chapter 40

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Wir saßen bei Varaine im Arbeitszimmer. Unser gemeinsames, unbeschwertes Frühstück nach Ramiels Rückkehr kam mir Ewigkeiten her vor. Nur Cael und ich waren von der ursprünglichen Runde noch übrig. Mein Daumen rieb gedankenverloren über mein Brustbein und meine andere Hand strich Chimi über die glänzenden Schuppen. Die Stelle oben auf ihren Kopf, wenn sie sich aufrichtete, mochte sie besonders gerne.

Cael lehnte an meiner Schulter und Varaine saß uns gegenüber. Nakir hatte ihre Freundin, die blonde Soldatin, namens Henna mitgebracht. Wir waren zu fünft. Mein Mut sank. Chimi zischte. Ja gut, zu sechst.

„Wir brauchen dieses Höllenpferd."
„Wie sollen wir es sonst in Leviathas Reich schaffen? Und wichtiger: wieder da raus?"
Cael hörte sich müde an. Selbst der Hexenmeister klang erschöpft. „Ich bin mir sicher, dass ich irgendwo in meiner Bibliothek eine Skizze vom Hof Neid habe." Unsichtbare Finger strichen über die Buchrücken, zogen einzelne Bücher heraus und blätterten hindurch.

Azael lag oben in dem Zimmer, das er bei Varaine bezogen hatte. Quinn, die grünhaarige Hexe war bei ihm. Er war noch nicht wieder bei Bewusstsein, aber wenigstens war er stabil genug zum Teleportieren gewesen. Wut, die sich zu Hass entwickelte, durchfuhr mich. Ich verlor mich einen Moment in der Vorstellung, wie es wäre, Leviatha zu töten.

„Zapharias war nicht aufzufinden", unterbrach Henna meine Mordfantasien. „Proletus und Akanda suchen weiter, aber bisher haben sie keine Spur von ihm."
Ich schüttelte unwillig den Kopf. Niemand konnte sich in Luft auflösen.

„Angenommen wir kommen zu ihrem Fürstenreich", dachte ich laut, „wo glaubt ihr, ist Ale? In den Kerkern? Bei Leviatha? Oder ganz woanders?"
Cael richtete sich auf und ließ die Schultern kreisen. „Ich vermute, dass Leviatha sie kaum aus den Augen lässt. Es gefällt ihr, andere zu demütigen und bei Ale... macht es ihr sicherlich besonders Spaß."

Auf meinen fragenden Blick hin, erklärte Varaine: „Die beiden haben eine Vorgeschichte."
Ich schluckte. Das wird ja immer besser.
„Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Fürstin Ale überall mit hin schleift. Wahrscheinlich sogar zum Baden", stimmte Nakir zu. Ihr Hijab schimmerte in einem samtigen, dunklen Rot und ließ ihre bronzefarbene Haut strahlen.

„Sie konnte nur bis zur Grenze teleportieren und musste dann die Grenze zu Fuß überqueren, bis sie erneut teleportieren konnte. Es ist also gar nicht unwahrscheinlich, dass sie erst bald eintrifft." Varaine streckte seine Hand aus und einen Augenblick später, flatterte ein aufgeschlagener Plan herbei. „Hier ist es."
Wir beugten uns über den Plan und gingen die verschiedenen Wege zu Leviathas Gemächern durch.

„Du warst schon mal da, oder?" Nakir hatte sich am Henna gewandt. Sie nickte. „Und trotzdem willst du mit uns kommen? Bist du dir ganz sicher?"
Henna hatte hellblonde Haare und auch sehr helle Haut, die gerade noch ein bisschen blasser wurde. „Ja." Sie nickte entschlossen.

„Wir können für nichts garantieren. Nicht für unsere eigene Sicherheit und auch nicht für deine", fügte ich hinzu. Ich wollte niemanden in den Tod oder in Gefangenschaft führen, aber diese Entscheidung, musste jede für sich treffen.
„Das ist mir klar. Aber ich war schon mal da und kann euch helfen. Unser Kontakt in dem Fürstentum kennt mich persönlich. Er vertraut mir und kann uns helfen, falls wir in Schwierigkeiten geraten."

„Wir müssen klären, wer hier die Führung übernimmt." Mein Blick ruhte auf Nakir. Würde ich sie nicht so dringend bei Ales Rettung brauchen, würde ich sie bitten. „Astaroth und Mephistopheles haben sie an sich gerissen, aber sie besitzen keine dauerhafte Entscheidungsgewalt."
„Es ist kaum noch jemand übrig, dem ich wirklich vertraue." Nakirs Blick war gesenkt. Ich nickte zustimmend. Mir ging es ebenso.

Ein Handyklingeln unterbrach die angespannte Stille.
„Ja?", meldete sich Nakir. Ihr Blick zuckte zu mir. „Verstanden." Sie beendete das Telefonat. „Ich habe eine Soldatin vor dem Zimmer deiner Oma postiert. Sie ist nicht aufgewacht, aber sie hat etwas gesagt." Ich erschauerte. „Sie hat gesagt: Beeilt euch."

Throne of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt