chapter 32

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Ich hätte es nie für möglich gehalten. Hätte nie gedacht, dass hunderte, mächtige Dämonen in Panik geraten könnten. Doch dem war so. Ale brüllte, Cael und Azael schirmten sie und Zenda von den anderen ab. Die meisten versuchten auf dem schnellsten Weg den Saal zu verlassen, aber einige besonders dumme wollten unbedingt den Dolch sehen, der in Zendas Rücken steckte.

Rubinrotes Blut floss aus der Wunde und tropfte auf den Boden. Es war nur wenig, den die Tatsache, dass der Dolch noch in ihr steckte, verhinderte, dass sie mehr Blut verlor. Zenda zitterte, schwarzgefärbte Tränen liefen ihr über die Wange. Ale kniete inzwischen auf dem Boden, Zendas Kopf in ihrem Schoß und redete ihr beruhigend zu.

Ramiel legte eine Hand an meinen unteren Rücken. Ich wusste nicht, wie lange er da schon stand. Seine Stirn war konzentriert gerunzelt. Sicher gab er gerade Anweisungen. Der Saal leerte sich merklich und das Haus Zorn verscheuchte die letzten Dämonen.

„Du wirst nicht sterben, Zen. Du wirst nicht sterben." Ale hatte die Hände ihrer Freundin fest umklammert.
Aus Zendas Mundwinkel floss Blut. Es vermischte sich mit den Spuren ihrer schwarzen Tränen. Ihr Atem rasselte deutlich hörbar und es kostete sie Mühe zu sprechen. „Alles gut, Azalee", flüsterte sie.

„Bring sie nach oben in deine Gemächer." Ramiel sah mich verwundert an. „Mach es einfach, ja?" Auch Azael hatte bei meinem bestimmten Tonfall den Blick von seiner Schwester auf mich gerichtet.

„Das hier ist nicht der richtige Ort", sagte ich lapidar, weil es alles war, was mir als Erklärung einfiel. Ramiel hob Zenda hoch und Ale war so verdutzt, dass sie erst einen Moment später reagierte, als die beiden schon durch die Schatten verschwunden waren. „Sie sind oben bei Ramiel." Ich setzte mich in Bewegung.
„Das hast du nicht zu entscheiden", zischte Ale mir wutentbrannt zu und rempelte mich an, als sie an mir vorbeistürmte.
„Was soll das?" Azael hatte zu mir aufgeschlossen.

„Der Saal ist nicht der richtige Ort für sowas", wiederholte ich mich. Ich konnte nicht riskieren jetzt etwas Verfängliches zu sagen, nur damit die anderen meine Beweggründe verstanden. Azael schüttelte verständnislos den Kopf, wischte sich über die Augen und versuchte dann zu Azalee aufzuschließen.

Oben angekommen drückte Cael kurz meine Hand. Ich nickte ihm dankbar zu. Er vertraute mir, obwohl er nicht wusste, was ich mit dieser Aktion bezwecken wollte. Ich warf eine Kuppel um uns, die nicht nur Geräusche, sondern auch uns verbarg.
„Ich muss euch etwas sagen", begann ich.
„Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, Vio." Ale fluchte laut. Ich hatte sie noch nie so verzweifelt gesehen. „Merkst du das nicht?"

Ich ging zu ihr in die Hocke. „Doch, das ist es." Zenda sah zu mir hoch. Niemand hatte eine Ärztin gerufen, oder einen Heiler, weil alle dachten, dass es sinnlos wäre. „Du wirst nicht sterben." Ale wollte mich wegschubsen, doch ich ließ etwas Magie in den Boden fließen und hielt mich in meiner Position.

„Der Dolch kann dich nicht umbringen." Ich tastete nach dem Schaft. Vermutlich ging es ihr nur so schlecht, weil sie sich nicht selbst heilen konnte, solange der Fremdkörper noch in ihr steckte. Ihre Lippen waren inzwischen leicht bläulich angelaufen.
Ale hielt meine Hände fest. „Das darfst du nicht tun, Vio." Sie schluchzte. Ihre Wut war verpufft. Da war nur noch Angst. Unbändige Angst.

Ich ließ los. „Ale, sieh mich an", forderte ich. „Bitte." Langsam hob sie den Blick. „Vertrau mir, okay?" Die anderen um uns herum waren still geworden. Anspannung füllte unsere Kuppel. Angst und Zorn. Eine gefährliche Mischung.

Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte Ale schließlich. Sie löste ihre Hände vom Schaft und ich zog den Dolch vorsichtig heraus und legte ihn neben mich. Die Wunde war nur circa sieben Zentimeter lang und nicht besonders breit. Zur Sicherheit versuchte ich dennoch die Blutung zu stoppen.

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