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Angsterfüllt sehe in die braunen Augen meines ehemaligen Chefs.
Das kann nicht wahr sein!
Das darf nicht wahr sein!
Er steht vor mir!
"Was magst du haben, Meli?
Caramel und Haselnuss im Becher, wie immer, oder heute etwas anderes?"
Ich fühle mich so als ob ich mich in Stein verwandelt hätte.
Ich empfinde keine Emotionen.
Ich empfinde rein gar nichts.
Ich darf nichts fühlen!
Ich darf nicht zeigen wie sehr ich geschockt bin.
"Du kennst mich gut, Bubi!", witzele ich lächelnd und werfe meinem besten Freund einen vielsagenden Blick zu.
Dieser grinst fröhlich und gibt die Bestellung auf.
"Einmal Caramel- und Haselnusseis im Becher und einmal Pistazien- und Schokoladeneis im Becher bitte!"
Ich halte meinen Kopf gesenkt.
Mr. Davis kann nicht hier sein!
Es darf einfach nicht wahr sein!
Als ich wieder aufschaue, stelle ich verwirrt fest, dass der Eisverkäufer nicht mein ehemaliger Chef ist.
Dieser Mann hat nur dieselbe Frisur.

Dankbar nehme ich meinen Eisbecher von Jacob entgegen und wir gehen gemeinsam zu einer Blumenwiese, wo wir uns gemeinsam niederlassen.
Ich genieße mein Eis und bemerke, wie sehr ich diese himmlische Köstlichkeit vermisst habe.
Die eiskalte Konsistenz.
Dieser wunderbare Geschmack.
So unbeschreiblich köstlich!
Ich habe schon seit letzem Herbst kein Eis mehr genossen und deswegen genieße ich diesen Moment sehr.
Mit geschlossenen Augen koste ich jeden Löffel Caramel- und Haselnusseis aus.
Ich spüre Jacobs Blick auf mir ruhen und öffne wieder meine Augen, um ihn anzusehen.
Mein bester Freund lächelt mich keck an, bevor er sich wieder seinem Eisbecher widmet.
"Was gibts da zum Lachen?", frage ich mit weinerlichen Stimme.

Jacob wird rot und meint nur:" Es war nur zu süß dir zuzuschauen, wie du dein Eis genossen hast.
Als hättest du nie Eiscreme gegessen.
Wie ein Gollum, der seinen Fisch genießt!"
"Hey! Nimm das sofort zurück!", rufe ich gespielt beleidigt und piekse ihm in die Seite.
Er lächelt nur und seine Zähne blitzen weiß.
In diesem Moment fühle ich mich frei.
In diesem Moment fühle ich mich glücklich und positiv geladen.
"Wenn du schon hohe Töne spucken kannst, würdest du mich auch einfangen können, wenn ich dir wegrennen würde?"
Dies ist eine Herausforderung.
Und mein bester Freund liebt Herausforderungen über alles!
"Keine Sorge meine Melo!
Dich kriege ich auf jeden Fall wieder eingefangen!
Kleine Kinder fängt man ja am schnellsten!"

Schnell springe ich auf und drehe mich um, damit ich fliehen kann.
Mein Haar fliegt durch die Luft und der angenehme Wind lässt sie aufbauschen und um mein zierliches Gesicht flattern.
Ich laufe mit erhöhter Geschwindigkeit los und schaue nicht zurück.
"Summer has come and passed.
The innocent can't never last.
Wake me up, when September ends"
Ich liebe Green day!
Dieses Lied passt heute zwar nicht, aber ihre Songs kann ich zu jeder Zeit hören.
Mein Herz blüht auf und meine Laufschritte werden immer federnder.
Ich bin gerade so glücklich!
Mein Körper scheint über den Boden zu fliegen.
Um sicherzugehen, dass mein bester Freund noch nicht knapp hinter mir ist, schaue ich kurz über meine Schulter.
Plötzlich krache ich mit voller Wucht gegen eine Person.
Ich stürze mit dem Rücken zu Boden und Schwindelgefühle kommen in mir auf.

"Ist Ihnen etwas passiert?!
Warten Sie, ich helfe Ihnen auf!"
Diese Stimme kommt mir bekannt vor.
Verdutzt schaue ich auf und schon trifft mich der Schlag!
Alexander Davis steht über mir gebeugt und hält mir seine Hand hin.
Er hat mich wieder gefunden!
Seine braunen Augen blitzen auf, als er mich wieder erkennt.
Mit aufgestützten Armen versuche ich einen Abstand zwischen uns aufzubauen, doch er kommt mir immer näher und näher.
"Meli?!
Alles in Ordnung?
Hast du dich verletzt?"
Mit einem Satz hastet Jacob auf mich zu und drängt Mr. Davis aus meiner Sicht.
"Ja, es geht schon.
Danke.
Ich bin nur etwas tollpatschig gewesen."
Ich beeile mich aufzustehen.

"Ich bringe dich jetzt lieber wieder ins Krankenhaus.
Unsere Zeit läuft nämlich bald ab."
Ich nicke schweren Herzens und Jacob nimmt meine Hand.
Verstohlen schaue ich zu meinem ehemaligen Boss und erkenne, dass seine Hände zu Fäusten geballt sind.
Seine Augen sprühen Feuer und seine Kiefermuskulatur ist angespannt.
Sofort schaue ich nach vorne, aber ich kann seine Blicke auf mir ruhen spüren.

Ich frage mich nur, wie man sich so zufällig wiedersehen kann.
Die Sonne geht langsam mit seinen majestätischen Strahlen unter, während ich mit Jacob denWeg zur Psychiatrie gehe.

Coolest winter rainWhere stories live. Discover now