chapter 30

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„Ramiel würde das ganz anders sehen", murmelte Ale. „So, der Lidstrich ist auch fertig. Ich mache jetzt nur noch deine Lippen und dann trägst du dir Mascara auf."
„Alles klar, Boss." Ich leerte mein Glas, bevor ich ihr meine Lippen hinhielt.
„Du hast schöne Lippen, Vio. Voll und eine schöne Form." Sie begann zu malen und ich verdrehte nur die Augen.

„Sagt die schönste Dänonin aug dem Laneten", murrte ich, ohne die Lippen zu bewegen. Ale lächelte. Ihr Make-Up saß bereits perfekt, wie immer. Sie trug heute pinken glitzernden Lidschatten und hatte sich für ein schwarzes Kleid entschieden. Es wurde ebenfalls geschnürt, jedoch enger als meins, sodass es wie ein Korsett saß. Der Rock war kurz und auch dort gab es transparente Applikationen.
„Du siehst toll aus, Ale." Ihre Füße steckten in schwarzen High Heels und betonten ihre eh schon super langen und muskulösen Beine. „Super schön, wie immer."

„Du sollst dich angucken, nicht mich", ermahnte sie mich und deutete auf mein Spiegelbild. Mein Lidschatten war silbern und der Lidstrich so beeindruckend, dass ich einen Moment nur starrte. Sie hatte perfekte Übergänge geschaffen und auch etwas Glitzer und Farbe unter meinem Auge aufgetragen. Meine Lippen dagegen waren in einem unauffällig zarten rosa gehalten. „Du weißt nicht, was die Leute dafür geben würden, so von dir geschminkt zu werden. Du könntest reich werden."

„Das bist du Vio, nicht die Schminke." Ale grinste schwach und widmete sich wieder den Schuhen. Anscheinend suchte sie ein paar für mich heraus. Sie wandte sich von mir ab und ich konnte nicht erkennen, ob ich mir den melancholischen Ausdruck in ihren Augen nur eingebildet hatte oder nicht.
„Danke, Ale. Ich fühle mich wirklich total schön."

„Das bist du immer, Vio." Sie drückte mir im Vorbeigehen ein paar Schuhe in die Hand. Sie stand vor ihren Taschen und überlegte, als sie sich wieder zu mir umdrehte.
„Wie kamst du darauf, Vio?"
„Worauf?", fragte ich ratlos.
„Darauf, dass die Bibliothek ein Bewusstsein hat. Darauf, dass sie dir Ruhe geben wollte."

Ich stutzte. Ale sahen mich abwartend an. „Die Bücher und... es ist ein Gefühl. Hast du das noch nie gespürt?" Sie schüttelte den Kopf. „Okaaay." Ich zuckte mit den Schultern. „Nicht alles muss immer irgendetwas bedeuten", wiegelte ich ab und schlüpfte in die schwarzen Stilettos. Sie hatten einen klobigen, nicht allzu hohen Absatz und breite silberne Schnallen, nur deshalb zog ich sie überhaupt in Betracht. Dennoch fehlten mir meine Stiefel augenblicklich. Dafür schnappte ich mir noch einige Ringe, darunter auch den breiten Goldring, den ich vorhin angesehen hatte.

„Sie stehen dir." Ale nahm sich ihr volles Glas vom Beistelltisch. „Die Ruhe ist vorbei." Sie drehte sich und der Vorhang fiel wieder. Er versteckte ihre Waffen, ihre Kleidung, ihre Schminke und gab einen Blick auf Azael und Cael frei, die vor dem Durchgang standen.

„Oh." Ich sah Azael an, der aber einfach nur dastand.
„Wow."
„Damit sollte es uns gelingen, oder?" Ale lächelte und hielt mir eine kleine schwarze Tasche hin.
„Was sollte euch gelingen?" Azael und Cael starrten mich an, als wären sie Kinder und ich ein Clown, der ihnen gleich ein Luftballontier binden würde.

„Auf jeden Fall."
Ich verdrehte die Augen und ging energisch auf de Chaiselongue zu. Dabei merkte ich, dass der Rock meines Kleides Schlitze besaß. Schlitze, die hoch auf meinem Oberschenkel gingen. Perplex wühlte ich durch die Schichte von Plissee und Stoff. Es waren zwei Schlitze und sie gingen fast bis zu meinen Hüftknochen.
Ale, Azael und Cael redeten noch immer über irgendetwas, was ihnen gelingen würde.
„Leute." Meine Geduld war bald am Ende.

Zum Glück hatte Azael Erbarmen mit mir. „Na, was wohl. Wir müssen deinen Status festigen. Du hast zwei Dämonen umgebracht, was zurecht viele beunruhigt. Aber das warst nicht du, sondern der Dolch und außerdem wird es auch kein Verfahren geben, weil das jeweils mit rechten Dingen zuging. Das haben glücklicherweise alle eingesehen. Ich meine Der Offizier hat dich entführt und gefangen genommen und daher hattest du jedes Recht dich zu befreien. Und bei Baseel war es schließlich ein Duell. Da kann dir auch niemand dumm kommen."

Throne of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt