Kapitel 3

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Felix

Seufzend verließ ich den Raum für das Gesangstraining. Singen war wirklich eine meiner größten Baustellen. Ich liebte Tanzen und war auch gut darin, doch beim Singen hatte ich eindeutig noch Nachholbedarf. Was mein Lehrer auch nicht müde wurde mir zu erklären. Zumindest versuchte er es.

Mittlerweile sprach ich so gut koreanisch, dass ich mich in normalen Gesprächen verständigen konnte, doch Fachbegriffe konnte ich mir beim besten Willen nicht merken.

Er lobte mich für meine tiefe Stimme und meinte, dass ich damit große Chancen hatte in eine Gruppe aufgenommen zu werden, doch sie passte nicht zu Gruppen in denen der Fokus auf Gesang lag. Und das war das Problem. Welche Gruppe legt ihren Fokus denn nicht auf die Vocal Line?

Ich verließ den Raum und blieb noch einen Moment an der Tür stehen, um tief durchzuatmen und wieder positive Gedanken in meinen Kopf zu bekommen. Ich hatte heute Töne getroffen, die letzte Woche noch komplett schief geklungen hatten. Ich hatte drei neue Wörter gelernt und später würde ich mit meiner Familie Facetimen. Wenn das kein Grund war, um zu lächeln.

Auf einmal prallte jemand gegen mich und ich wurde mit voller Wucht zu Boden geworfen.
„Uff", entfuhr es mir, als die Luft beim Aufprall aus meinen Lungen wich.
Benommen blieb ich noch einen Moment am Boden liegen. Ich konnte die Person nicht sehen, die mich gerade umgerannt hatte, weil meine Haare in mein Gesicht hingen.

„Hey, alles gut bei dir?", fragte mich eine Männerstimme.
War denn alles gut? Mein Steißbein tat weh und ich war auch mit dem
Kopf am Boden aufgekommen.
„Tut mir echt leid, ich habe dich wirklich nicht gesehen, sorry, echt..."

Da wurde meine Hand gegriffen und mit einem Ruck wurde ich auf die Füße gezogen. Ich prallte wieder mit dem Typen zusammen und musste mich an seinem Oberarm festhalten, um nicht komplett auf ihn zu fallen.

O M G
Wer hatte denn bitte solche Arme? Und jetzt wo ich darüber nachdachte fühlte sich diese Brust auch nach viel harter Arbeit an.

Schnell trat ich einen Schritt zurück.
„Naur naaurr, i am sorry, its completely my fault"
„Hä?"
Ich strich mir endlich die Haare aus dem Gesicht. Ich hatte schon wieder auf Englisch geantwortet. Wie schwer war es denn bitte sich auf koreanisch zu entschuldigen?

„Nichts passiert. Mir geht es gut. Geht es dir gut?", erkundigte ich mich und der Ältere machte einen Satz nach hinten, als hätte er sich an mir verbrannt. Autsch.

„Jaja alles gut, sprichst du jetzt koreanisch oder nicht?"
„Ja ich spreche koreanisch, aber nur sehr wenig. Ich bin erst seit einem Jahr in Korea. Es fällt mir manchmal noch schwer"

Ich lächelte ihn strahlend an. Freundlichkeit kostet nichts, auch nicht gegenüber irgendwelchen unhöflichen Muskelprotzen. Der Junge zwang seine Mundwinkel nach oben und mein Lächeln drohte zu entgleisen.
Alles gut, Felix. Er ist nur so weil er dich noch nicht kennt.

„Mein Name ist Lee Felix", stellte ich mich vor.
„Ppilligsche..."
„Felix", wiederholte ich. Nicht schlimm, ich war daran gewöhnt, dass es für Koreaner nicht leicht war meinen Namen korrekt auszusprechen. Das war nicht seine Schuld und keine böse Absicht.

„Das habe ich gerade gesagt", antwortete der Typ und setzte automatisch „Ich bin Seo Changbin" hinterher.
Das war Seo Changbin? Ich hatte schon andere Trainees tuscheln hören, dass er mit seinen zwei besten Freunden, Bang Chan und Han Jisung, in einer Hiphop Gruppe war. Die Gruppe musste wirklich gut sein, weil sich alle ihnen gegenüber so verhielten, als wären sie die beliebten Kids an einer High School.

Ich lächelte kräftig weiter. Als von Changbin nichts mehr kam, beschloss ich die unangenehme Situation aufzulösen.
„Naja ich muss dann jetzt zu meinem Training, sonst komme ich noch zu spät. Ich freue mich, dich kennengelernt zu haben, Seo Changbin"
Changbin schüttelte plötzlich den Kopf und seine Augen wurden riesig.
„Fuuuuck", rief er und lief an mir vorbei den Flur entlang. Ratlos sah ich ihm nach. Keine Ahnung was in ihn gefahren war.

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Hey ☺️ ich hoffe dir hat das dritte Kapitel gefallen. Hier haben sich die beiden endlich getroffen. Ich wollte nicht dass sie sofort eine Connection haben, sondern dass sie sich beide erstmal komisch bis unsympathisch finden. Ich glaube das hat soweit geklappt...
Naja wird ja nicht lange so bleiben 😌

Bleib gespannt wie es weitergehen wird!

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