chapter 37

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Ein langgezogenes Säuseln in meiner Nähe, ließ mich blinzeln. Es passte nicht ganz zu dem Setting von too hot to handle in dem ich mich bis gerade noch befunden hatte. Mein Traum war vorbei, als ich die warme und sehr sehr glatte Haut an meiner spürte und mich daran erinnerte, wie Zaph mich verprügelt hatte.

„Chimi."

Die goldgelben Augen von Ramiels Schlange betrachteten mich aufmerksam. Ich konnte ihre giftigen Fangzähne sehen, als ihre gespaltene Zunge hervorschnellte. Erst ein einziges Mal hatte ich Chimi außerhalb von Ramiels Haut gesehen und das war kurz bevor der Teufel ihn mitgenommen hat. Wir befanden uns noch immer in der Sandwüste. Meine Magie war wach, greifbar und die Wunden an meinem Körper zurückgegangen, aber nicht verschwunden.

„Wie hast du mich gefunden?" Die Schlange schien sich höher aufzurichten. „Und vor allem, wieso? Wieso bist du hier und nicht bei Ramiel?" Mir war nicht einmal klar gewesen, dass Ramiel und Chimi sich so weit voneinander entfernen konnten.

Chimis Haut wärmte mich, auf angenehme Art und Weise, was komisch war, weil mir eigentlich zu heiß sein müsste. Noch immer hatte sie sich um meine Taille, meinen Hals und noch einmal um meine Beine gewickelt.
„Irgendetwas stimmt nicht, aber du hast mich gerettet", stellte ich fest und strich vorsichtig über ihre dunkelgrünen Schuppen. Sie funkelten matt. „Danke."

Chimi zischte und rollte sich dann vollständig um mich, bis sie ihren Kopf auf ihren Körper bettete. Sie schien ebenfalls müde zu sein.
„Ale?"
Keine Antwort.
„Sollten wir nicht zurück zum Palast?", fragte ich. Doch Chimi rührte sich nicht. Obwohl meine Wunden nicht mehr bluteten, spürte ich ihr schmerzhaftes Pochen noch immer. Ich war weggedöst, aber meine Erschöpfung war nun noch greifbarer. „Na gut, eine Weile bleiben wir noch hier." Ich beobachtete die Flammen über uns und driftete dabei ein wenig ab. Es war sehr beruhigend. Zu beruhigend.

Dann hörte ich ein Rauschen. Was sofort auffiel, da um uns herum alles komplett still war. Kein Wind, kein Schaben, keine Stimmen, nichts. Deshalb fiel das Rauschen sofort auf.
„Oh, hey."
Zwei Dämonen landeten nur wenige Meter von uns entfernt. Sie blieben auf Abstand, der eine machte sogar einen Schritt zurück, als er uns sah.

„Azalee hat uns geschickt, um dich zu holen." Der Blick des Dämons war auf Chimi gerichtet. Er sah mich keine Sekunde lang an. Chimi rekelte sich genüsslich und richtete sich langsam auf. Wie in Zeitlupe nahm sie die Neuankömmlinge ins Visier. Ich wusste nicht wieso, aber ich meinte ihre Belustigung zu spüren. Sie gab meine Beine frei, machte jedoch keine Anstalten von mir runterzugehen. Ich beobachtete mit schräg gelegtem Kopf, wie sie sich so hinschlängelte, dass ihr Kopf hinter meinem aufragte.

Na, super, dachte ich, jetzt machst du ihnen richtig Angst.
Chimi zischelte und ich versuchte aufzustehen, was mit diesem ungewöhnlichen Gewicht gar nicht so einfach war. Als ich es endlich geschafft hatte, streckte mir der vordere Dämon nur sehr widerwillig seine Hand entgegen.

In Ales Gemächern angekommen, ließ ich mich auf die Chaiselongue fallen. Das Teleportieren hallte mit einer leichten Übelkeit noch in mir nach. Chimi hatte es sich gerade erst gemütlich gemacht, als schnelle, schwere Schritte von mehreren Personen zu hören waren.
Cael stürmte herein.
„Vio! Ich bin froh, dich zu sehen. Geht es dir gut? Wir müssen zu Azael. Ale..." Er sah von mir zu der dunkelgrünen Schlange. „Was..." Er rieb sich über das Gesicht. Seine Augen waren gerötet. Seine Hände zitterten.

„Was ist passiert?" Ich zog ihn zu mir und nahm ihn in den Arm.
„Sie haben..." Tränen liefen über seine Wangen. Er vergrub den Kopf an meinem Hals. „Azael, sie haben seine..." Er zitterte nun am ganzen Körper. Chimi hatte sich auch um ihn geschlängelt.

„Was haben sie gemacht, Cael?", fragte ich und strich ihm beruhigend über den Rücken. Gerade war ich selbst noch kurz davor in Panik auszubrechen, aber jetzt hatte sich mein Überlebensmodus aktiviert.
„Seine Schwingen."

Chimi spannte sich an und ich sah hoch. Es war niemand zu sehen. Die Schlange zischelte und ihre Schuppen schienen mit einem Mal heller zu scheinen und größer zu werden. Ich hielt Cael fest, während ich begriff. Während mich das Grauen durchfuhr, das seine Worte zu bedeuten hatten.

„Wo ist Ale?" Mein Kiefer schmerzte, so fest biss ich meine Zähne zusammen. Cael schüttelte nur den Kopf. Er wusste es nicht. „Und Azael?"
„In seinem Gemach. Mit den Heilerinnen." Cael löste sich von mir und sank in sich zusammen.

„Ramiel? Du musst herkommen! Schnell." Ich tauschte meine zerrissene und blutbefleckte Kleidung gegen die Kampfmontur.
„Ale?"
Die Erde begann zu grollen. „Cael, wir müssen unser Haus zusammenrufen." Die beiden Dämonen, die mich eingesammelt hatten, warteten vor der Tür. „Holt alle her!", befahl ich. Wieder rief ich in Gedanken nach jemandem. Und dieses Mal bekam ich eine Antwort.

Nakir traf als Erste ein. „Ich habe das Zimmer von deiner Oma mit einem Schutzzauber versehen. Falls jemand eindringen will, kriege ich das mit. Deine besties sind bei Sumi und bleiben da vorerst."

„Danke." Ich nickte ihr zu. Wir brauchten unsere ganze Aufmerksamkeit, unsere ganze Kraft jetzt hier. Sie war ungewöhnlich blass. Wie alle, die nach und nach auftauchten. „Geh bitte zu Varaine und frag ihn um Hilfe wegen Azael." Nakir nickte und verschwand.
Ich wandte mich an zwei Dämonen. „Wir müssen wissen, wo Zapharias sich aufhält und mit wem er spricht." Ein knappes Nicken und sie verließen Azalees Gemächer.

„Astaroth, Mephistopheles", begrüßte ich die beiden Generäle.  Einer hatte weiße Haare, der andere graue. Beides sehr ungewöhnlich für Dämonen. Sie beobachteten das Treiben mit regloser Miene. Astaroth Blick blieb einen Moment auf Chimi hängen. Ich bildete mir ein zu sehen, wie seine weiße Haut noch blasser wurde. „Wie sehen die Pläne für so einen Fall aus?" Die aufsteigenden Emotionen von allen Versammelten wurden mit jeder Sekunde drückender. Einige waren den Tränen nahe, doch den meisten ging es wie mir. Und ich hatte große Mühe damit meinen Zorn zu unterdrücken.

„Die gibt es nicht so richtig. Im Falle der Abwesenheit des Kronprinzen hat er einen Stellvertreter zu bestimmen. Der Stellvertreter hat ebenfalls einen Stellvertreter für seine Aufgaben bestimmt." Unsere Blicke fanden Cael. Ein Dämon, den ich nur vom Sehen kannte, saß bei ihm.

Ich unterdrückte ein Seufzen. „Habt ihr das hier im Griff? Ich würde kurz zu Azael gehen." Mephistopheles nickte. Sein Missfallen war nicht zu sehen, aber zu spüren. Ich zog eine Wand hoch, damit uns die Umstehenden nicht hören konnten. „Ist das ein koordinierter Angriff?" Jetzt hatte ich die Aufmerksamkeit der beiden. „Zapharias hat mich abgelenkt. Azalee ist verschwunden und Azael..." Es erschien mir nicht wie ein Zufall, dass Zaph mich ausgerechnet zu der Zeit in der Wüste zusammenschlug, als das hier passierte.

„Wir sind geschwächt. Der Kronprinz muss zurückkommen." Astaroth fixierte mich. „Jede Sekunde, die er nicht hier ist, ist gefährlich." Sein Blick wanderte zu Chimi, die sich um meine Taille geschlängelt hatte. Wieder rief ich in Gedanken nach Ramiel und Ale. Lauter dieses Mal. So laut ich konnte.

„Was ist das Worst-Case Szenario?"

Mephistopheles Blick aus stechend hellgrauen Augen schoss zu mir. „Wenn sie den Thron übernehmen." Die Erkenntnis traf mich mit einem Schlag. „Haus Neid wäre dämlich, wenn sie diese Chance nicht ergreifen würden." Sie hatte das geplant. „Sobald Leviatha auf dem Thron sind, löscht sie uns alle aus."

„Sie setzt einen unfähigen Dämon an die Spitze des Haus Zorn und nimmt ihm damit für immer seine Macht. Sie würde alle Gesetze zum Schutz der Menschen, für die Rechte niederer Dämonen, Hexen und andere einfach aufheben und all die willkürlichen Gesetze über Sklaverei, Zwangshochzeiten, Vergewaltigungen, Missbrauch, Blutabhängigkeit, Folter wieder für gültig erklären. Es wird schlimmer sein als alles, was sich die alte Garde ausgemalt hat."

„Wir haben das hier im Griff. Geht ihr zu Azael. Wir treffen uns im Thronsaal." Astaroths Stimme war kühl. Mephistopheles musterte mich und wartete auf meine Reaktion.
Ich nickte und wandte mich zum Gehen, blieb jedoch bei zwei Dämoninnen stehen, von denen ich meinte, dass Ale mit ihnen befreundet war.
„Findet sie."

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