Streetlight

Kapitel 25

Lee Know

Ich saß auf dem Boden des Tanzsaals und beobachtete wie die beiden Schwachköpfe vor mir eine unserer Choreos übten. Sie blödelten herum und Hyunjin fuchtelte gerade wild mit den Armen durch die Luft, was Felix ein schallendes Lachen entlockte. Ich rollte mit den Augen. Heute ging mir ihre Fröhlichkeit noch mehr auf die Nerven als sonst.

Ich öffnete den Verschluss meiner Basecap und schloss ihn wieder, während ich mit den Zähnen knirschte. Konnten sie sich nicht einfach aufs Tanzen konzentrieren? Mussten sie diesen Mist genau hier machen?

Einige Sekunden sah ich noch zu, doch als Felix Hyunjin von hinten umarmte, sprang ich auf.
„Euch war das Training wohl nicht anstrengend genug, hm? Dann können wir noch ein bisschen Krafttraining machen", rief ich und steckte mein Handy an die Musikbox an.

Die beiden wechselten einen teils irritierten teils ängstlichen Blick, nickten dann aber.
Ich schnaubte. Gut, wenn die beiden Angst vor mir hatten. Dann würden sie sich keinen Scheiß bei mir erlauben.

Ich forderte sie auf in die Plank-Position zu gehen und diese zu halten. Ich hatte kein Erbarmen. Wir trainieren bis unsere Muskeln brannten und selbst ich mich kaum noch bewegen konnte. Ich musste sowohl Felix als auch Hyunjin eingeschüchtert haben, denn sie wechselten zwar hin und wieder Blicke, beschwerten sich allerdings kein einziges Mal.

Ich entließ die beiden während ich meine Tanzschuhe gegen normale Sneaker tauschte. Da hörte ich ein Räuspern, welches mich dazu brachte mich umzudrehen.

Mein Blick viel auf Felix, der mich aus großen traurigen Augen ansah. Hyunjin stand einige Schritte abseits, trug allerdings ebenfalls diesen sonderbaren Blick zur Schau. Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränke die Arme. Mein Körper stellte eine stumme Frage.

Da streckte Felix einen Arm aus und legte mir seine Hand auf die Schulter. „Wenn du reden möchtest, dann sind wir für dich da. Wir sind Freunde und ich will, dass du weißt, dass wir dein Bestes wollen..."
Dann strich er mir ein paar Mal über den Rücken bevor er mir zum Abschied auf ebendiesen klopfte und dann mit Hyunjin den Raum verließ.

Meine Aufmerksamkeit folgte den beiden. Was war das gewesen? Warum hatte er mich angefasst? Ich schüttelte den Kopf. Die beiden schienen den Respekt vor mir verloren zu haben, obwohl ich sie heute zu einem unglaublich anstrengenden Training verdonnert hatte. Meine Augenbrauen zogen sich noch mehr zusammen und im Spiegel sah ich, dass sie beinahe eine Monobraue bildeten. „Fuck", murmelte ich und lockerte meine Gesichtszüge. Ich war zwar jung, doch irgendwann würde ich noch Falten bekommen. Ich seufzte und verließ ebenfalls den Tanzsaal um mich auf den Heimweg zu machen.

*
Ich ließ mich auf das Sofa in meiner kleinen Wohnung fallen und rieb mir die Haare trocken, während ich eine Choreo auf meinem Tablet analysierte. Ich hatte beschlossen Elemente aus bekannten Choreos zu übernehmen und in eine eigene zu integrieren, doch dafür musste ich zuerst Recherchearbeit betreiben.

Da klingelte es auf einmal. Mein Kopf fuhr hoch. Ich blickte auf die Tür, als würde sie mir verraten wer dahinter stand, wenn ich nur lange genug starrte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Vielleicht hatte ich jemandem versehentlich erzählt wo ich wohnte, oder aber ich hatte vergessen, dass ich ein Päckchen erwartete.
Wem machte ich was vor...?

Ich schalte das Tablet aus und hängte das Handtuch fein säuberlich über einen Stuhl, während ich mich langsam auf den Weg zur Tür machte. Ein Paketbote hätte schon längst ein zweites oder drittes Mal geklingelt. Vor der Tür angekommen, fuhr ich mir durch das feuchte Haar und verbannte jede Emotion aus meinem Gesicht. Dann öffnete ich sie und sah auf Han Jisung herab, der den Blick stur auf seine Schuhe gerichtet hatte.