Wake up

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Einige Wochen nach diesem eigenartigen Vorfall ging ich zu meiner ersten Sitzung bei Dr. Pepper.
Diese ganzen Ereignisse zwangen mich dazu mich mit jemand professionellem zu sprechen.
Ich stehe vor dem großen gelben Backsteingebäude, der einen trüben Eindruck macht.
Eigentlich glaube ich nicht daran, dass eine Psychotherapie hilfreich ist, aber ich muss es unbedingt versuchen!
Mein Leben muss doch auch einmal weitergehen!
Ich trage einen weißen Spitzenshirt und einen schwarzen Bleistiftrock über einer mit schwarzen Blumen verzierten Nylonstrumpfhose.
Ein breiter schwarzer Hut mit weißer Schleife verfeinert mein Outfit noch zusätzlich.
Mein rötlicher Lippenstift und der teure Rouge betont mein Äußeres auf einer positiven Art und Weise.
Ich kann mich noch an die Psychiatrie erinnern, als ich diese blonde Dame erblickt hatte.
Ihre blauen Augen sahen mich bemitleidenswert an, als ich beteuerte, dass alles gut sei.

Heute ist unsere erste Sitzung außerhalb der psychiatrischen Anstalt und wenn ich ganz ehrlich bin, dann kann ich nicht verneinen, dass ich extrem nervös bin.
Mit einem flauen Gefühl im Magen betrete ich dieses gelbe Gebäude und steuere direkt auf den Aufzug zu.
Meine Schritte hallen mir nach und meine Nervosität steigt immer weiter.
Als ich vor Dr. Peppers Tür stehe halte ich kurz inne, um mich seelisch auf das kommende vorzubereiten.
Kurz schließe ich meine Augen und atme tief ein und wieder aus.
Plötzlich senkt sich die edel vergoldete Türklinke und die weiße Tür wird geöffnet.
Mir stockt der Atem, denn ich war nicht darauf vorbereitet, dass die Tür schon geöffnet wird.
Mit weit aufgerissenen Augen starre ich in die himmelblauen Augen von meiner Psychotherapeutin.
Mein Atem geht sehr schnell und mein Herz schlägt mir bis zum Halse.
"Hallo, Melinda!
Schön Sie wieder zu sehen!"
Lächelnd reicht mir Dr. Pepper ihre Hand und ich nehme sie zögernd und schüttle sie.
Ich kann ihre Hand nicht spüren.
Ich spüre gar nichts, außer große Furcht.
Die Angst frisst mich von innen auf und lässt verkümmerte Reste von meinem Dasein liegen.

Ich habe Angst über all diese traumatischen Erlebnisse zu reden.
Mit schweren Schritten nehme ich den angebotenen Sitzplatz gegenüber meiner Therapeutin ein.
Nachdem auch sie sich gesetzt hat sieht sie mich über ihre kantigen Brille an und lächelt mild.
"Wie geht es Ihnen?
Sie scheinen etwas durcheinander zu sein."
Verwirrt blicke ich die ältere Dame an und öffne zögernd meinen Mund.
"Es geht mir gut, danke."
Mit gerunzelter Stirn sieht Dr. Pepper mich an und nimmt einen großen Schluck von ihrem Kaffee.
"Und worüber denken Sie denn gerade nach?
Melinda?
Ist alles in Ordnung mit Ihnen?"
Ich nicke bloß und versuche nicht in die Vergangenheit zu verschwinden.
Ich spüre Wasser.
Eiskaltes Wasser.
In meinen Ohren, auf meinem Gesicht.
"Ich glaube, dass ich wieder gehen sollte."
Mein Stammeln kann man knapp verstehen und ruckartig stehe ich auf und laufe aus diesem Raum.
"Melinda!
Warten Sie!"

Ich vernehme die entfernte Stimme von dieser älteren Frau, die mir helfen sollte, meine Probleme zu bewältigen.
"Bleib hier!
Ich bin ein Monster!"
Eiskalt läuft es mir über den Rücken, als ich die Stimme von Alexander Davis vernehme.
Ich laufe die Stufen hinunter und stolpere.
Der Wahnsinn überrollt mich mit einem Mal und ich falle.
Mein Körper spürt den Aufprall nicht.
Mein Körper spürt eiskaltes Wasser.
Ich höre nicht, wie Dr. Pepper erschrocken aufschreit, sondern die tröstenden Worte und das elendige Betteln meines ehemaligen Bosses.
Mir wird schwarz vor Augen und ich schließe meine Augen.
Es ist stockdunkel um mich herum.
"Melinda?
Wachen Sie bitte auf!
Sie müssen wieder zurückkommen, hören Sie?
Bitte öffnen Sie Ihre Augen!"
Mein Kopf ist so schwer.
Meine Glieder schmerzen so sehr.
Ich möchte meiner Psychotherapeutin ein Zeichen geben, damit sie weiß, dass ich sie gehört habe.
Doch ich bin gerade nicht die Herrin meines Körpers.
Als ich es doch schaffe meine Augen zu öffnen, lächelt Dr. Pepper mich erleichtert an und legt mir ihre kühle Hand auf meine hitzige Stirn.
Mein Hals fühlt sich an wie ausgetrocknet und in meinen Augen brennen salzige Tränen, die sich einen Weg nach unten verschaffen.

Ich fange an zu schluchzen.
Meine Psychotherapeutin nimmt mich in ihre Arme und versucht mich zu trösten.
All die inneren Verletzungen in mir brechen nach und nach auf.
Bluten schlimmer als je zuvor.
Ich will nicht mehr leben!
"Bitte, lass mich gehen.
Ich flehe dich an...."
Diese Worte sind eher an Mr. Davis gerichtet, als an die ältere Dame die mich im Arm hat.
Ich muss aus diesem alltäglichen Alptraum erwachen.

Coolest winter rainWhere stories live. Discover now