Kapitel 35

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Changbin

Mein Kopf nickte automatisch zum Beat und ich sah zu Chan der sein Gesicht verzogen hatte und ebenfalls nickte. Felix rappte gerade ins Mikrofon im Aufnahmestudio. Es lief erstaunlich gut, dafür dass er es noch nicht oft gemacht hatte. Er konnte wirklich gut mit unseren Anmerkungen arbeiten und hatte Ideen, wie man die Musik noch interessanter gestalten konnte. Ich war beeindruckt.

Als Chan ihm einen Daumen hoch zeigte, kam er aus dem Studio und stellte sich hinter meinen Stuhl. Er legte seine Hände auf meine Schultern und begann sie zu massieren. Ich musste ein Stöhnen unterdrücken, weil meine Schultern tatsächlich völlig verkrampft waren.

Chan gab Felix Feedback und ich nickte zu allem was Chan sagte. Felix hatte wirklich gute Arbeit geleistet und ich war sehr stolz auf ihn. Das würde ich ihm später sagen, wenn wir allein waren.

Auf einmal klopfte es an der Tür. Ich blickte Chan an. Die anderen aus unserer Gruppe klopften nicht, also musste es jemand sein, den wir nicht kannten. Ich stand auf und öffnete die Tür.
„Seo Changbin?", fragte ein Herr mittleren Alters. Er trug ein Hemd, welches fein säuberlich in die Anzughose gesteckt war und ein Mitarbeiterausweis hing ihm um den Hals. Diesen Anblick sah man auf unserer Etage eher selten. Anzugträger arbeiteten in den oberen Etagen, was den Spruch „die Karriereleiter hinaufklettern" wörtlich werden ließ.
„Ja?", antwortete ich zögerlich, nachdem ich ihn gemustert hatte.
„Würden Sie bitte mit mir mitkommen? Wir haben etwas mit Ihnen zu besprechen."

Ich blickte über meine Schulter zu Chan, doch dieser schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern. Ich griff nach meinem Rucksack und folgte dem Mann auf den Gang hinaus. Er führte mich wie erwartet in den Fahrstuhl und wir fuhren einige Etagen nach oben. Oben angekommen, stieg er zuerst aus dem Fahrstuhl und ich folgte ihm in ein Büro.

Darin saßen zwei weitere Männer mittleren Alters. Der eine trug einen Anzug, der andere war etwas legerer gekleidet.
Die Männer nickten mir zu, als ich den Raum betrat und ich verbeugte mich ebenfalls. Unschlüssig stand ich herum, bis der Anzugträger auf einen Stuhl wies und mich aufforderte mich zu setzen.

Mein Blick fiel auf einen kleinen Stapel Blätter, der aus einer Mappe herausragte. Mein Herz begann schneller zu schlagen und meine Handflächen wurden feucht. Konnte das ein Vertrag sein? Aber warum war nur ich hier? Hatte Chan ihn schon unterschrieben, uns aber nichts gesagt? Meine Aufregung wuchs mit jeder vergehenden Sekunde und ich rutschte nervös auf dem Stuhl herum.

„Ich will gleich zur Sache kommen, Herr Seo. Wir haben Sie hierher gebeten, da wir uns gerade mit einem Bullying Skandal beschäftigen, der Sie involviert."
Meine Augenbrauen schossen nach oben. Mein Herz sank mir in die Hose, als ich realisierte, dass ich mir falsche Hoffnungen gemacht hatte. Es wäre auch zu schön gewesen, endlich einen Vertrag angeboten zu bekommen.

Dann runzelte ich die Stirn und nickte langsam. „Ja? Und?"
Die beiden Männer wechselten einen Blick und sahen mich anschließend mit zunehmend grimmiger Miene an.
„Herr Seo, da Sie schon seit längerem Teil unseres Trainee-Programmes sind, wissen Sie sicherlich, dass wir für Mobbingfälle keinerlei Verständnis besitzen. Für uns ist es von höchster Priorität, dass unsere Idole als Vorbilder für die Mitglieder unserer Gesellschaft fungieren, weshalb wir durch sie ein Zeichen gehen Bullys jeglicher Art setzen wollen. Uns ist bewusst, dass wir in Südkorea durchaus des Öfteren mit Mobbingfällen konfrontiert sind. Aufgrund dessen müssen wir umso klarere Kante zeigen, wenn es Betroffene in unseren eigenen Reihen gibt und mit einem guten Beispiel dagegen vorangehen."

Der Herr legte eine Sprechpause ein und ich ließ die Worte auf mich wirken. Nach seinem Monolog hatte ich immer noch keinen blassen Schimmer davon, was ich hier eigentlich machte. Ich konnte ahnen, dass Yoorim etwas mit der Sache zu tun hatte, doch wer hatte dem Label davon erzählt?

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