Elian
"Wie ist das passiert?", fragte ich die Pflegekraft vom Heim in welchem meine Oma untergekommen war.
"Vermutlich ist dies durch ihre ganzen neuen Medikamente gekommen, welche sie nun kriegt für die Hinlauftendenzen und der Unruhe."
"Und was heißt das jetzt?"
"Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Wir haben sie gefunden, als sie gerade den Krampfanfall hatte und konnten nicht viel tun außer den Rettungsdienst zu alarmieren. Rufen Sie doch mal im Krankenhaus an, in welchem sie eingeliefert wurde."
"Okay, danke."
Ich legte auf und steckte mein Handy wieder weg.
Das auch noch. Jetzt lag meine Oma erneut im Krankenhaus. Ich schrieb meinem Onkel schnell eine Nachricht, dass Oma erneut im Krankenhaus lag, aufgrund eines Krampfanfalls und dass ich mich nach der Schule darum kümmern werde. Aber jetzt musste ich erstmal den Schultag um kriegen.(...)
Ich konnte mich wirklich kein Stück auf den Unterricht konzentrieren. Meine Gedanken war nur bei meiner Oma. In der Pause schrieb ich mit Anna, Omas Betreuerin. Sie erklärte mir, dass das Krankenhaus auch davon ausging, dass der Krampfanfall durch die Medikamente kam und dies nochmal mit dem Hausarzt abgesprochen werden müsse. Doch zusätzlich haben sie bei Oma eine Veränderung im EKG festgestellt und diese müsse untersuchen werden. Mehr konnte sie mir auch nicht sagen.
Ich war sehr froh als der Schultag endlich vorbei war und ich ins Krankenhaus gehen konnte. Doch so schnell sollte ich nicht vom Schulhof kommen, denn Dominik und Billy fingen mich ab.
"Na, Schwuchtel. Wo willst du so schnell hin?"
Ich antworte ihm nicht, ich war viel zu eingeschüchtert.
"Ohhh, er hat Angst.", sagte Billy spöttisch. "Er traut sich nicht zu Antworten. Musst du gleich weinen?"
Billy griff grob nach meinem Kinn und hob meinen Kopf hoch. "Ja, er muss wirklich gleich weinen. Armer kleiner Elian."
Er schubste mich, sodass ich kurz ins Schwanken geriet, konnte mich aber Gott sei Dank auf den Beinen halten.
"Wäre lustiger gewesen, wenn er hingefallen wäre.", sagte Dominik und lief einmal um mich herum und blieb dann hinter mir stehen.
Mein Herz raste, da ich nicht wusste zu wem ich jetzt gucken sollte. Zu Dominik oder zu Billy. Egal wie ich mich entscheide, ich würde einem von beiden den Rücken zukehren. Bevor ich weiter nachdenken konnte, wurde ich von Dominik von hinten an den Schultern gepackt und auf den Boden geworfen. Da ich mich mit meinen Händen abstützen wollte, schoss ein ziehender Schmerz durch meine Handgelenke und ein Brennen breitete sich auf meinen Handflächen aus.
"Er ist so ein Schwächling, alter.", lachte Billy.
"Na los, steh auf.", meinte Dominik und zog mich am Rucksack wieder hoch.
Dadurch, dass ich nicht so schnell mein Gleichgewicht wiederfand, schwankte ich etwas nach vorne.
"Bah, komm mir nicht zu nah du Schwuchtel.", sagte Billy angewidert und gab mir einen Tritt gegen das Schienbein, sodass ich wieder ein paar Schritte zurück taumelte.
"Ey, Dominik, Billy.", rief Dalia. "Lasst uns gehen. Hört auf den Looser zu verprügeln."
"Wir haben uns nur die Zeit vertrieben, während wir auf euch gewartet haben. Hat doch Spaß gemacht, oder Elian?", fragte Dominik und zog noch einmal an meinem Rucksack, sodass ich erneut auf den Boden fiel.
Ich schaute hoch und sah nun auch Levin und Emma vor mir stehen. Levin würdigte mich keines Blickes und das tat noch mehr weh, als der körperliche Schmerz, den ich gerade durch den Sturz erfuhr.
"Seid ihr dann soweit?", fragte Levin und sie liefen alle zusammen los.
Ich schluckte schwer, stand langsam wieder auf und klopfte mir den Schmutz von den Händen. Meine Handflächen bluteten leicht, aber das sollte gleich wieder aufhören.
Außerdem hatte ich ganz andere Probleme, ich musste zu meiner Oma.
Da ich kein Geld für einen Bus hatte, lief ich die zwanzig Minuten von der Schule zum Krankenhaus.
Währenddessen schaute ich auf mein Handy und schrieb mit meinem Onkel Stefan. Er bat mich darum ihn anzurufen sobald ich mehr wusste, egal wie spät es war.
Und dann bekam ich noch eine Nachricht von Levin.Levin
Ich weiß ich hätte dir helfen sollen. Ich wollte dir auch helfen, aber ich hab mich nicht getraut. Die Anderen würden Fragen stellen und ich bin noch nicht bereit ihnen irgendwas zu erzählen. Tut mir wirklich leid....
Ich bin ein WichserIch seufzte. Und schrieb ihm schnell eine Nachricht zurück.
Elian
Alles gut. Ich verstehe dasUnd das war nicht mal gelogen. Ich glaubte, dass es nicht leicht für ihn ist, sich selbst einzugestehen, dass er auf Jungs steht. Bei mir hat es auch lange gedauert und es gab einen guten Grund warum ich dies die ganze Zeit verheimlicht habe.
Levins Freunde waren solche Arschlöcher. Wenn Levin es ihnen sagen würde, würden sie ihn wahrscheinlich genauso mobben.
Außerdem habe ich es bis jetzt auch all die Jahre alleine dadurch geschafft, dann schaffe ich das auch weiterhin.
Ich steckte mein Handy wieder weg und betrat das Krankenhaus. Anna hatte mir erzählt auf welcher Station Oma lag.
Ich ging nach vorne zu dem Tresen der Pfleger um zu erfragen in welchem Zimmer meine Oma liegt. Außerdem fragte ich direkt nach, wie es um den Zustand meiner Oma stand.
Die Pflegerin bat mir an, dass sie den Stationsarzt anrufen würde und dieser dann zu mir kam. Diesen Angebot nahm ich dankend an.
Als ich das Zimmer meiner Oma betrat, war sie wach und schaute vom Bett aus, aus dem Fenster.
"Hallo Oma.", begrüßte ich sie.
Sofort schaute sie zu mir und lächelte.
"Oma?", fragte sie. "Also, Anton... So alt bin ich auch noch nicht."
So schwer es mir auch fiel, ich wusste, dass ich mitspielen musste. Denn für sie, war alle was sie sagte gerade Realität.
"Ja, stimmt.", sagte ich und lächelte gespielt.
"Anton, wo bin ich gerade eigentlich?"
"Du bist im Krankenhaus."
"Krankenhaus... Wieso das denn?"
"Weil du einen Krampfanfall hattest. Der Arzt kommt gleich und spricht einmal mit uns wie es jetzt weiter geht."
"Ja, das ist gut. Und wie war die Schule?"
"Die war ganz gut."
Ich wünschte Oma wäre noch die Alte. Dann würde ich ihr erzählen wie es wirklich war. Ich würde ihr von Levin erzählen und davon, dass ich langsam aber sicher Gefühle für ihn entwickle und dass ich das Gefühl habe, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht.
"Wo ist denn Stefan? Hat der noch länger Schule?"
"Ja, der hat noch ein paar Stunden Schule."
"Und kommt ihr alleine zurecht?"
"Ja, das kriegen wir hin."
Plötzlich klopfte es an der Tür und der Arzt kam rein.
"Hallo, sind Sie der Enkel?"
"Ja, genau."
"Freut mich. Halangk ist mein Name, ich bin der Stationsarzt diese Woche."
Er ging einmal an dem Bett meiner Oma vorbei und setzte sich auf die Fensterbank, um auf Augenhöhe mit mir zu sein.
"Ihre Oma hatte vor ein paar Stunden einen erneuten Krampfanfall. Wir haben ein Notfall CT angefordert und bei diesem kam heraus, dass die Krampfanfälle nicht durch die neuen Medikamente ausgelöst werden, wie wir Anfangs gedacht haben. Tatsächlich haben wir eine große Metastase im Gehirn ihrer Großmutter gefunden, welche die Krampfanfälle erklären könnte."
Metastasen? Davon hatte ich bereits gehört.
Metastasen entstehen, wenn ein Krebs bereits gestreut hat.
"Bedeutet das, dass Oma Krebs hat?"
"Leider ja. Wir haben noch ein paar Untersuchungen angeordnet um zu schauen wo der Krebs nun genau ist. Aber ich möchte ehrlich zu Ihnen sein..."
Der Arzt machte eine dramatische Pause.
"Es sieht nicht gut aus..."
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Forgive me
RomanceIn der Schule fällt Elian immer wieder zum Opfer der Mobbingattacken von Levin und seiner Clique. Auch zuhause kann er sich nicht zurückziehen, denn seine Eltern hassen ihn, weil er schwul ist. Die einzige Möglichkeit seinem Leben für einen kurzen M...