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Elian

Auch wenn es schon geklingelt hatte saß ich noch kurz in der Bibliothek und dachte an den Abend, welchen Levin gerade erwähnt hatte und was er dort zu mir sagte.

"Ich glaube du bist echt korrekt. Willst du Mal was unternehmen?"
"Außerdem...", fing er den Satz wieder an. "Außerdem brauch ich deine Hilfe..."
 "Lass uns das klären, wenn ich nüchtern bin. Nicht so... Und nicht hier..."

Langsam stand ich auf und packte meine Sachen zusammen um zum nächsten Unterricht zu laufen.
Er brauchte meine Hilfe? Damit meinte er doch bestimmt die Biologiearbeit oder? 
Wussten wir zu dieser Zeit denn schon, dass wir die Arbeit schreiben? Ich glaube nicht.
Er brauchte also noch mit einer anderen Sache meine Hilfe? Wieso konnte er mich nicht in Ruhe lassen. Er verwirrte mich wirklich...
"Da bist du ja!", rief Billy mir zu und stellte sich vor mich hin, weswegen ich gezwungen war stehen zu bleiben.
"Wir bräuchten dann einmal unsere Hausaufgaben.", meinte Dominik welcher neben Billy auftauchte.
Na toll. Jetzt stand ich hier und hatte ihre Aufgaben nicht. Wie sollte ich das erklären? Sie würden mir niemals glauben. Also sagte ich einfach nichts und starrte auf den Boden.
"Alter, jetzt sag nicht, dass du die nicht hast.", sagte Dominik drohend.
"Du willst auf die Fresse haben oder? Du Wichser?!", schrie Billy mich an. "Gut. Wenn du so willst. Wann fängt der Unterricht an?"
"Zwei Minuten. Aber der dumme Lehrer kommt doch eh immer später.", meinte Dominik.
"Perfekt. Zwei Minuten reichen mir schon um dir die Fresse einzuprügeln und auf dich zu spucken."
"Aber das filmen wir, wenn wir auf ihn spucken. Junge, das Video wird zu lustig.", lachte Dominik.
Super, Levin... Danke für gar nichts. Wo ist dieses Versprechen hin, dass die beiden mir nichts tun? 
Billy packte mich an meinen Pullover. 
Und Levin stand nun wahrscheinlich in irgendeiner Ecke und lachte sich den Arsch ab. Weil er mein Vertrauen ausgenutzt hatte.
Ich hätte es wissen müssen. Natürlich hätte ich das wissen müssen. Ich bin so unfassbar naiv und dumm.
"Du Weichei. Nach dieser Abreibung wirst du elendig heulend zu deiner Mami rennen.", drohte Billy.
Er hob seine freie Faust und automatisch schloss ich die Augen. Dann merkte ich plötzlich wie Billy von mir weggerissen wurde.
Ich öffnete die Augen und sah Levin vor mir stehen. "Verpiss dich von ihm.", sagte er ruhig aber drohend.
"Bro, er hat unsere Aufgaben nicht! Dieser Schwuchtel muss mal gezeigt werden wer hier das Sagen hat."
"Mach deine scheiß Aufgaben selber!", schrie er jetzt.
Er stellte sich schützend vor mich hin, damit Dominik nicht auf dumme Gedanken kommen konnte.
"Was ist falsch mit dir?", meinte Dominik. "Spielst du jetzt den Beschützer?"
"Verpisst euch jetzt und handelt euch den Anschiss vom Lehrer ein. Denn anders als ihr, habe ich meine Aufgaben selbst gemacht."
"Alter, bist du drauf?", meinte Billy.
"Wenn du keinen auf die Fresse haben willst, dann hörst du jetzt auf mit deinem Gelaber und gehst!"
Dominik und Billy schauten Levin verwirrt an, gingen aber.
Seufzend drehte er sich zu mir um.
"Alles okay?"
Ich nickte. "Danke."
"Kein Problem. Haben sie dir was getan?"
"Nein."
"Sorry, ich wäre eher gekommen aber ich wurde aufgehalten."
Es wundert mich, dass er überhaupt gekommen ist.
"Lass uns zum Unterricht gehen, bevor wir zu spät kommen."
Und so liefen wir zusammen los. Ja, zusammen. Ich würde mir selbst nicht glauben, wenn ich es gerade nicht erleben würde. Levin lief neben mir und redete mit mir als wären wir Freunde.
"Nach dem Tag beim Kiosk hatte ich übrigens den Kopf meines Lebens. Ich sags dir noch einen Drink mehr und ich hätte mir die Seele aus dem Leib gekotzt. Oder wäre gestorben... Das Auto hätte mich so platt gemacht, wärst du nicht gewesen."
"Dann ist kotzen besser."
Levin lachte. "Ja, auch wenn sich das manchmal so anfühlt als würde man sterben. Nach dem Abend hab ich mir geschworen nie wieder Alkohol zu trinken. Und weißt du was ich nächstes Wochenende gemacht habe? Alkohol getrunken. Ich glaube, ich hab mittlerweile keine Leber mehr."
Ich erwischte mich selbst dabei wie ich ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte. 
Als wir das Klassenzimmer betraten waren alle Blicke auf uns gerichtet. Und nun hoffte ich, dass der Boden aufging. Schnell lief ich zu meinem Platz und setzte mich hin, während Levin zu seinen Leuten lief, die ihn immer noch so ansahen, als wäre er ein Alien.

Levin

"Hast du keinen Hunger?", fragte meine Mutter mich, da ich nur in dem Essen rumstocherte.
"Nicht wirklich."
"Wirst du krank?"
"Denke nicht."
"Iss noch ein wenig."
"Nein."
"Aber du musst doch noch etwas essen."
"Ich hab aber kein Hunger!", fuhr ich meine Mutter an.
Und im nächsten Moment tat es mir wieder leid. Ich hatte im Moment so eine kurze Zündschnur und schon die kleinsten Sachen regten mich total auf.
Wortlos stand ich vom Tisch auf, holte meine Sporttasche aus meinem Zimmer und ging zum Fitnessstudio. Ich musste jetzt dringend den Kopf frei kriegen.
Okay, eigentlich brauchte ich Hilfe. Ganz dringend. Denn ich fraß diese eine Sache, die mir Kopfschmerzen bereitete nur weiter in mich hinein. 
Beim Fitnessstudio angekommen, ging ich als erstes auf das Laufband um mich ein wenig warm zu machen. Ich versuchte mich nur auf meine Musik zu konzentrieren. Doch da dies nicht wirklich klappte gab ich mir nun Mühe die Leute die am Fitnessstudio vorbeiliefen zu beobachten. Aber egal was ich versuchte, es brachte gar nichts. Meine ganze Konzentration war woanders und das machte mich wütend.
"Komm da runter.", sagte plötzlich eine Stimme und ich sah, dass Aaron neben dem Laufband stand. Er war mein Trainer und ich kann mich immer auf ihn verlassen, wenn ich was habe.
"Wieso?", fragte ich und merkte, dass ich schon ziemlich aus der Puste war.
"Weil du total unregelmäßig atmest und mir hier gleich umkippst."
Leicht genervt schaltete ich das Laufband wieder aus und ging von diesem runter. Und ja, er hatte mal wieder Recht. Ich spürte bereits jetzt, dass ich total außer Atem war.
"Was ist denn los? So unkonzentriert hab ich dich noch nie gesehen."
Ich seufzte. "Keine Ahnung. Irgendwie sind meine Gedanken woanders."
"Stress zuhause?"
Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Oder liegt es an einem Mädel?"
"Nee."
"Naja, wie auch immer. So kommst du mir nicht an die Geräte. Geh spazieren oder so. Aber tu mir den Gefallen und komm wieder, wenn du einen klaren Kopf hast. Ich hab wirklich kein Bock einen Rettungswagen rufen zu müssen."
"Ja, du hast Recht. War dumm her zukommen."
"Und wenn was ist, sag Bescheid. Wir können ganz belanglos über alles reden."
"Danke."
Ich weiß, dass ich mit Aaron über alles reden konnte. Das musste ich sogar, damit ich konzentriert beim Sport bleibe. Doch über diese Sache konnte ich mit niemanden reden. 
Mit fast niemanden...

Forgive meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt