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Elian

"Hallo Oma!", rief ich durch das Haus.
"In der Küche!", rief sie zurück.
Als ich die Küche betrat schenkte sie mir ein warmes Lächeln.
"Wie geht es dir, mein Liebling?"
"Gut und dir?"
"Ach ja, ich kann nicht klagen. Ich hab Kekse gebacken. Möchtest du welche?"
"Gerne."
"Gut, lass uns ins Wohnzimmer gehen. Was willst du trinken?"
"Ich such mir was aus dem Kühlschrank."
Während Oma mit den Keksen ins Wohnzimmer ging, öffnete ich den Kühlschrank um eine Flasche Wasser herauszuholen. Dabei fiel mein Blick auf ihren Schlüsselbund.
Warum lag der im Kühlschrank?
"Oma? Wieso liegen deine Schlüssel im Kühlschrank?"
"Ach Gott, da sind die! Ich war heute morgen einkaufen und muss die irgendwie ausversehen mit in den Kühlschrank getan haben.", lachte sie und ich stimmte mit ein.
"Kann ja Mal passieren."
Ich setzte mich auf den Sessel, gegenüber von ihr hin.
"Und wie sieht es in der Schule aus?", fragte sie besorgt.
Oma war die Einzige die von meinen Problemen in der Schule wusste. Und auch von den Problemen zuhause. Das einzige was sie nicht wusste, war dass ich mich selbst verletzte. Und das sollte sie auch nicht wissen. Sie machte sich so schon genug Sorgen.
"Alles wie immer.", antwortete ich ihr nur.
Sie seufzte. "Erzähl es doch den Lehrern."
"Das bringt nichts... Die ganzen Leute halten zusammen und würden mich irgendwie in die Pfanne hauen. Ich schaff das schon."
"Und ich bin immer für dich da, falls es nicht mehr geht. Dann können wir auch zusammen zur Schule gehen und mit Lehrern reden."
"Danke Oma."

(...)

Endlich war die letzte Pause und danach waren es nur noch 2 Schulstunden. Dann konnte ich endlich nach Hause gehen.
Mit einem Tunnelblick lief ich den Flur entlang, damit ich die Blicke der anderen Schüler nicht mitbekam, die sie mir zu warfen. Doch das war mein Fehler, denn ich sah Dominik nicht, welcher an einer Wand lehnte und mir seinen Fuß in den Weg stellte.
Gott sei Dank fiel ich nicht hin, doch ich stolperte und um mich herum fing das Gelächter an.
Okay, tief durchatmen und einfach weiterlaufen. Einfach die Anderen ignorieren und hoffen, dass sich der Boden öffnete.
"Wooowww, da hat ja jemand endlich Mal andere Klamotten an.", lachte Dalia.
"Das wurde ja auch Zeit.", stimmte Levin lachend mit ein, welcher dicht neben ihr stand.
Keine Ahnung ob die beiden ein Paar waren, doch sie passten perfekt zusammen. Sie waren beide unausstehlich. Ich lief einfach weiter und hoffte, dass die Beiden es bei dem Spruch beließen. Tatsächlich war dies auch der Fall. Zu einhundert Prozent lästerten sie noch weiter über mich, aber das kümmerte mich nicht.
Ich war der Erste, welcher in der Klasse ankam. Dies war oft der Fall, denn ich hasste die Pause und versuchte so früh wie möglich in die Klasse zu kommen. So konnte ich die Stille noch kurz genießen und hatte zumindest für ein paar Sekunden eine ruhige Pause.
Nach und nach kamen auch alle Anderen in die Klasse. Ich holte schonmal meine Sachen raus und suchte nach meinen Hausaufgaben. Ich war gestern extra noch länger wach, denn der Lehrer hatte bereits angedroht mir eine sechs zu geben, wenn ich die Aufgaben erneut vergaß.
Ich legte das Heft auf den Tisch, doch schneller als ich reagieren konnte wurde es mir vor der Nase weggeschnappt.
"Na, Hausaufgaben gemacht?", fragte Billy mich und blätterte in dem Heft herum. "Aha, da sind sie ja."
Er riss die Seite vor meinen Augen raus. "Danke dir. Ich hab sie vergessen. Dir macht es ja nichts aus, wenn ich sie nehme. Du bist doch bestimmt so klug und kannst das alles schon aus dem Kopf."
Leise seufzte ich und schaute mich um. Wie immer waren alle Blicke auf mich gerichtet. Und sie lachten. Wie immer.
"Was gibt es hier so zu Lachen?", begrüßte der Lehrer uns.
"Billy hat was total lustiges gemacht.", antwortete Levin. 
Sein lachender Blick ging nochmal zu mir, doch alles was ich in diesem Blick sah war purer Hass.
Levin und Dominik haben damals angefangen mich zu mobben und die anderen Schüler sind alle mit auf den Zug raufgesprungen. Und seitdem hasse ich dieses Leben, was ich gerade führte. Vor dem ganzen Mobbing, war die Schule meine Zuflucht. Meine Flucht weg von zuhause. Und mittlerweile konnte ich nirgends mehr hin fliehen. In der Schule war es Scheiße und zuhause genauso. Die einzige Person in meinem Leben die ich noch hatte war meine Oma. Aber sie hatte schließlich auch nicht jeden Tag Zeit für mich. Sie hatte Freunde mit denen sie sich oft traf. Und das sollte sie auf keinen Fall wegen mir hinten anhängen.
"Elian?"
Die Stimme des Lehrers holte mich aus meinen Gedanken.
"Fang du doch mal an die Hausaufgaben vorzulesen."
Große Scheiße...

Forgive meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt