chapter 55

97 18 3
                                    

Ich trat einen Schritt auf Ramiel zu, stand wieder an derselben Stelle wie während der Zeremonie. Und die Blicke der Anwesenden klärten sich. Ich versuchte das Zittern meiner Hand zu unterdrücken, indem ich seine ergriff und festhielt.

Ramiel sah mich aufmerksam an. Er lächelte vorsichtig, hob fragend eine Augenbraue. Der smaragdgrüne Ring um seine Iris leuchtete. Niemand wusste, dass der Teufel gerade unter ihnen gewesen war.

„Viona, wähle eine Stelle, die du Ramiel anbietest."

„Was?", formte ich lautlos mit den Lippen. Ein amüsiertes Beben ging durch die Menge um uns herum. Ramiel lachte leise und strich mit der Zunge über die Spitze seiner Zähne. Mein Herzschlag verdoppelte sich. Zum Beißen? Ich sollte eine Stelle wählen, an der er mich beißen würde? Ich sollte entsetzt sein. Sollte ich wirklich. Aber als ich in mich hinein horchte, war da keine Angst. Nur Vorfreude, Aufregung und Lust.  Ramiel sog scharf die Luft ein und unwillkürlich breitete sich Röte auf meinen Wangen aus.

Ich sollte ihm mein Handgelenk geben. Damit es nicht eskalierte vor den Anwesenden. Das wäre vernünftig. Das sollte ich tun. Aber ich wollte, dass er von meinem Hals trank. Ich wollte gerade nichts dringender als das. Ramiels Pupillen weiteten sich, als ich mein Kinn hob und meinen Kopf neigte. Er strich meine Haare zur Seite und hielt sie an meinem Hinterkopf fest. Zärtlich und vorsichtig, als würde er mir Zeit lassen, falls ich mich umentscheiden möchte. Unwillkürlich trat ich näher, bis unsere Körper sich auf voller Länge berührten. Hitze stieg in mir hoch und sammelte sich in meinem Bauch. Meine Hand lag auf seiner Brust. Sein Herz schlug genauso schnell wie meins. Ramiel beugte sich vor, seine Zähne kratzen über meine Haut. Sein freier Arm schlang sich um meine Taille.

Prickelnde Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper. Jeder Zentimeter meiner Haut bebte vorfreudig. Ich sehnte mich nach ihm. So sehr, dass es wehtat. Es gab kein vergleichbares Gefühl und als er mit seinen Zähnen zärtlich meine Haut durchschlug, musste ich ein Stöhnen unterdrücken. Ich presste meinen Mund an seinen Hals, sog scharf die Luft ein, als Schmerz und Lust zu einer Empfindung verschwammen, die mich mit sich riss. Ramiels Lippen, sein Körper, seine Zunge und das Gefühl als er zu trinken begann war zu viel. Meine Augen fielen zu, meine Finger gruben sich auf der Suche nach seiner Haut in sein Hemd. Das Summen, das vorhin die Luft erfüllt hatte, schwoll an. Ich vergaß alles, während das Verlangen nach ihm wuchs. Mit jedem Schluck.

Meine Hände fanden seinen Hinterkopf, gruben sich in seine Kopfhaut, zogen ihn näher und er stöhnte an meinem Hals. Ich keuchte, als seine Hand meinen Po umschloss, drängte mich an ihn.

„Das reicht, Ramiel." Fenrirs Stimme kam aus weiter Ferne. Ich hielt ihn fester. Meine Hand fand die heiße Haut in seinem Nacken und ich schob das Hemd beiseite. Da war viel zu viel Stoff zwischen uns.
„Viona, ist jetzt dran."

Und ich wusste nicht, wie es passierte, konnte nicht sagen, wie es dazu gekommen war. Ramiel löste sich von mir, beugte seinen Kopf und meine Vernunft war ausgeschaltet, da war nur noch reiner Instinkt. Ich leckte über die weiche Haut an seinem Hals, wollte mehr und dann schmeckte ich ihn. Sein Blut war berauschender als jeder Cocktail, jede Droge war gegen ihn ein Witz. Ramiel stöhnte laut, sein Griff wurde fester und ich liebte es. Zärtlich strich seine Zunge über die Wunde an meinen Hals, dann waren seine Lippen an meinem Ohr.

„Ich bin dein, Vio. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe." Sein Atem ging schwer, seine Muskeln zitterten, weil es ihn so anstrengte sich zurückzuhalten, aber er überließ mir die Führung. Nur seine Schatten strichen zärtlich über die nackte Haut an meinem Oberschenkel, malten die Konturen meines Schlüsselbeins nach, meiner Schultern. Sein Blut schmeckte nach roher Macht und ich verstand zum ersten Mal, was Ramiel schon länger wusste. Was ich bisher nicht bereit war, mir einzugestehen. Bis jetzt. Ich war eine Dämonin, zumindest zum Teil und ich hatte Reißzähne.

Throne of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt