𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐𝟗 - 𝐝𝐞𝐥𝐢𝐚

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(Ja... Bin wieder da 😅)

"Kannst du bei mir bleiben? Ich habe Angst... Ich... Habe Angst, wenn du nicht da bist". Ich merke kaum, was ich da sage, aber ich will einfach nur, dass May bei mir bleibt und mich am liebsten weiterhin umarmt. Denn das Gefühl, welches ich hatte, als ich meinen Körper dicht an ihren gedrückt und sie ihre Arme um meine Schultern gelegt hat, will ich keinesfalls vermissen müssen. Ich habe mich selten so sicher und geborgen gefühlt.
-"Ja, das kann ich, Delia... Du kannst aber auch zu mir kommen, wenn du magst...", sagt May und sieht mich dabei durchdringend an. Mein Herz rast schon so, wie vorher, nur mit dem einzigen Unterschied, dass es dies nun tut, weil May mir gerade angeboten hat, dass ich auch zu ihr kommen kann - zu ihr ins Schlafzimmer. Es fühlt sich falsch an, diesen Gedanken zu denken, aber ich glaube, dass meine Panik ohne Mays körperliche Nähe ziemlich schnell zurückkehren wird. Und in dem Moment fühlt es sich für mich so an, als könnte ich in dieser Nacht nur wieder ruhig schlafen, wenn ich dies in Mays Armen tue. Trotzdem klingt dieses Gefühl absurd.
"Ja... Wenn das für dich in Ordnung ist...", frage ich deswegen nur flüsternd und sehe May nicht mehr an. Auch, wenn sie mir praktisch angeboten hat, mit ihr ins Schlafzimmer zu kommen, würde ich mich seltsam dabei fühlen, es einfach zu tun, ohne sie danach zu fragen, ob es für sie in Ordnung ist. Denn für mich wäre es mehr als dies, denn ich bin mir sicher, dass ich immerhin in dieser Nacht ihre körperliche Nähe gut gebrauchen kann.
-"Das ist es...", lächelt May mich mit einem warmen Lächeln auf ihren Lippen an und zaghaft nicke ich, bevor wir beide aufstehen und uns in die Richtung ihres eher kleinen Schlafzimmers bewegen.
In diesem leuchtet ein warmes Licht, welches auf einer Kommode steht und wahrscheinlich ziemlich überfordert sehe ich mich in dem gesamten Raum um, welcher kaum größer ist, als mein Zimmer in der Hütte von meiner Mutter und mir.
Immer noch ein wenig zitternd setze ich mich auf die Bettkante auf der Seite des Bettes, welche zur Tür zeigt und starre auf den Fußboden. Das erste Mal seitdem ich voller Panik aus meinem Albtraum hochgeschreckt bin, denkt mein Gehirn vernünftig, denn plötzlich stelle ich alles infrage. Es ist mir zwar vollkommen klar, dass ich May mag und dass ich mich in ihrer Gegenwart wohlfühle, ihre körperliche Nähe mir ein Gefühl von Sicherheit und Wärme vermittelt. Aber was diese Eindrücke konkret bedeuten, steht mir noch offen und generell frage ich mich, was ich hier tue. Was mache ich hier nur - in dem Schlafzimmer einer Frau, die ich seit nicht einmal einer Woche kenne? Fast wollen mir wieder die Tränen kommen, aber bevor dies der Fall ist, werde ich von May, die sich auf die andere Seite des Bettes legt, unterbrochen.
-"Worüber denkst du nach, Delia?", fragt May mich mit ruhiger Stimme und als ich mich umdrehe, sehe ich, dass sie mich mit schief gelegtem Kopf ansieht und leicht lächelt. Einen ganzen Moment lang betrachte ich May einfach nur dabei, wie sie meiner Meinung nach äußerst ästhetisch auf dem Bett liegt und mich ansieht. Die dunkelbraune Wärme in ihren Augen wirkt einladend. Allerdings auf eine Weise, in der ich einfach nur in ihren Armen liegen und mich an sie kuscheln will. Ich verfluche mein Gehirn dafür, diese Dinge zu denken, aber dennoch mein Herz einfach zu May und nahe bei ihr sein, ihre Wärme spüren will.
-"Delia?", fragt May ein weiteres Mal nach und ich schrecke aus meinen Gedanken hoch, versuche mich dabei fieberhaft an ihre Frage zu erinnern, doch sofort kommt mir diese wieder in den Kopf.
"Ich... Keine Ahnung, irgendwie an alles und gleichzeitig an nichts"
-"Das ist okay, Delia...".
Ich glaube, dass es Mays ruhige Stimme ist, die mir dann doch den Rest und den Wünschen meines Herzens recht gibt und mich dazu bringt, mich müde in das Bett zu legen. Mit einem tiefen Seufzen starre ich an die Zimmerdecke und versuche, nichts zu denken. Ich will für einen Moment einfach nichts in meinem Kopf haben, sondern einfach wieder schlafen. Und mein Herz sagt mir immer noch, wie sehr es wollen würde, in Mays Armen zu liegen und die Wärme ihres Körpers an meinem zu spüren. Nach ein paar Sekunden sehe ich nicht nur deswegen zu der braunhaarigen Frau rechts neben mir. Ich stelle fest, dass ihr freundlicher, wenn aber auch müder Blick schon eine längere Zeit auf mir liegen muss.
"Es tut mir leid... Dass ich so Angst habe... Und so...", schießt plötzlich stockend aus mir heraus und May sieht mich verwirrt an, bevor sie mir mit ihrer Hand ein paar rotblonde Haarsträhnen aus meinem Gesicht streicht.
-"Hey... Das ist doch in Ordnung, Delia... Und ich bin im Momenten wie diesen auch sehr gerne für dich da... Weil mir das wichtig ist, ebenso, wie du mir sehr wichtig bist...". Mays Stimme strahlt pure Ruhe und Fürsorge aus und ich muss lächeln, spüre gleichzeitig aber auch Tränen in meinen Augen. Schließlich habe ich das Gefühl, welches ich in der Gegenwart und insbesondere in unmittelbarer körperlicher Nähe von May habe erst selten bis gar nicht in meinem Leben erleben dürfen. Mit verschwommener Sicht mache ich mir bewusst, dass ich es noch nie erlebt habe, dass mich jemand auf diese Art und Weise beruhigt und mir das Gefühl von extremer Sicherheit und Geborgenheit gegeben hat.
-"Weinst du?", flüstert May leise und kommt meinem Kopf etwas näher. Ihre Augen blicken besorgt und höchst konzentriert in mein Gesicht und als meine Tränen langsam anfangen, zu fließen, können wir uns beide nicht mehr zurückhalten. Kurzerhand drehe ich mich komplett auf meine rechte Seite und somit direkt zu May und auch sie wendet sich mit ihrem Körper mir zu, bevor sie ihre rechte Hand auf meine Schulter legt, mich somit noch näher an sich heranzieht. Mit ihrem Daumen wischt sie vorsichtig meine Tränen weg und ich schulde meine Sentimentalität meinem kompletten Zustand.
"Tut mir leid... Ich bin einfach durcheinander und müde...", entschuldige ich mich mit kratziger Stimme, aber May legt augenblicklich für einen kurzen Moment ihren Zeigefinger an meine Lippen und wispert einfach nur: "Shhhh... Das muss dir nicht leidtun, okay?...". Irgendwie findet diese Aussage sofort ihren Weg in mein Herz und ich sehe in Mays dunkelbraune Augen, die mich mit einem liebevollen Blick mustern. Ich weiß nicht, warum, aber ich wünsche mir in dem Moment wieder nur, May noch näher zu sein und in ihren Armen zu liegen. Und ohne es wirklich kontrollieren zu können, spreche ich diesen Wunsch einen Moment später aus.
"Kannst du mich bitte umarmen?". Ich weiß nicht, warum ich das, was mein Herz und mein Gehirn sich gerade am meisten wünschen, laut ausspreche. Aber May sieht mich nur besorgt lächelnd an und nimmt mich mit einem liebevollen "Natürlich, Delia... Es ist alles gut, Okay?" in ihre Arme.

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