chapter 11

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Am Abend trafen wir uns bei Sumi. Ich musste den anderen dringend alles erzählen, was ich wusste. Mit Hafermilchkakao, Tee und Keksen versorgt, machten wir es uns vor dem Kamin in Sumis Zimmer gemütlich.

„Als ich die Wochen in der Hölle war, hat Ale mir noch einiges über die Hölle erzählt und ich habe sie gestern nach übernatürlichen Wesen gefragt. Wir hatten recht mit unserer Vermutung." Ich wiederholte, was Ale mir gesagt hatte, und behielt die drei, aber vor allem Ellie im Auge. Sumi war begeistert, das war keine Überraschung und Ellie und Alex nahmen die Nachricht recht ungerührt auf.

„Wir können eine Datenbank anlegen, in der wir alle übernatürlichen Wesen eintragen, die wir kennen! Angefangen mit dem Hexenmeister und dann machen wir mit den Dämonen weiter."
„Und was ist mit der Hölle? Was hat sie dir Neues darüber erzählt?" Alex beobachtete mich aufmerksam.

„Ja..." Ich stockte kurz.
„Über sowas wird nie in Fantasyromanen gesprochen!" Sumi trank einen Schluck Tee. „Wie verdammt kompliziert es ist eine Welt zu verstehen, die man nie kennen sollte."
„Amen." Ellie kicherte und schenkte sich Kakao nach.
„Und?", hakte Alex nach.

Ich trank auch einen Schluck. „Ach, es ist an sich keine Neuigkeit", wiegelte ich ab. „Es ist eigentlich ganz logisch. Jede Todsünde hat ihr eigenes Reich in der Hölle."
„Heißt das Ramiel hat ein eigenes Reich? Ein eigenes finsteres Schloss? Mit einem Burggraben, indem Lava fließt? Was bedeutet das? Stallungen mit fliegenden Höllenpferde? Höllenhunde, die so groß sind, wie Elefanten?" Sumi war Feuer und Flamme. Ich zuckte mit den Schultern. Dass meine Vorstellung von den Höllenreichen deutlich unromantischer war, musste ich ja nicht sagen.

Später als Ale sich zu uns gesellte und wir deshalb in die Bibliothek umgezogen waren, grübelten wir darüber nach, wie ich Baseel am besten schlagen konnte. Das Problem war, dass wenn ich ihn zum Duell herausforderte, er die Waffe wählen durfte. Also versuchten wir eine Möglichkeit zu finden, wie er mich herausfordert.

„Er ist ja nicht dumm. Er weiß, dass du ihn mit Magie besiegen würdest. Er wird etwas wählen, indem du keine Chance hast. Ein Sichelschwert zum Beispiel oder ein Katana. Man muss jahrelang trainieren, um damit kämpfen zu können. Er kann aus hunderten Waffen wählen. Wurfhämmer, Äxte, Pfeil und Bogen, Langschwerter, die über dreißig Kilo wiegen. Die Auswahl ist riesig. Aufgrund seiner Eitelkeit können wir schon einiges ausschließen, aber lange nicht genug."

„Und wenn wir ihn dazu beeinflussen, dass er etwas nimmt, was Vio vorher trainieren kann?", schlug Sumi vor.
„Du meinst mit kleinen Tricks und ein paar Gerüchten?", überlegte Ale.
„Wir können uns nicht darauf verlassen, dass das funktioniert." Ellie überlegte angestrengt. „Nach Allem, was ihr erzählt habt, wäre es vermutlich einfacher, ihn dermaßen zu provozieren, dass er Vio tatsächlich herausfordert."

„Er ist schon vom Wesen her, wie sein Vorgänger. Nur etwas brutaler, nicht so gewieft und intelligent. Und selbst der hat sich ja von Vio provozieren lassen. Von daher, Ellie, könnte ich mir tatsächlich vorstellen, dass das klappt." Die beiden tauschten ein Lächeln aus. „Baseel wurde gestern vereidigt. Er ist jetzt offiziell der Anführer der Hohen Garde. Die Zeit rennt also. Cael und Azael sind in der Hölle unterwegs und versuchen an Informationen zu gelangen. Dann kommen sie auch her."

Ich lehnte mich zurück und drehte an meinem Nein-Ring. Ein Punkt in meiner Brust schmerzte und ich fragte mich, ob ich von Ramiel geträumt hatte. Ob ich ihn in meinen Alpträumen gesehen hatte. Wir erarbeiteten einen Plan, doch niemand von uns war von seinem Gelingen überzeugt. Azael und Cael brachten auch keine guten Nachrichten. Die Aussicht darauf, dass ich, nach allem, was war, doch noch als Sklavin enden könnte, hing drückend über uns.

Ramiel fehlte in dieser Runde so deutlich, dass es wehtat. Man könnte meinen, dass wir ihn aufgrund unserer ganzen Probleme vergaßen, doch das Gegenteil war der Fall. Ich sah es an den Ringen unter Ales Augen, den Schatten in Azaels Gesicht und der verbissenen Miene von Cael. Er fehlte. Und es schwächte sie alle. Seine Abwesenheit, sein Zustand schwächte sein gesamtes Haus.

Throne of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt