Throne of Blood

chapter 29

Ich kam nur Sekunden nach Ale an und dennoch sah es aus als hätte sie die letzten Stunden damit verbracht, ihr Schlafgemach vorzubereiten. Auf einem goldenen Beistellwagen mit gläsernen Platten standen fertig gemixte Drinks. Rosafarbene Flüssigkeit funkelte in kristallenen Gläsern, die mit einem Zuckerrand verziert waren. Lichterketten schmückten die Pfosten ihres Himmelbetts und ihren Paravent. Auf zwei Kleiderstangen hingen diverse Outfits, inklusive Schmuck und darunter standen verschiedene Schuhpaare.

Gedankenverloren rieb ich mir über mein Brustbein, an das beständige Pochen hatte ich mich derart gewöhnt, dass ich es die meiste Zeit vergaß. Ale reichte uns die Gläser und stieß mit uns an. „Auf uns und diese Nacht."
„Darauf, dass wir sie nie vergessen werden." Azael schlug die Gläser klirrend aneinander. Ich nippte vorsichtig. Ich hatte nicht vergessen, was für eine Wirkung Alkohol oder was auch immer sie hier in ihre Drinks machten, für eine Wirkung haben konnte.

„Woooow, die sind köstlich", schwärmte Azael und leerte sein Glas in einem Zug.
Ich widmete meine Aufmerksamkeit den Kleidern auf den Stangen. „Such dir gerne was aus", forderte Ale mich auf. Meine Finger glitten über verschiedene Stoffe, weich, hochwertig, glatt, seiden. Ich trank erneut einen Schluck und blieb bei den verschiedenen Ringen hängen.

Es gab goldene und silberne, welche mit bunten Steinen und welche ohne. Es waren viele, doch mein Blick blieb an einem von ihnen hängen. Er war breiter als die anderen und stach deshalb hervor. Auf der Fläche, auf der normalerweise ein Siegel zu sehen war, waren die Silhouetten von zwei Körpern zu sehen. Ich drehte den Ring in meinen Fingern und fragte mich, warum mir dieser Ring aufgefallen war.

„Woher kommt er?"
Ale zuckte mit den Schultern. Sie hatte gerade ein schwarzes, größtenteils transparentes Kleid in der Hand, das Alex lieben würde. „Die meisten von den Ringen kommen aus der Drachenkammer. Einem verlassenen Drachenhorst in Form einer alten Grotte am Rand der Sandwüste."
Oha. Ich sah die Ringe plötzlich mit anderen Augen an. Nicht, dass ich sie für billigen Modeschmuck gehalten hatte, aber das hatte ich nun auch nicht erwartet.

Ale hielt mir fragend ein Kleid hin. Es war saphirblau und ich war sofort verliebt. Ich schnappte es mir und verschwand mit zwei weiteren und meinem inzwischen fast leeren Glas hinter dem Paravent. Azael und Cael hatten es sich auf Ales Bett gemütlich gemacht und stritten sich darüber, ob Werwölfe oder Vampire einfacher auszuschalten waren und wieso. Es ging in eine Kabbelei und Beschimpfungen über, denen ich mit halbem Ohr zuhörte, weil ich noch nie einen Dämon gehört hatte, der den anderen als „blutsaugende Kakerlake" beschimpft hatte. Cael konterte mit „fliegender Rattenzahn" und ich brach hinter dem Paravent in Gelächter aus.

„Ehrlich." Ich stolperte über den Saum des blauen Kleids und deutete auf die beiden. Die anderen Kleider hatte ich zuerst an, doch die waren nichts gewesen. „Ihr zwei seid die merkwürdigsten Dämonen, die ich mir vorstellen kann." Ale feixte und die beiden unterbrachen augenblicklich ihren Daumenkrieg und sahen mich an.
„Weil du dir nie hättest vorstellen können, dass Dämonen so unwiderstehlich heiß, witzig und liebenswert zugleich sein können?", riet Azael und stand geschmeidig auf.

„Eher nicht", wehrte ich ab und stellte das Glas zurück auf den Beistellwagen. Ich setzte gerade zu einer genaueren Ausführung an, als Ale mich bei den Schultern nahm und zu ihrem Spiegel umdrehte. Sie band die Schnüre am Rücken zusammen und verringerte somit die Wahrscheinlichkeit, dass ich erneut über den Saum stolperte um ein Vielfaches.

Das Kleid war ein Traum. Es war einige Nuancen dunkler als meine Haarsträhnen, stand mir aber dennoch ziemlich gut. Das Oberteil war schlicht, enganliegend und besaß keine Träger. Der Rock dagegen war eine Mischung aus durchsichtigem dunkelblauem Plissee und einem dunkleren glänzenden Stoff, den ich nicht kannte. Er schmiegte sich locker an meine Beine und ich drehte mich einmal, um den Rücken anzusehen. Bisher machte es fast einen zu anständigen Eindruck für eine Dämonenparty in der Hölle.