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In Mays Armen fühle ich mich vollkommen sicher und voller Wärme und Liebe. Ich merke, wie ich mich an ihrem Oberkörper festhalte, aber ebenso stark und vorsichtig zugleich umschließen ihre Arme mich. Mays linker Arm liegt auf meinem Rücken und ihr rechter Arm schließt sich um meine linke Schulter, während ihre rechte Hand an meinem Kopf liegt und diesen noch enger an ihren Körper drückt. Müde vergrabe ich mein Gesicht in Mays gelben Pullover und entspanne mich durch das sanfte Streichen ihrer Finger durch meine offenen Haare. Aber nicht nur das macht mich schläfrig. Unsere ruhigen Atemgeräusche beruhigen mich ebenso wie Mays gesamte Existenz und Präsenz in dem Moment. Und schließlich schlafe ich ein.
Geschätzte zehn Minuten später wache ich wieder auf, hinterfrage einen Moment lang schockiert, wo ich bin, doch als ich sowohl die Wärme des Körpers unter mir spüre, als auch den ruhigen Herzschlag der Person wahrnehme, beruhige ich mich wieder.
-"Sorry", flüstert May plötzlich und ich bemerke den leicht besorgten Klang in ihrer Stimme. Kurz darauf spüre ich die wärmende Bettdecke, die sie über unsere Körper gelegt hat.
"Alles okay... Ich bin wegen etwas anderem wach geworden...", versuche ich May ihre Sorge davor, mich geweckt zu haben zu nehmen und zum größten Teil entspricht es ja auch der Wahrheit. Schließlich bin ich wirklich nur hochgeschreckt, weil sich mein verwirrtes Gehirn gefragt hat, an welchem Ort es sich gerade befindet. Dabei hat mein Herz ihm bestimmt schon gesagt, dass dies der schönste Ort der Welt ist - in den Armen der wundervollsten, aufmerksamsten, hübschesten, liebevollsten und vertrauenswürdigsten Person, die ich jemals habe kennenlernen dürfen. Ich versuche, von meiner Position aus in Mays Gesicht zu sehen. Doch durch die Dunkelheit und den ungünstigen Winkel meines Blickes kann ich ihr Lächeln nur schemenhaft erkennen.
-"Okay... Schlaf' ruhig weiter, Delia", meint May kurz darauf mit ruhiger Stimme und nimmt mich unter der kühlen, aber trotzdem wärmenden Bettdecke nochmals fester in ihre Arme. Ich lege meinen Kopf wieder seitlich auf ihrem Brustkorb ab, nehme dadurch Mays Herzschlag klar und deutlich wahr und werde durch den langsamen und gleichmäßigen Rhythmus ihres Herzens immer müder und entspannter. Dann schlafe ich schließlich ein.Am nächsten Morgen wache ich von einem beruhigenden und kontinuierlichen Streichen über meinen Kopf wach. Schläfrig öffne ich meine Augen und stelle fest, dass es draußen bereits hell ist. Ich zucke zusammen, denn schließlich hat meine Mutter mir gesagt, dass sie am Morgen zurück sein wird. Wie soll ich ihr erklären, dass ich mich nicht im Haus befinde und seelenruhig schlafe? Und selbst wenn ich mir eine billige Ausrede überlegen müsste, um meiner Mutter meine Abwesenheit im Nachhinein erklären zu können, wüsste ich nicht, wie ich das machen soll, ohne dabei eine total schlechte Lügnerin abzugeben. Aber dass ich die ganze Nacht über bei einer Frau war, die ich seit nicht einmal einer Woche kenne und die sicherlich zehn Jahre älter ist, als ich, kann ich meiner Mutter nicht erzählen. Vor allem nicht, wie nahe May und ich uns nicht nur auf einer psychischen, sondern auch auf einer körperlichen Ebene gekommen sind. Meine Mutter würde falsch denken und May direkt als eine schlechte Person abstempeln. So, als würde mich der liebevollste und herzlichste Mensch auf der Welt zu Handlungen zwingen, an die ich im Kontext mit May noch nicht einmal gedacht habe. Ich bin mir schweren Herzens sicher, dass meine Mutter enttäuscht von mir und grundlos sauer auf May sein würde. Es bleibt mir in dem Moment nichts anderes, als tief durchzuatmen und mich zu beruhigen, bevor ich einen kurzen Blick zu der digitalen Uhr neben Mays Bett erhasche. Entspannt atme ich aus - es ist erst kurz vor sechs Uhr morgens. Es bleiben noch mindestens zweieinhalb Stunden, bis meine Mutter zurückkommt. Und auch wenn ich weiß, dass es mir wehtun wird, mich aus der Umarmung von May zu lösen und es mir noch mehr wehtun wird, ihr Haus zu verlassen, will ich es für meine Mutter wie eine Illusion wirken lassen. Ich habe wohl die ganze Nacht lang in meinem Zimmer gelegen und geschlafen und die Hütte nicht verlassen, plane ich zufrieden, bis meine Pläne von einer flüsternden Stimme unterbrochen werden.
-"Guten Morgen, Delia", wispert May und ich kann ihr Lächeln aus ihrer Stimme hören.
"Guten Morgen...", gebe ich flüsternd und mit einer kratzigen Stimme zurück und will, als ich meinen Kopf von Mays Oberkörper anhebe, auch erst lächeln, dann bemerke ich aber den ernsten Gesichtsausdruck der Person, auf der ich in dem Moment mehr oder weniger liege. Mit meinem Brustkorb und meinem Unterleib liege ich aber immer noch auf Mays Bauch und ich bin mir sicher, dass sie jede kleinste Bewegung, die ich mache, spüren kann. Und als May ihre beiden Hände an meine Schultern legt, weiß ich, dass nun noch irgendetwas folgen wird.
-"Ist alles in Ordnung?... Du bist total angespannt". Mays Stimme ist ein wenig lauter geworden. Ich kann ihr in dem Moment nur schlecht ins Gesicht schauen, obwohl ihre dunkelbraunen Augen normalerweise immer das Talent haben, mich ohne Ende zu beruhigen. Ich kann mir vorstellen, dass sie das, was sie eben angesprochen hat, nur spüren kann, weil mein Körper direkt auf ihrem liegt. Trotzdem hat sie recht, denn ich habe beides im selben Moment ebenfalls realisiert.
"Ich mache mir Gedanken... Wegen dem, was ich zu meiner Mutter sagen soll... Oder ob ich ihr vorspielen soll, dass ich die ganze Nacht in der Hütte war", gebe ich May gegenüber ehrlich zu und lege mein Kopf wieder entspannt auf ihrem Brustkorb ab. Kurz darauf höre ich das tiefe Seufzen von May und spüre, wie sie mit ihrer Hand wieder durch meine Haare streicht.
-"Ich weiß, das ist schwer...", flüstert May einfach nur sanft. Ich nicke kurz.
"Soll ich sie anlügen?", frage ich ernsthaft, während ich an die Wand neben der Tür starre.
-"Lügen ist nie gut... Wenn du aber ein kleines Stück mit dabei haben willst, kannst du sagen, dass du einen Morgenspaziergang gemacht hast... Immerhin habe ich das gleich noch mit dir vor, wenn du magst...". Ich muss lächeln. Nicht nur wegen Mays Vorschlag, an den ich ein Stück weit auch schon gedacht habe, sondern auch wegen ihres Planes, mit mir gleich noch einen Morgenspaziergang zu unternehmen.
"Okay...", antworte ich ihr, habe aber das Gefühl, dass diese Aussage vollkommen ausreicht. Ich kann hören, dass May kurz ziemlich niedlich lacht, bevor sie einmal tief durchatmet und mich dabei mit ihren Armen wieder enger an ihren Körper drückt. Ich genieße ihre Wärme, kuschle mich nochmal viel bewusster an ihren gelben Pullover und atme ihren frischen, sommerlichen Geruch ein, als würde ich wissen, welche Aussage im nächsten Moment von May kommen wird.
-"Wenn wir den Sonnenaufgang sehen wollen, müssen wir aber jetzt aufstehen...", meint sie und ich kann in ihrer Stimme hören, dass auch sie sich nicht aus unserer Position, die die ganze Nacht über angehalten hat, lösen will.
"Ich weiß... Ich würde echt gerne mit dir spazieren gehen, aber ich würde auch gerne hierbleiben...", murmle ich.
-"Ich weiß, dass du am liebsten die ganze Zeit in meinen Armen liegen würdest, Delia..."
"Ja... Das würde ich gerne... Aber ich weiß, dass es nicht geht...". Ich merke, wie meine Stimme im Laufe des Satzes immer trauriger wird.
-"Das stimmt leider...", flüstert May und streicht mir mit ihren Fingern über den Rücken, bevor sie sich mit einem "Aber unsere Umarmung können wir bei dem Spaziergang gerne wiederholen..." von mir löst. Mir steigt ein Lächeln ins Gesicht und mir wird noch ein wenig wärmer, während ich auch spüre, dass mein Herz mindestens doppelt so schnell schlägt, wie normal.
Etwa zehn Minuten später sitze ich bereits auf einem der Stühle auf der Terrasse und warte auf May, die noch im Badezimmer ist. Es ist ziemlich kalt, was nicht nur daran liegen dürfte, dass die Sonne noch nicht vollständig aufgegangen ist, sondern auch daran, dass ich bis vor zehn Minuten fast sieben Stunden lang in Mays Armen gelegen und ihre Körperwärme gespürt habe. Ich seufze tief. Schließlich höre ich jemanden durch die Tür neben mir gehen und sehe dann zu May. Sie steht mir in einem korallfarbenen Kapuzenpullover und einer langen hellen Jeans gegenüber und hält mir im nächsten Moment einen bunten Pullover hin und lächelt dabei.
-"Zieh' dir den bitte über... Sonst ist es so kalt, weißt du?...", meint May immer noch mit einem Lächeln und dankbar nehme ich ihr das bunte Kleidungsstück aus der Hand und ziehe es mir schließlich über.
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Fading
Teen Fiction🧡🌈🌱 Delia ist siebzehn Jahre alt und fährt in den Sommerferien gemeinsam mit ihrer Mutter, einer strengen, eher gefühlskalten Person in den Urlaub an einen See. Dass Delia dort jedoch auf eine Person trifft, deren Herzenswärme und Geborgenheit si...