Living in denial

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„Cause you're living in denial. Cause you're living in denial, always wear a smile and all of your troubles they end up in a pile. I know it might take a while. Take a while. To realize you're living in denial."

Ich spüre den Boden unter mir, so hart und so kalt. Meine Haut ist sehr kühl und meine Zähne klappern wegen großer Kälte. Langsam zwinge ich mich aufzustehen und mich in die Küche zu schleppen. Mein Kopf ist gefüllt mit Gedanken. Mein Körper fühlt sich so fremd an. Ich fühle mich so, als sei mein Geist im falschen Körper. Ich nehme eine Tasse aus meinem gläsernen Küchenschrank und mache mir eine heiße Schokolade mit Sahne. Genießerisch nippe ich an diesem heißen Getränk und spüre, wie etwas Wärme in meinem kalten Körper strömt. Ich schließe meine Augen und versuche an gar nichts zu denken. Ich will einfach verschwinden. Ich will, dass meine Psyche aufhört mich immer weiter in die Vergangenheit zu ziehen. Ich will, dass sie aufhört mich zu zerstören. Etwas kleines Weiches schmiegt sich an meinem Bein. Es ist Ursa. Leise schnurrend streicht sie um meine Beine und reibt ihren kleinen Kopf an meinem linken Fuß. Ich stelle meinen Kakao an der Küchentheke ab und hebe mein Kätzchen hoch. Ursa ist wie mein eigenes Kind für mich. Ich kann mich noch an unserer ersten Begegnung erinnern.

 Es war ein kalter Tag am Oktober. Die Blätter von Laub- und Nadelbäumen fielen zu Boden. Manche geräuschlos und manche landeten mit einem sanften rascheln zur Erde.  Ich war unterwegs. Im Wald. Eigentlich machte ich damals nur einen Spaziergang, um einen klaren Kopf zu bekommen. Und auf dem Weg, da sah ich sie. Ein abgemagertes kleines Kätzchen, das verzweifelt unter einem Baum saß. Das Fell verschmutzt, die Augen so leer. Es zerbrach mir fast das Herz sie so einsam und allein in der Natur sitzen zu sehen. Langsam und vorsichtig ging ich auf sie zu. Keine einzige Reaktion von ihrer Seite.  Ich erreichte sie, blieb nur einige Zentimeter vor ihr stehen und ließ mich nieder auf die Knie. Der harte Erdboden hinterließ Spuren auf meiner Kleidung. Plötzlich blickte mir dieses zarte Geschöpf in die Augen. Ihre Augen waren so schön blau und so klar. Wir sahen uns lange in die Augen, bevor sie aufstand und auf mich zukam. Ich näherte mich ihr mit einer ausgestreckten Hand, aber sie blieb ruhig und kam mir entgegen. Ihre kleine rosarote Nase berührte meine Handfläche. Ich versuchte sie zu streicheln, aber diese kleine Katze zuckte vor mir zurück und sah mich mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck an.

„Driiiiinnnggg! Drriiinnnngggg!" Mein Wecker reißt mich aus meiner Erinnerung. Es muss schon 6:00 Uhr am Morgen sein! Ich muss zur Arbeit! Schnell schallte ich meinen lauten Wecker aus und renne ins Bad.  Eine halbe Stunde später sitze ich in meiner Lieblingsbäckerei und frühstücke ausgiebig. Dank meiner zierlichen Figur kann ich alles essen worauf ich Lust habe und diesen Vorteil nutze ich allzu gerne. Zwei Schoko-Croissants und eine Scheibe Vollkornbrot mit Butter und Honig genehmige ich mir mit aller Ruhe, bevor ich Mia anrufe, um ihr Bescheid zu geben, dass ich wieder Arbeitsfähig bin. Sie geht schon nach dem ersten Klingeln ans Handy. „Meli! Du lebst ja noch!" es ist schön, wieder ihre Stimme zu hören. Auch wenn wir nur Unternehmenspartnerinnen sind. Es ist einfach schön, wieder einmal eine vertraute Stimme zu hören. Etwas aus meinem eigentlichen Arbeitsalltag.

„ ja, ich lebe noch und ich will dir mit viel Freude und Motivation verkünden, dass ich wieder arbeiten kann, meine Liebe!", lache ich ins Telefon. „Das ist ja sensationell! Hey, Melinda! Ich hab dich echt extrem vermisst! Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen! Wann bist du endlich da?" Ich überlege. In einer halben Stunde wäre ich bei meinem Büro. Glaube ich. „ Also ich würde in einer halben Stunde bei dir sein." Wir quatschen noch eine Weile über unsere Pläne mit unserem Unternehmen und danach legt sie auf, da sie schon einen Anruf eines Kunden empfängt. Ich mache mich seelenruhig auf dem Weg zur Arbeit. Das Wetter ist warm, aber windig. Mein Haar weht im Wind und mein schwarzer Rock wird aufgewirbelt. Nach einer Weile erreiche ich mein Arbeitsplatz und ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. Jetzt muss ich meine Maske wieder aufsetzen. Ich darf nicht zeigen, wie ich mich fühle. Ich darf nicht zeigen, wie ich wirklich bin. Ich muss stark und selbstbewusst wirken.

„I know it might take a while. Take a while. To realize you're living in denial..."

Coolest winter rainWhere stories live. Discover now