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Ich schreie auf.
Ursa maunzt laut.
Schweiß strömt mir aus allen Poren und meine Augen schließen sich.
Mein ganzer Körper zuckt und bebt.
Ich liege auf dem Boden.
Meine Gitarre neben mir.
Mein Kätzchen auf mir.
Ich lebe noch!
Er hat mich doch nicht umgebracht!
Mit schmerzendem Körper stehe ich auf und hebe meine Gitarre hoch, um diese auf meine Couch zu werfen.
Danach nehme ich Ursa in die Arme und wiege sie sanft hin und her.
Mit dieser Methode versuche ich uns beide zu beruhigen.
Dabei summe ich ein Lied.

"Please, please forgive me.
But I won't be home again.
Maybe someday you look up.
Isn't someone missing
Isn't something missing me?"

Ich nehme mein Handy und bemerke, dass es schon 3:20 in der Nacht ist.
Mein Magen knurrt und auch der Durst meldet sich wiedereinmal bei mir.
Hungrig und übermüdet tapse ich in die Küche um mir einen "night-snack" herzurichten.
Zwei Scheiben Schwarzbrot mit Butter und Kresse, vier kleine Sauergürkchen, drei Schokoladenkekse und ein Glas kalte Milch und schon geht es mir körperlich zumindest besser.
Ursa hat auch eine große Schale mit Katzenfutter bekommen und ein Schälchen Wasser und ich beobachte sie während sie sich auf ihr Mahl stürzt.
Wir scheinen beide ziemlich ausgehungert zu sein.
Tja, wie die Mutter, so auch die Tochter.
Oder wie es in unserem Fall heißt: Wie die Besitzerin, so auch die Katz'.

Nach unserem kleinen Nachts-schmaus fallen wir beide auf mein Bett.
Ich bin körperlich sehr müde, aber geistig bin ich hellwach, denn ich habe große Angst.
Ich gehe noch unter.
Unter in meine ganze Angst.
Zu schwach um mich selbst aus meiner Angst zu befreien.
Zu schwach um auszuharren und um zu verkraften.
Zu schwach für alles!
Ich höre Schritte.
Mein Körper ist sehr aufmerksam.
Es scheint, als sei mein Hörvermögen auf ein vielfaches verdoppelt worden.

Die Schritte werden immer lauter und lauter.
Ich schließe meine Augen und versuche gleichmäßig zu atmen um eine Hyperventilation zu verhindern.
Ich höre jemanden neben mir atmen und ich schwöre, dass es nicht Ursa ist.
Es klingt nämlich menschlich.
Ich verstecke mich unter meine Decke und hoffe, dass es bald vorbei ist.
Ich fühle mich bedroht und weiß nicht, was ich tun soll.
So gern ich zum Lichtschalter gelangen würde, ich schaffe es nicht.

"I can't escape this hell.
So many times I've tried.
But I'm cached inside.
Somebody help me out this nightmare.
I can't control myself."

Ich kann mich nicht mehr unter Kontrolle halten.
Ich kann nicht mehr.
Dieses Tier in mir wütet weiter und zerstört meine schon geschundene Seele.
Ich wälze mich im Bett hin und her.
Mein Nachthemd klebt mir am Körper und mein Herz droht in tausend Stücke zu zerbersten.
"Du kleines Miststück!
Du entkommst mir nicht!"
Ich rolle mich zu einem kleinen Ball zusammen und lege meine Hände schützend um meinen Kopf.
Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen?
Was will er denn noch von mir?
"Mein kleiner süßer Liebling!
Du bist so schön!
So wunderschön.
Ich kann gar nicht fassen, dass du lir gehörst.
Nur ganz allein mir!"
Ich spüre Mr. Davis Finger zwischen meinen Schenkeln und seine Lippen an meinem Schlüsselbein.
"Es ist deine Schuld, dass deine Eltern von mir nach Japan verschickt wurden!
Wenn ich ihnen einen nicht so netten Brief an sie schicke, dann wird es auch nur ganz allein deine Schuld sein!"
Mir entflieht ein Schluchzen.
"Hör auf!
Bitte!
Ich flehe dich an!"
Bitte, hör auf!"
Seine Finger bohren sich immer tiefer in mir und verletzen mich.
Ich ließ meine Hände zu meiner gläsernen Nachttischlampe gleiten und packe diese.
Mit voller Wucht lasse ich sie auf seinem Rücken krachen.

Und schon ist er wieder weg.
Genauso schnell wie er erschienen ist.
Ich atme tief ein und aus und versuche meine Atmung und meinen ganzen Körper unter Kontrolle zu halten.
"Miau!"
Ursa sitzt neben mir und versucht mich zu trösten, indem sie ihre kleine rosarote Nase gegen meine drückt.
"Alles ist gut, mein Baby!
Er kann uns nichts mehr tun.
Er kann mir nichts mehr tun.
Es ist alles in Ordnung."
Ich nehme mein Haustier und lege sie neben mich.
Ich habe immer noch Angst.
Das Gefühl verfolgt zu werden bleibt.
Ich gebe mir große Mühe um die ganzen Geräusche in meinem Kopf loszuwerden.
Ich darf nicht wegen der Vergangenheit untergehen.
Ich darf nicht fallen.

" 'Cause it aint so easy learning how to fly when you're already falling."

Coolest winter rainWhere stories live. Discover now