chapter 2

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Ramiel

Azalees zahnloses Grinsen und das höchstzufriedene triumphale Gelächter ihres Bruders verfolgten mich, während ich in meinen Schatten versank, nur um wenige Schritte hinter Azael aufzutauchen und ihm eine faustgroßen pinke Farbbombe ins Gesicht zu klatschen und gründlich zu verreiben. Dann jagte ich hinter Azalee hinterher, die nicht schnell genug Reißaus nahm, aber im Gegensatz zu ihrem Bruder, die Intelligenz besaß, den Mund zu schließen, bevor ich die blaue Farbe gründlich in ihrem Gesicht verteilte. Gerade verstrich ich die letzten Reste an ihrem Hals, als mich jemand von der Seite attackierte und mit sich riss. Cael landete auf mir und hinter meinen geschlossenen Augen explodierte gelb, orange und grün, während ich die Lippen fest zusammenpresste und versuchte ihn wegzuschubsen.

Azael hatte sich inzwischen wieder gefangen und machte sich zusammen mit seiner Schwester daran, Cael zu helfen, die Farbe in meinen Haaren zu verteilen. Chimi zischte nur abwertend, als ich sie um Hilfe bat. Es klang nach das-kannst-du-vergessen-Bürschchen und ich grummelte beleidigt.

Ich atmete aus, als die drei endlich fertig waren und wälzte mich mit Cael herum und drückte ihm dabei den Unterarm auf den Hals. Meine Schatten schlängelten sich um Azael und seine Schwester und schlangen sich wie ein Seil um sie, woraufhin Azalee begann auf ihren Bruder einzuschlagen, damit er ihr nicht weiter auf die Pelle rückte. Ich holte meine Geheimwaffe heraus und begann sie gleichmäßig auf den dreien zu verteilen.

Keuchend und prustend versuchten sie sich gegen das bunte Glitzer zu wehren, aber ich war fest entschlossen es ihnen ausreichend heimzuzahlen.
„Ramiel, Schluss jetzt!", ertönt eine tiefe, grollende und überhaupt nicht gut gelaunte Stimme. „Ihr Anderen auf eure Zimmer, ihr habt zwei Sekunden, um mir aus den Augen zu verschwinden, sonst wird es ein mehrtägiger Arrest in der Zelle."
„Du siehst aus wie diese menschlichen Wesen, die in riesigen Zelten Tiere dressieren, die viermal so groß oder zehnmal so stark sind wie sie."

Azalee funkelte ihren Bruder an und bohrte ihm die Spitze ihres aktuellen Lieblingsdolch in die Brust, bis er grinsend die Hände hob und zurückwich. „Das sind Artisten und du bist noch nie in einem Zirkus gewesen", feuerte sie zurück und drehte sich zurück zum Spiegel. Sie trug wie immer eine Lederkluft, die allerdings deutlich enger saß als üblich und um ihre Augen herum, hatte sie schwarze Kohlestriche gezogen. Ihre Haare hatte sie mit einem heißen Stab zu Locken geformt, die ihr über den Rücken fielen. Obwohl ich ihren Afro sehr gerne mochte und das auch schon einige Male gesagt hatte, trug sie ihre Haare so gut wie nie natürlich.

„Ich finde schwarz ist einfach voll deine Farbe." Cael musterte sie ausgiebig.
Sie grinste und zog die Jacke aus, wobei sie ein rückenfreies Oberteil präsentierte, das ich bisher noch nie gesehen hatte. Cael hatte recht. Das schwarze Leder brachte ihre Haut zum Glänzen.
„Jap, aber übertreib es heute nicht. Morgen findet das Schachturnier statt. Und du bist die Einzige, die gegen Ramiel eine Chance hat."

Ich grinste in mich hinein und hob herausfordernd eine Augenbraue. „Niemals", verkündete ich siegesgewiss.
„Aber wenn der liebe Zapharias es ganz und gar nicht ruhig angehen will, bin ich gespannt, wie sehr du morgen abloost, kleine Schwester."
„Ich bin nicht deine kleine Schwester, du Dummbeutel! Wir sind gleich alt!", widersprach Azalee würdevoll und stippte ihm einen Pinsel ins Gesicht, der Puder auf seiner Nase zurückließ.

„Du siehst toll aus, Azalee. Und du wirst bestimmt viel Spaß haben!" Ich stupste sie aufmunternd an und bekam ein dankbares Grinsen dafür. Brennend heißer Schmerz glühte an verschiedenen Punkten auf meinem Rücken auf und die Erinnerungen zerfiel vor meinen Augen zu Asche. Es war dunkel, so dunkel, dass ich selbst mit meinen Fähigkeiten nur Umrisse erkennen konnte.

„Du hast einige Lektionen vergessen", ertönte seine Stimme hinter mir. Die Messer schnitten tiefer in meine Haut. Damastmesser, geschmiedet in den Höllenfeuern, bestehend aus 801 Lagen geschichteten Stahls. Es gab nichts in dieser Welt, dass sie nicht schneiden konnten. „Ich werde dafür sorgen, dass das nie wieder passiert."

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