𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟏 - 𝐝𝐞𝐥𝐢𝐚

144 14 2
                                    

(Wieder eines meiner favourite Kapitel ❤️‍🔥✨ und Danke für die 1,1K reads 😅)

-"Ich habe es mir schon fast gedacht... Und wenn wir beide Nähe brauchen und kuscheln wollen, dann ist das in Ordnung und dann können wir das auch gerne machen, Delia". Durch diesen Satz von May schießen Wellen an Wärme und Liebe durch meinen Körper. Ich zittere ein wenig, allerdings in einem positiven Sinne, mir ist warm, ich habe Gänsehaut und mein Herz rast so schnell, wie fast noch nie zuvor. Ich sehe in Mays Augen. Das, was ich eben gehört habe, hat sie wirklich gesagt. Ich habe eine solche Angst davor, abhängig von ihrer Nähe zu werden. Aber vor allem nach dem Stress mit meiner Mutter heute Mittag brauche ich die Liebe und Nähe einer Person, die mich so nimmt, wie ich bin, auf mich und meine Emotionen achtet und mich in schwierigen Situationen beruhigt und umarmt. Wortlos lehne ich mich mit meinem Kopf an ihre linke Schulter und spüre, wie sich zwischen dem Stoff ihres korallfarbenen Pullovers und meiner Wange ein Glühen auftut. Ich sehe angestrengt und fragend zu ihr, während ich versuche, einen Blick in ihr Gesicht zu erhaschen, was durch meine Position gar nicht einmal so einfach ist. Mays Blick liegt aber eindeutig auf mir.
-"Ist schon okay... Komm her...", flüstert May und ich muss ein wenig lächeln, während sie mit ihren Armen meinen Körper umschließt, mich an sich zieht, sodass ich halb auf ihrem Schoß sitze, weil ich meine Beine angewinkelt über ihre gelegt habe. Ich halte mich ebenfalls an May, die sich nun ein wenig zurücklehnt fest und kralle mich mit meinen Fingern an zwei Stellen fest in den Stoff ihres Pullovers. Einmal an ihrem oberen Rücken und einmal an ihrer Taille. Immer wieder flüstert May irgendetwas Beruhigendes und mir ist der Inhalt ihrer Worte in dem Moment egal, denn ihre Nähe beruhigt mich schon genug und gibt mir ein unwahrscheinlich tolles und liebevolles Gefühl. Das erste Mal seit heute Morgen bin ich wieder entspannt und fühle mich zu hundert Prozent sicher. Entspannt lehne ich mich mit meinem Kopf an Mays Brustkorb und schließe meine Augen. Ihre linke Hand legt sie auf meinen Rücken, streicht mit ihren Fingern sanft darüber. Ihre rechte Hand platziert sie schützend auf meinem Kopf. Die Nähe zu May macht mich verrückt und lässt ungeahnte Hitzewellen und kribbelnde Gefühle in meinem Bauch los, beruhigt mich aber auch mehr, als alles andere, was ich jemals zuvor hatte. Ihre Präsenz, ihre Wärme, die körperlich und seelisch von ihr ausgeht, ihr vertrauensvoller Ausdruck, ihre sanfte und tiefe Stimme, die Sicherheit, die sie mir gibt, ist alles, was ich mir jemals bei einer Person gewünscht habe. Es sticht in meinem Herzen, einerseits diesen Gedanken zu denken und andererseits zu wissen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis wir uns voneinander trennen müssen. Ich will daran nicht denken müssen.
Nachdenklich starre ich an die hölzerne Wand, auf die ich direkt schaue und versuche, meine schmerzhaften Gedanken an den Abschied irgendwie zu stillen oder mich wenigstens davon abzulenken. Dadurch, dass ich spüre, wie May scheinbar lautlos schluchzt oder immerhin ihr Atem extrem zittert, wird es jedoch nicht besser. Ich hebe meinen Kopf und versuche, May ins Gesicht zu sehen. Tatsächlich laufen Tränen aus ihren wunderschönen, braunen Augen. Es sind zwar wenige, aber sie sind da und glitzern in dem Licht der untergehenden Sonne, welche durch das Fenster in der Küche scheint.
"Hey...", flüstere ich einfach nur und beginne, mit meinen Fingern, mit denen ich mich nach wie vor an ihrer linken Schulter festkralle, vorsichtig diese Stelle zu streicheln, ihr dadurch ein beruhigendes Gefühl zu geben.
-"Ich habe so Angst davor, dich zu verlieren...", flüstert May zwischen ihren lautlosen Schluchzern, die ihr offensichtlich dennoch Energie rauben, da ich deutlich hören kann, wie schnell ihr Herz in dem Moment schlägt und wie flach und unregelmäßig sie atmet. Mir kommen ebenfalls die Tränen.
"Aber ich bin doch da, May...", sage ich möglichst ruhig und sachlich, doch schon schnell stehen mir meine Emotionen im Weg. Meine Sicht wird verschwommen und ich bemühe mich, bei meinen Worten nicht allzu viel meiner Trauer und Angst preiszugeben. "Siehst du, ich bin da, okay? Es ist alles gut...", beruhige ich sie, obwohl ich weiß, dass solche Worte nicht immer helfen. May nickt einmal stumpf, bevor sie mich wortlos ganz dicht an ihren Körper drückt. Ich halte mich an ihr fest, vergrabe meinen Kopf nun vollständig in ihren Pullover. Meine Arme umschlingen ihren Rücken und ziehen ihren warmen, wärmenden Körper noch dichter an meinen. An allen Punkten berühren wir uns und der Gedanke, was wäre, wenn der Stoff unserer Kleidung nicht wäre, schießt einmal durch meinen Kopf, doch das ist in diesem Moment nicht angebracht, so zu denken. Stattdessen denke ich jetzt nach, wie ich länger bei May bleiben könnte, doch meine Mutter ist ein konsequenter Mensch und wird mich allerspätestens um 20 Uhr dazu zwingen, in die Hütte zu kommen und meine Sachen zu packen. Doch mit diesen Überlegungen drehe ich mich nur noch im Kreis und May, die inzwischen nicht mehr zu weinen scheint, bemerkt meine Sorgen sofort.
-"Mach' dir mal nicht so viele Gedanken, Delia...", flüstert sie mit sanfter Stimme und meint dann: "Wir beide machen uns viel zu viele Sorgen und leben nie in dem Moment an sich... Wie wäre es, wenn wir das jetzt einfach mal ausprobieren?". Ich nicke kurz und hebe dann meinen Kopf an, um May ins Gesicht zu sehen. Sie lächelt und ich kann nicht anders, als diesen Ausdruck zu erwidern.
Und ohne irgendeine Vorwarnung legt May ihre Lippen auf meine. Ein wenig überfordert davon falle ich nach hinten auf den weichen Stoff des Sofas und als wir uns voneinander lösen, sehe ich in die Augen von May, die sich nun über mir befindet und sich mit ihren Händen neben meinen Schultern abstützt. Ihre Augen wirken dunkler, als sonst, aber so unwahrscheinlich liebevoll, dass ich nicht anders kann, als zu lächeln. May streicht mir sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor wir uns beide einander nähern, um mit einem weiteren Kuss unsere Lippen zu verbinden. Dieses Mal ist dieser stärker, als sonst, was ich aber nicht so deute, dass er fordernder ist, denn ich bin mir sicher, dass jener Part, der nach mehr fordert etwas ist, was bei May und mir nicht notwendig ist. Und selbst wenn es das ist, dann denke ich, dass es noch ein wenig Zeit brauchen dürfte. Trotzdem klopft mein Herz wie wild und ich genieße jeden einzelnen Kuss, der Mays und meine Lippen miteinander vereint.
-"Ich liebe dich so sehr...", haucht May zwischen zwei intensiven Küssen, bevor sie ihre rechte Hand von dem Stoff des Sofas löst und damit sanft über meine Wange hinunter zu meinem Hals streicht.
"Ich liebe dich auch... Bitte verlasse mich nie...", bringe ich ebenfalls zwischen zwei Küssen hervor und sehe May dabei tief in die Augen. Die Worte, die ich eben gesagt habe, scheinen in May eine ziemliche Reihe an Gefühlen zu rütteln, denn vorsichtig umschlingt sie mit ihren Armen meinen Rücken und zieht mich hoch, zurück auf ihren Schoß und zurück in ihre Arme.
-"Ich verspreche dir, das werde ich nicht...", flüstert sie liebevoll und drückt meinen Kopf sanft an ihren Körper. Entspannt schließe ich meine Augen, während ich meine Arme wieder um Mays Oberkörper lege. Die Wärme, die sie mir gibt, ist sowohl auf physischer, als auch auf psychischer Ebene unbeschreiblich schön und angenehm und ich hoffe so sehr, dass ich dasselbe für sie tue.

Fading Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt