Voices

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Ich sitze jetzt vor meinem Ganzkörperspiegel und sehe mich an.
Meine wirren Haare umrahmen mein müdes Gesicht und mein Hemd rutscht mir über die linke Schulter.
Ich bin am Ende und bin langsam bereit aufzugeben.
Dieses Leben das ich lebe, dieses Leben kann ich nicht mehr weiterführen.
Ich bin so erschöpft und sehe keinen Sinn mehr jetzt noch weiter zu leben.
Meine inneren Stimmen fangen an zu reden.
"Du bist ein gar nichts!
Du hast deine armen Eltern enttäuscht und ihre Hoffnungen und Träume zerstört!
Du hättest fast dafür gesorgt, dass Lola und George, deine kleinen armen Geschwister fast in bitterer Armut leben hätten müssen!
Du bist eine große Schande für diese Welt!"

Ich fasse mir an den Kopf und schüttle sie.
"Nen!
Ich bin auch nur ein Mensch, verdammt nochmal!
Auch ich habe das Recht zu entscheiden, wie ich leben möchte!
Ich bin Melinda Anastasia Avril Grace Larkin!
Ich bin eine starke junge Frau!
Ich hatte vieles erlebt und trotzdem lebe ich wie jeder andere normale Mensch auf diesem Planet!"
Die ganzen Stimmen in meinen Inneren lachen mich nur aus und lassen mich immer mehr in ein emotionales Tief wandern.
Ich bin in meiner persönlichen Hölle gelandet und in meiner Hölle bin ich der Teufel höchstpersönlich.
Ich bin diejenige, die sich selbst quält.
Für die Außenwelt unerkennbar und unvorstellbar zu glauben.
Mein Leben ist in deren Augen perfekt.
Ich bin ein Vorbild für viele jungen Frauen, jedoch nur in der berüchtigten Businessbranche.
Nur weil Menschen reich sind und sich viele Güter leisten können, bedeutet dies nicht, dass sie glücklich sind.
Dies bedeutet nicht, dass deren Leben vollkommen ist und dass sie sich wirklich alles leisten können.

Es mag vielleicht sein, dass sie sich viele Häuser und Autos und Klamotten leisten können, doch diese sind nur materielle Güter.
Die immaterielle Güter sind meiner Meinung nach um vieles wichtiger.
Geborgenheit.
Liebe.
Vertrauen.
Familie.
Freunde.
Freude.
Spaß.
Zusammenhalt.
Bedingungslosigkeit.
Diese Liste ist lang, sehr lang sogar.
Menschen unterschätzen den Wert der Gefühle und überschätzen Reichtum und Macht.
Gier ist der schlimmste Feind der Natur.
"Süße, du bist ein billiges Flittchen und das weißt du ganz genau!"
Auf einmal sitze ich nackt meinem Spiegel gegenüber.
Plötzlich steht Mr. Davis hinter mir.
Ich wage es nicht mich umzudrehen.
Auch er ist nackt!
"Wenn du nicht das tust was ich von dir verlange, dann muss ich leider einen nicht so netten Brief zu deinen lieben Eltern nach Japan schicken."

Plötzlich packt er mich an den Hüften und trägt mich zu meinem Schreibtisch.
Ich bin nicht im Stande mich zu wehren, denn in meinen Inneren, da bin ich blockiert.
Als ich auf meinen Tisch liege beugt er sich, wie damals in seinem Büro, über mich.
Alles in mir schreit nach Hilfe.
Genau wie damals.
Große Panik und Angst vermischen sich und lähmen mich noch zusätzlich.
Genau wie damals.
Die Angst ist mein größter Freund und doch auch mein schlimmster Feind.
Genau wie damals.
Ich spüre wie er in mich eindringt und wie er anfängt in mich zu stoßen.
Innere Schreie reißen mich hin und her, doch kein Laut entweicht meinen Lippen.
"Ich liebe dich, Melinda!"
Was ist jetzt bloß los?
Wie hat dieser Mann mich gefunden?
Wer hat mich nur verraten?
Was hat mich verraten?
"Lass mich gehen, bitte!
Ich flehe dich an!", flüstere ich verzweifelt.
Doch er lacht nur dreckig und presst seine vollen Lippen auf meine.
Ich halte meine fest zusammengepresst und versuche nicht durchzudrehen.
Meine Instinkte schreien mich an endlich zu fliehen und zur Polizei zu gehen, damit dieser Wüstling festgenommen wird.

Seine Stöße in mir werden immer heftiger und schneller und ich kann nach kurzer Zeit sein Ejakulat in mir spüren.
Tränen brennen in meinen Augen und mein wiedereinmal geschändeter Körper fällt in sich zusammen, wie eine Marionette.
"Du bist zu nichts zu gebrauchen!
Du bringst nur Elend und Verderben!
Deine armen Eltern haben so etwas wie dich nicht verdient!
Du weißt hoffentlich, dass du daran Schuld bist.
Nur du allein!"
Plötzlich ist Mr. Davis weg von mir und ich liege nicht mehr nackt auf meinem Schreibtisch.
Ich bin komplett angezogen und ich sitze vor meinem Ganzkörperspiegel.
"Du dummes Miststück!
Alles ist deine Schuld!
Du bist zu dumm für einfach alles!
Keine Sorge, ich bringe dir Respekt bei!"
Meine Tränen rinnen über meine blassen Wangen, während ich meine eigenen markerschütternden Schrei aus der Vergangenheit höre.
Der Geruch von geriebenen roten Chillischoten steigt mir in die Nase.

Coolest winter rainWhere stories live. Discover now