangen. Doch dann wurde ich mal wieder eines besseren belehrt. Buckys Blick, den er mir zuwarf, war in diesem Moment einfach unbeschreiblich. So viel Wärme, wie in seinen Augen lag, hatte ich schon eine lange Zeit nicht mehr verspürt. "Eleanor...", setzte er an, doch ich hob die Hand und unterbrach ihn. "Nein Barnes. Ich will deine Widerworte nicht hören. Sieh es ein...lass es zu, dass dich jemand...wirklich gern hat." Der letzte Satz hatte es in sich und dieses Mal war ich mir sicher eine Grenze überschritten zu haben. Mit einem Mal war es wieder totenstill im Raum. Man hätte eine Feder auf den Boden fallen hören können. Das Herz schlug mir bis zum Hals und mit einem Mal war mir unendlich heiß. Ich konnte nicht anders als Bucky anzusehen. Den Moment des Augenblicks als ich endlich das ausgesprochen hatte, was mir in der letzten Zeit am meisten auf der Seele gebrannt hatte, in mir aufzusaugen. Seine Ungläubigkeit, dann das Lächeln, dass selbst seine Augen zum strahlen brachte. "Ich...Ich weiß nicht, was ich sagen soll.", stammelte er und zum ersten Mal, hatte ich Barnes aus der Fassung gebracht. Doch statt diesen glorreichen Moment zu genießen, ließ ich mein Herz sprechen und schaltete meinen Kopf aus. "Küss mich einfach.", antwortete ich und hielt die Luft an. Diese Aufforderung war so schnell aus meinem Mund gekommen, dass ich mir über die Konsequenzen keine Gedanken gemacht hatte. Doch in der nächsten Sekunde warf ich all das über Bord. Unbemerkt war Bucky näher herangerückt. Nun konnte ich sein Gesicht im fahlen Mondlicht deutlich vor mir sehen. "Bist du dir sicher?", fragte er leise und ließ eine Hand über meine Wange gleiten. Mit klopfendem Herzen nickte ich und griff nach seiner Hand, um sie mit meiner zu verschränken. Langsam, beinahe in Zeitlupe beugte Bucky sich vor und kam meinem Gesicht immer näher. In dem Augenblick in dem unsere Lippen aufeinandertrafen brach ein Feuerwerk in mir aus. Dieses Mal hatte ich keine Zweifel, kein Alkohol war im Spiel und ich war mir vollkommen sicher das richtige zu tun. Leise stöhnte ich auf, presste mich enger an James und spürte wie er seine Hände in meinen Haaren vergrub. Sekunden vergingen, Minuten, vielleicht Stunden. Ich spürte nichts außer Geborgenheit und Wärme, die sich unaufhaltsam in mir ausbreitete. Nach einer bloßen Unendlichkeit lösten wir uns voneinander, nur um uns dann wieder Auge in Auge zu betrachten. Bucky nahm mein Gesicht in seine Hände und legte seine Stirn an meine. Auch ich legte eine Hand an seine Wange und streichelte sanft darüber. All unsere Streitigkeiten, Unterschiede und Ausbrüche gehörten der Vergangenheit an. Wenn in den letzten Wochen eins klar geworden war, dann das wir uns gegenseitig brauchten und füreinander da sein mussten. In diesem Moment waren wir eins. Ich versuchte währenddessen meine Atmung zu kontrollieren. Bucky ging es ähnlich. "Du bist die bemerkenswerteste Frau, die ich je getroffen habe Eleanor.", flüsterte Bucky und streifte mit dem Daumen über meine Unterlippe während er mir unablässig in die Augen schaute. Ich überwand den kleinen Abstand zwischen uns und presste meine Lippen erneut auf seine. Erneut flammte ein Gefühl des Feuerwerks in mir auf und ich hoffte aus tiefsten Herzen, dass James es ebenfalls fühlen konnte. "Ich brauche dich James.", sagte ich leise, nachdem ich mich wieder von ihm gelöst hatte. Wie selbstverständlich, legte er einen Arm um mich und ließ es zu, dass ich mich an seine Brust kuschelte. Ich hörte sein klopfendes Herz und spürte ein Stück zu Hause. Beinahe als wäre ich angekommen. "Ich hätte nie gedacht, dass das passiert.", murmelte er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf während er seine Hand wieder mit meiner verschränkte. "Es gibt so vieles, was ich dir noch sagen will.", fuhr er fort. Ich schaute leicht zu ihm auf. "Warum fängst du nicht gleich damit an?", neckte ich ihn und schmunzelte als er mir einen weiteren Kuss entlockte. "Ich liebe es, wenn du dich mit mir streitest. Deine Locken stehen dir zu Berge und deine Lippen bekommen immer diesen kleinen Schmollmund.", begann er. "Du magst also meinen Mund?", fragte ich keck. "Oh ja." Frech beugte er sich zu mir herunter und biss mir in die Unterlippe nachdem er mich ein weiteres Mal küsste. "Jetzt bist du dran.", forderte er mich auf. "Ich liebe dein Lachen. Es ist ehrlich und es gibt mir das Gefühl...das ich zu Hause bin.", gestand ich und wartete mit klopfendem Herzen auf seine Reaktion. "Sowas hat noch nie jemand zu mir gesagt.", sprach er leise und ich spürte die Rührung in seiner Stimme, ich musste ihn nicht einmal ansehen. "Du bist etwas besonderes. Das habe ich schon gewusst, als ich dich das erste Mal gesehen habe.", fügte er hinzu und drückte mich automatisch enger an sich. "Ich liebe deinen Kampfgeist, deinen Mut und deine freche Zunge.", fuhr er fort und brachte mein Herz erneut zum Hüpfen. "Du verstehst mich.", meinte ich und ich wusste, das war das größte Kompliment, dass ich ihm jemals hätte geben können. Langsam und zögerlich legte er einen Finger unter mein Kinn und ließ mich so zu ihm aufblicken. "Weißt du eigentlich wie schön du bist?", murmelte er und betrachtete mich, als würde er mich zum ersten Mal sehen. Nur mit Mühe konnte ich verhindern rot zu werden. "Ich möchte dich an meiner Seite haben Elle und ich will dass du weißt, wie viel du mir bedeutest." Ich nickte leicht. "Und ich will dir zeigen, wie viel es mir bedeutetet, dass du dich mir gegenüber geöffnet hast." Wieder legte ich eine Hand an seine Wange und betrachtete sein Gesicht. Ich sah all die unsichtbaren Narben, die er von seiner Vergangenheit hatte davontragen müssen, aber ich sah auch sein Lachen, seine Stärke und die unglaublich große Liebe die er in sich trug. "Küss mich nochmal.", forderte er mich auf. Ich schaute ihm tief in die Augen, bis ich meine Lippen mit seinen verschmelzen ließ. Unwillkürlich kletterte ich auf seinen Schoß, ließ meine Hände über seinen Oberkörper wandern und presste mich an ihn. In diesem Augenblick wurde es mir klar, es war kein Moment der Erotik. Es war ein Moment tiefster Verbundenheit, den wir miteinander teilten. Ich spürte es. Es war richtig. Ich hatte es zugelassen und mich geöffnet.
Heftig atmend löste ich mich von Barnes und betrachtete ihn erneut. Gerade als ich ihm noch einen Kuss entlocken wollte, ertönte ein lauter Knall. Vor Schreck rutschte ich von Buckys Schoß und griff nach seiner Hand. Ehe ich mich versah flog die Terrassentür auf. Durch die Dunkelheit konnte ich erkennen wie sich in Gestalt ins Haus schob, die mit schnellen Schritten näher kam. "James.", flüsterte ich und spürte wie er einen Arm fest um mich schlang. Als die Figur schließlich ins Licht trat, brach etwas in mir. Es war Steve, der es innerhalb von Sekunden geschafft hatte unsere kleine, heile Welt, die wir uns mühsam aufgebaut hatten, zu zerstören.
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Desire - Bucky Barnes
FanfictionMan könnte Eleanor als eine weibliche Kopie ihres Vaters bezeichnen. Genau wie Tony Stark ist sie sarkastisch, ehrgeizig und einfach nicht kleinzukriegen. Allerdings stößt auch die taffe Elle an ihre Grenzen als sie auf den unnahbaren und kämpferisc...