chapter 8

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Die Decke bestand aus abertausenden bunten Scherben. Sie sah aus wie eine Mischung aus Discokugeln und Buntglasfenster. Scheinwerfer tanzten über die Decke und durch die Menge. Im nächsten Moment war die Musik weg. Das Stimmengemurmel brach abrupt ab, erwartungsvolle Spannung breitete sich aus, dann wurde der Club in rotes Licht getaucht. Jubel brach aus, bevor es wieder dunkel wurde. Nun waren die roten Scherben an der Decke die einzigen die leuchteten und rotfunkelnde Lichter tanzten durch die Menge. Die Musik schwoll wieder an. Gläserne Tabletts lauter Shots tauchten aus dem Nichts aus und Sumi schnappte sich kurzerhand zwei von dem vor uns.

„Soll das Bloody Mary als Shot sein?", scherzte Sumi. Ich roch daran und war erleichtert, als ich nicht den unverkennbaren Geruch von Blut wahrnahm.
„Wahrscheinlich." Wir stießen an und ich nippte zuerst vorsichtig. „Kirsche, das ist deutlich besser als erwartet."

Sumi nickte und legte den Kopf in den Nacken. Ich machte es ihr gleich und der fruchtige Geschmack explodierte auf meiner Zunge. Sobald wir unsere Gläser wieder auf das Tablet gestellt hatten, verschwand es und die Musik eskalierte, genau wie die Menge um uns herum. Wir grinsten uns an und legten ebenfalls los.

Als wir uns später an der Bar wiederfanden, fächelte Sumi sich Luft zu und leerte ihr Cocktailglas auf Ex. Ich sah mich um, doch wieder konnte ich nichts Auffälliges beobachten. Dennoch glaubte ich nicht, dass der Hexenmeister uns nur hierhergeschickt hatte, damit wir mal wieder richtig tanzten.

Eine Frau mit einem Lederoutfit, das mich stark an die Kleiderordnung der Hölle erinnerte, stieg die Treppe hoch. Ohne den Türsteher zur Kenntnis zu nehmen, betrat sie den Glaskasten.

„Bitte noch eins, liebe goldene Bar", flüsterte Sumi und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als tatsächlich das nächste Glas vor ihr auftauchte und das leere verschwand. Sumis Augen funkelten. „Es ist, als hätte ich mein Leben lang darauf gewartet."
Ich lächelte. „Wir tanzen es vermutlich wieder aus, aber trink besser nicht noch mehr. Wir haben keine Ahnung, wie viel Alkohol drin ist."

Ich nahm den Glaskasten wieder unter die Lupe. Er sah aus wie Glas, aber es konnte kein Glas sein, da wir nicht hineinschauen können. Ich trank einen weiteren Schluck und blickte zu meinem Kristallglas. Wenn es kristallenes Glas wäre, könnte die drinnen ja auch nicht herausschauen, deshalb ergab auch das keinen Sinn. Am wahrscheinlichsten war, dass dieser Kasten, genau wie die Bar verzaubert waren.

Ich hatte meine Magie nach dem Parcours, bevor ich bei Sumi aufgetaucht war, regenerieren lassen. Jetzt tastete ich nach einem der goldenen Fäden und spannte ihn zwischen mir und dem Glaskasten. Ich wollte unbedingt wissen, was der Hexenmeister meinte und plötzlich sah ich wieder die Frau vor mir. Direkt vor mir und sie sah mich wissend an. Neben ihr auf einem der weißen Sofas saß ein weiterer Dämon. Ich kannte ihn nicht, doch etwas an seiner Aura, der Magie um ihn herum, ließ mich zurückweichen. Die Dämonin fing erneut meinen Blick auf, sie sah mich so direkt an, als würde sie mich tatsächlich sehen.

Ich schnappte mir Sumi und da der Ausgang erstmal in ihre Richtung führen würde, steuerte ich die Vorhänge an. Kurz bevor wir sie erreicht hatten, winkte uns eine Hand mit schwarzen Fingernägeln aus einer dieser Kabinen zu. Sobald der Vorhang hinter uns fiel, atmete ich auf.

Der Raum sah aus wie eine luxuriöse Hotelsuite. In der Mitte befand sich ein riesiges, mit goldener Bettwäsche bezogenes, Himmelbett, auf das sich Sumi warf und eine Sekunde später die Augen schloss.
„Weißt du, wer das war?"

Ich knirschte mit den Zähnen. Denn ich hatte so eine Ahnung, die mir allerdings überhaupt nicht gefiel. „Deinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, schon. Der Inquisitor wird das Urteil fällen. Dich einem Meister oder einer Meisterin zuteilen oder dich für fähig erklären eigenständig handeln zu dürfen." Der Hexenmeister stockte und ich sandte meine Magie aus, die sogleich auf zwei dämonische Präsenzen stieß, die sich uns näherten.
Er griff meine Hand und ich streckte meine nach Sumi aus, doch es war zu spät.

Throne of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt