chapter 48

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„Viona, es ist Zeit aufzuwachen." Etwas kitzelte mich im Gesicht. Ich erwachte aus dem inzwischen sehr vertrauten Dämmerzustand und vertrieb die letzten Reste der Bewusstlosigkeit. „Weißt du, ich bin sauer auf dich. Ich habe gesagt, wir machen das gemeinsam. Und du stürmst auf ihn zu, vor seinem ganzen Haus und der dämonischen Elite inklusive der Hohen Garde und ziehst ihn hinter dir her und er gestattet es dir."

„Hey Ale."
„Guten Morgen Schlafmütze." Sie redete weiter. „Ich kann nicht glauben, dass Ramiel wegen Zapharias nicht sauer ist. Das verstehe ich nicht. Er schien nahezu gut gelaunt die letzten Tage." Ihre Stimme war fragend. „Das ergibt alles keinen Sinn." Sie seufzte.

„Wie steht es denn um deinen Schlaf? Kannst du ganz gut schlafen?" Ich kuschelte mich tiefer in die Kissen.
„Es geht. Ich habe manchmal Alpträume", gestand sie leise. „Von Leviatha. Aber ich glaube wirklich, dass es meiner Heilung sehr geholfen hat, zu wissen, dass ihr Reich nur noch Schutt und Asche ist und sie von der zweitmächtigsten Dämonenfürstin auf den letzten Platz gerutscht ist. Ich meine, das ist hinter Balthazar. So einen Absturz gab es noch nie. Seit Anbeginn der Zeit. Noch nie, Vi. Die Höllenkreise reden über nichts anderes."

„Ich glaube, ich muss mal duschen gehen. Meine Haare sehen gar nicht mehr fresh aus." Ich kletterte aus dem Bett.
„Ich habe eine bessere Idee." Ale begann zu grinsen. „Du ziehst dir was über. Ich hole uns einen Kaffee und dann zeige ich dir was Besseres als die Dusche." Ich dachte sofort an Ramiels Höhle und das Wasserbecken darin. „Meinst du...?"

„Oh nein." Ale lachte. „Los jetzt." Im Schrank fand ich eine Jogginghose und ein T-Shirt, das ich mir überzog. Dann schnappte ich mir frische Unterwäsche und ein Handtuch und wünschte mir, dass das keine fremden Sachen wären. Ich wünsche mir mein Zimmer in der Ávila zurück. Meine Sachen. Mein Leben.

„Bist du fertig?" Ale kam wieder rein. Sie reichte mir einen großen Becher, aus dem es herrlich duftete.
„Wow, was ist das?"

„Ein Caramel Macchiato. Meine neue Spezialität." Ale trug heute ausnahmsweise keine Kampfmontur. Sondern Jeans und einen Pulli, der ihre Schultern freiließ. Ihr Make-Up war dezent, aber wie immer makellos.
Ich probierte und stöhnte genießerisch. „Das ist das Beste, was ich seit langem getrunken habe."

Sie sah mich an. „Das ist kein besonders tolles Kompliment, bedenkt man, dass du wahrscheinlich nur Wasser getrunken hast in den letzten Tagen und alkoholische Drinks und Mondschatten." Ich sah sie verblüfft an, dann brachen wir in Gelächter aus.

„Oh, stimmt. Fast vergessen. Ich bin gerade nichts besonders anspruchsvoll." Gegessen hatte ich auch nichts. Ich konnte mich nicht mal erinnern, wann und was ich zuletzt gegessen hatte. Ohne meine dämonische Seite wäre ich verhungert. „Danach könnten wir in die Küche gehen, oder? Ich hätte Lust Zimtschnecken zu backen."

„Ohja." Ales Augen begannen zu leuchten. Sie führte mich in einen Teil des Goldenen Palastes, der mir unbekannt war. Wir gingen weiter, bis ich ein Rauschen hörte. Wie von Wellen. Ale öffnete einen Bogendurchgang in einer der Wände und wir standen in einem Schwimmbad. Marmorsäulen, mehrere verschieden große Becken, über denen teilweise Schwaden hingen, und mit kriegerischen Mustern verzierte Böden und Decken. Genau so stellte ich mir die Badehäuser des Römischen Reichs vor.

Ale nahm Handtücher für uns aus einer Nische und dabei fiel mein Blick auf ihre Handgelenke. „Er hat sie dir abgemacht?" Ich war fassungslos.
„Jep." Sie grinste leicht.
„Habt ihr miteinander gesprochen?" Ich stellte meine leere Kaffeetasse ab,
„Ja, kurz. Er hat sich meiner Loyalität vergewissert."

Wir gingen ins erste Becken und meine Gedanken kamen zum Stillstand. Warmes Wasser schwappte an mir hoch und ich watete tiefer. Dann tauchte ich unter, schwamm und genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit.

Throne of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt