𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑𝟑 - 𝐝𝐞𝐥𝐢𝐚

167 14 5
                                    

(Hier hätten wir wieder einmal eines meiner favourite Kapitel 🥺💓)

Der Wald ist wunderschön und ich merke, dass mir aufgrund der kommenden Sonnenstrahlen kaum noch so kalt ist, wie da, als ich auf diesem alten Holzstuhl auf Mays Terrasse gesessen habe. Vielleicht liegt die Wärme, die mich sowohl von innen, als auch von außen auffüllt, aber auch an der Person mir gegenüber, die mir schon seit einer gefühlten Ewigkeit in die Augen schaut. Mays Blick ist ruhig und liebevoll, aber ebenso voll mit einem Gefühl, welches ich selbst zu gut kenne, es deswegen zu deuten weiß. Der Drang nach körperlicher Nähe. Es muss nicht unbedingt die Extreme davon sein. Aber der Wille, jemanden zu umarmen und ganz nahe bei der Person zu sein und ihre Wärme zu spüren. Plötzlich sieht May wieder weg und tut dies scheinbar ganz bewusst, denn ihr Blick gilt dem sandigen Waldweg. Ich versuche, ihr ins Gesicht zu sehen, doch sie wendet ihren Blick aktiv von mir ab. Ein bisschen kommt mir die Angst, dass ich irgendetwas Falsches gesagt oder getan habe. Oder, dass sie soeben realisiert hat, dass die ganze Sache mit mir bis jetzt ein riesiger Fehler gewesen ist. Schließlich lässt sie es zu, dass ich ihr ins Gesicht sehe. May sieht gedankenverloren, fast schon wieder traurig aus, trotz ihres sanften Lächelns.
"May?", spreche ich sie wieder an, hoffe, dass sie so irgendwie aus ihren Gedanken hinausfindet und in den aktuellen Moment zurückkehrt. Sie sieht mich wieder an, ihre Augen wirken warm, aber aufgrund ihres traurigen Blickes eben befürchte ich, dass dieser Eindruck meinerseits nur an dem rosaroten Sonnenlicht liegt, welches uns von der aufgehenden Sonne am Ende des Weges ins Gesicht scheint. May sieht so traurig und verletzlich aus, wie ich es noch nie zuvor bei ihr gesehen habe und ich kann mir gar nicht erklären, warum diese Emotionen in ihrem Gesicht plötzlich so negativ sind.
"Wir können ja jetzt meinen Vorschlag von heute Morgen umsetzen...", sagt sie plötzlich ruhig und nachdem ich mich an ihre Worte vom frühen Morgen erinnere und lächeln muss, entspannt sich der Ausdruck in ihrem Gesicht auch deutlich. Ich nicke einmal kurz und merke, wie mir ein breites, warmes Lächeln über die Lippen kommt. Sanft legt May ihre Hände auf meine Schultern und sieht mich dabei an. Ich kann die Wärme ihrer Berührungen ganz klar spüren und vor allem in meinem Bauch breitet sich wieder ein angenehmes Gefühl aus, welches im nächsten Moment in meinen ganzen Körper ist. May und ich sehen einander tief in die Augen. Ihre braunen Augen wirken so warm und einladend und strahlen so viel Liebe aus, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nie auf einmal gesehen habe. In meinem Herzen spüre ich trotz Mays Anwesenheit und ihrer Berührungen an meinen Schultern auf einmal eine ganz große Sehnsucht nach ihrer Nähe. Ich spüre die Sehnsucht nach ihrer Körperwärme, nach der Art und Weise, wie sie mich in ihren Armen hält und danach, meinen Kopf einfach an ihrem Oberkörper abzulegen, meine Augen zu schließen und mich geliebt und sicher zu fühlen. Und schon eine Sekunde später spüre ich Mays Arme, die sich um meinen Rücken legen und mich an ihren warmen Körper ziehen. Erst vorsichtig, dann aber deutlich inniger halte ich mich an ihren korallroten Pullover fest und vergrabe meinen Kopf in dem warmen Stoff. Ich kann hören, wie May tief ein und aus atmet und mich mit ihren Händen sanft an ihren Körper drückt. Wieder lege ich meinen Kopf direkt unter ihrem Kinn ab und kann dadurch hören, wie sie bewusst ruhig atmet, aber auch, wie schnell ihr Herz schlägt. Ich seufze tief und nehme dadurch den angenehmen Geruch von May wahr, der mich an einen Sommerabend am Meer erinnert. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen und genieße die Wärme, die mir diese feste und liebevolle Umarmung gibt. Und auch ich versuche die ganze Zeit über, Mays Körper enger an meinen zu ziehen und ihr somit das gleiche Gefühl von Liebe und Geborgenheit zu geben, wie sie es bei mir tut. Trotzdem lösen wir uns nach etwa einer Minute voneinander, wobei meine Hände aber immer noch an Mays Rücken und ihre Hände auf meinen Schultern liegen bleiben. Ich sehe auf und blicke dabei ganz tief in Mays dunkelbraune Augen, in denen ich mich wieder einmal fast verliere. Doch mein Blick wandert weiter über ihr interessantes, meiner Meinung nach perfektes Gesicht und auch zu ihren rosafarbenen Lippen, die in diesem Augenblick so extrem weich, warm und einladend wirken, dass ich sie am liebsten berühren würde. Ich atme tief ein und aus. Es wäre ein großer Schritt, sie jetzt einfach zu küssen und meine Angst davor, dass sie mich trotz unseres Verlangens nach gegenseitiger Nähe wegdrücken oder generell abweisen könnte ist groß. Trotzdem bemerke ich ihr warmes Lächeln und ihren interessiert musternden Blick, der die Bewegungen meiner Augen ganz klar fokussiert hat. Dann treffen sich unsere Blicke wieder und ohne, dass ich es bewusst tun will, kommt einfach ein leicht frech klingendes "Ich habe etwas noch viel Besseres vor..." aus meinem Mund. May sieht mich erwartungsvoll an. Mein Oberkörper berührt ihren und ich spüre an meiner Brust, wie hektisch sie auf einmal atmet und meine Hände auf ihrem Rücken merken, dass sie ein wenig zittert. Dennoch liegt ein Lächeln auf ihren Lippen.
"Darf ich?", hauche ich fast lautlos und sehe wieder von Mays Augen zu ihren so einladend wirkenden Lippen und noch bevor ich irgendetwas sagen oder tun kann nähert sich May deutlich und fast berühren sich unsere Nasenspitzen. Ich spüre ihren warmen Atem in meinem Gesicht und während sich durch Mays Nähe ein warmes Gefühl in meinem Körper ausbreitet, schließe ich meine Augen als würde ich schon wissen, was im nächsten Moment kommen wird.
Vorsichtig legt May ihre Hand, die vorher auf meiner linken Schulter lag, an meinen Hals und nachdem sie mit dem Daumen einmal vorsichtig über meine Wange gestrichen hat, spüre ich schon ihre weichen Lippen auf meinen. In mir bricht eine komplette Explosion aller meiner Gefühle aus. Ich lächle in den Kuss hinein und merke, wie ich in einem positiven Sinne am ganzen Körper zittere, mein Herz dabei vor Freude so schnell rast, wie noch nie zuvor. Der Kuss ist sanft und kaum fordernd, was meiner Meinung nach aber auch besser so ist. Trotzdem ist das Gefühl von Mays weichen Lippen auf meinen wunderschön und wir lösen uns erst nach mehreren Sekunden voneinander. Ich traue mich fast gar nicht, meine Augen wieder zu öffnen, aus Angst, es könnte doch nur ein Traum gewesen sein. Nach einigen Sekunden traue ich mich es dennoch, denn irgendetwas in mir will den Blick in Mays Augen sehen. Ihr Gesicht ist wieder etwas mehr von meinem entfernt, doch ihre Hände liegen immer noch auf meinen Schultern, streichen in kleinen und vorsichtigen Bewegungen darüber. In Mays wunderschönen dunkelbraunen Augen ist nichts anderes zu sehen, als Liebe und Vertrauen und ich muss lächeln.
-"Das war so schön...", flüstert May verzaubert und ich kann trotz ihres herzlichen Lächelns einen traurigen Unterton in ihrer Stimme hören. Ich nicke aber nur, bestätige ihre Aussage aber nochmals mehr durch Worte.
"Das stimmt...", beginne ich und flüstere dann definitiv ruhiger und verliebter klingender "Deine Lippen sind wirklich weich...". May lächelt mich an und unterbricht ihren Blickkontakt mit meinen Augen kurz, um mich von oben bis unten zu mustern.
-"Ich will jetzt die Stimmung nicht zerstören, aber wenn wir den Sonnenaufgang am See noch sehen wollen, sollten wir langsam mal weitergehen...", meint May, bleibt dabei aber trotzdem noch dicht bei mir. Ich nicke, entferne mich ein bisschen von der Person, die mir bis eben noch unmittelbar gegenüberstand und als wir losgehen, frage ich flüsternd: "Ist das in Ordnung, wenn ich deine Hand nehme?" und May lächelt, nickt sofort und meint nur: "Ja, natürlich...", bevor ich ihre warmen Finger an meinem Unterarm spüre. Unsere Hände verschränken sich fast von selbst miteinander und es fühlt sich wahrscheinlich nicht nur für mich so an, wie eine noch stärkere Verbindung zwischen May und mir. Aber auch ein kleiner vermeintlicher Eindruck, dass wir zusammen und somit ein wirkliches Paar sind, kommt in mir auf. Diesen Gedanken durchzuspielen verbiete ich mir aber und versuche, diesen Moment von Vertrauen und Zweisamkeit zu genießen.

Fading Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt