𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟐 - 𝐦𝐚𝐲

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Immer wieder treffen Delias und meine Lippen aufeinander, werden zu intensiven Küssen verbunden. Alles an den Bewegungen der jungen Frau, die unter mir liegt, signalisiert mir, dass sie es genießt und sie in dem Moment nichts lieber will, als unsere Berührungen und Küsse. Sie ist so wunderschön.
"Ich liebe dich so sehr...", wispere ich etwas außer Atem zwischen zwei Küssen, die mehrere Sekunden lang dauerten. Jetzt realisiere ich erst, was ich gesagt habe und was wir in dem Moment überhaupt machen. Aber ich liebe es, ich genieße es und Delia tut das sichtlich auch. Ich fixiere mit meinem Blick die tiefen blaugrünen Augen von Delia und langsam wandert meine rechte Hand von ihrer Schulter zu ihrer Wange. Vorsichtig streiche ich mit meinen Fingern von ihrem Kinn zu ihrem Hals, wobei ich immer noch tief in Delias Augen sehe.
-"Ich liebe dich auch... Bitte verlasse mich nie...", haucht sie atemlos nach einem besonders intensiven Kuss, während ich meine Hand vorsichtig an ihrem Hals platziert habe, deswegen spüren kann, wie schnell ihr Herz klopft. Ich muss lächeln, dennoch hallen ihre Worte von eben noch in meinem Kopf. Sie hat ganz klar geäußert, dass sie mich darum bittet, sie nicht zu verlassen. Es tut mir weh, das zu realisieren, denn ich fühle bei ihr ähnlich. Mein Lächeln verschwindet langsam wieder und kurz wende ich meinen Blick von ihren Augen ab, um meine Gefühle kurz zu ordnen. Das will aber so wenig funktionieren, dass ich nicht anders kann, als meine Arme um Delias dünnen Körper zu legen und die junge Frau sanft zurück auf meinen Schoß und zurück in meine Arme zu ziehen.
"Ich verspreche dir, das werde ich nicht...", antworte ich ihr und versuche, möglichst viel Sanftheit in meine Stimme zu legen. Ich kann an Delias Gesicht erkennen, dass es sie nicht stört, dass unsere fast schon leidenschaftliches Küsse und Berührungen nun vorbei sind. Fast schon eher scheint sie es mehr zu entspannen und zu genießen, dass sie jetzt wieder in meinen Armen liegt und ihren Kopf wieder entspannt auf meiner Brust ablegt. Ich lege meine Arme um ihren Oberkörper und platziere meine Hand wieder seitlich an ihrem Kopf, streiche sanft über die rotblonden Haare. Seufzend realisiere ich, dass sich mein ganzer Körper und meine ganzen Emotionen beruhigen, sobald Delia sich in genau dieser Position an mich kuschelt. Auch sonst reicht ihre Präsenz aus, um mich zu entspannen und mir meine negativen Gedanken zu nehmen. Aber wenn sie so in meinen Armen liegt und zumindest auf Außenstehende den Eindruck machen dürfte, sie würde nichts machen, gibt sie mir das Gefühl von Ruhe, Liebe und Entspannung. Von einem Moment zum anderen fühle ich mich komplett ruhig, mein ganzer Körper fährt herunter, hat keine Angst mehr und alles ist einfach nur gut. Wieder muss ich tief seufzen. Ich bemerke, dass Delia entspannt ihre Augen geschlossen hat, stelle durch das sanfte Streichen ihrer Finger an meinem Rücken fest, dass sie trotzdem hellwach ist.
"Es ist alles gut...", flüstere ich in dem Moment einfach ohne einen wirklichen Kontext. Delia nickt einmal kurz, bevor ich mit dem beruhigenden Streichen durch ihre weichen Haare weitermache.
-"Weißt du...", beginnt Delia nach einem traurigen Seufzen ihrerseits, während sie ihre Position in meinen Armen nicht verändert und redet dann flüsternd weiter: "Ich hatte noch nie zuvor so liebevolle und warme Umarmungen, wie mit dir... Ich habe noch nie vorher die ehrliche Körperwärme eines Menschen gespürt...". Ich muss auch seufzen und werde durch ihre Worte noch mehr dazu motiviert, Delias dünnen Körper an mich zu drücken und ihr zu zeigen, dass ich da bin, dass ich ihr diese Wärme und Liebe weiterhin geben kann.
-"Bei dir fühle ich mich so geliebt und sicher... Und ich kann deine ehrliche Liebe fühlen, schließlich kann ich hören, wie dein Herz schlägt...", erklärt Delia flüsternd und aufgrund ihrer Worte muss ich lächeln, bevor sie sich wieder ganz nahe an mich kuschelt und ihre Augen schließt. Schützend lege ich meine Arme um ihren Oberkörper, ziehe aber auch ihre Beine dichter an mich. Meinen Kopf lege ich ganz dicht neben dem von Delia ab und auch ich schließe für einen kurzen Moment meine Augen. Ich bin mir sicher, dass Delia sich bei mir so sicher und geborgen fühlt, wie selten zuvor und ich bin so glücklich darüber, ihr dieses Gefühl geben zu dürfen.

Es dauert über zehn Minuten, bis Delia sich zum ersten Mal wieder rührt. Sie zuckt unruhig, wodurch ich sofort alarmiert zu ihr sehe.
-"Ich glaube, meine Mutter sucht mich schon... Wie spät ist es?", fragt Delia unruhig und sieht mich fast schon panisch an. Ihre Mutter ist mir unsympathisch, ohne dass ich sie kenne. Aber die Sorge in Delias Augen und ihr Druck, ihrer Mutter alles recht zu machen, beunruhigt mich. Nicht, dass ich denke, ihre Mutter tut ihr psychische oder physische Gewalt an, aber ich bin mir sicher, dass Delia auch aufgrund ihrer Mutter unter großem Stress steht. Ich sehe zu der Uhr in der Küche.
"Es ist gleich 19 Uhr...", sage ich ruhig und streiche Delia beruhigend über den Kopf, in der Hoffnung, dass sie nicht allzu panisch aufstehen und angespannt wegzulaufen. Trotzdem zittert sie plötzlich und sieht mich ängstlich an.
-"Ich muss jetzt gehen... Es tut mir so leid, May...", flüstert sie und ich bemerke, dass sie sich sehr schwertut, nicht zu weinen und ich spüre, dass sie lange braucht, um sich Schritt für Schritt aus meiner Umarmung zu lösen. Ich weiß ganz genau, dass sie mit nicht loslassen will - nicht auf körperlicher und nicht auf psychischer Art und Weise. Trotzdem gebe ich sie frei und schon eine Minute später sitzt sie neben mir, als wäre nichts passiert. So, als wären unsere Berührungen, unsere leidenschaftlichen Küsse und die feste Umarmung nicht gewesen.
"Okay... Vielleicht können wir uns morgen früh nochmal sehen... Wenn nicht, dann kannst du mir jetzt schon gerne deine Telefonnummer aufschreiben...". Ich merke, wie ich komischerweise fast schon formal klinge. So, als würde ich mit einer Person reden, mit der ich kein so enges und von Liebe geprägtes Verhältnis führe, wie mit Delia.
-"Keine Sorge, wir sehen uns morgen bestimmt noch, May...", meint sie ruhig und steht auf, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Ein letztes Mal für diesen Tag und mit ganz viel Pech ein letztes Mal für immer spüre ich das wundervolle Gefühl ihrer weichen Lippen und die Wärme ihrer Nähe, bevor sie sich auf etwa drei Meter von mir entfernt. Ich fühle mich währenddessen wie gelähmt.
-"Bitte mach dir keine Sorgen, wir sehen uns morgen... Morgen früh um viertel nach sechs am Steg, Okay?", informiert Delia mich und lächelt mir am Ende zu. Ich sehe sie nur die ganze Zeit über an, bevor ich nicke.
"Bis morgen... Ich liebe dich...", flüstere ich und habe fast Angst, dass Delia meine Worte nicht hört, doch als ihr Lächeln stärker und herzlicher wird, weiß ich, dass meine Aussage bei ihr angekommen ist. Dann öffnet sie die Tür und verschwindet. Ich bleibe mit einem traurigen und kalten Gefühl im Herzen auf meinem Sofa zurück.

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