Elian
"Es kam schleichend. Erst tranken sie nur Abends Alkohol. Doch als meine Eltern beide ihre Jobs verloren wurde es immer schlimmer. Der Alkohol macht sie aggressiv. Und seitdem sie wissen, dass ich auf Jungs stehe, lassen sie ihre ganze Wut an mir aus. Ich bin derjenige der den Haushalt macht und der für sie einkaufen geht. Am Anfang hab ich das aus Mitleid getan und ich dachte, dass meine Eltern bald aus ihren Tief wieder rauskommen, sich neue Arbeitsstellen suchen und den Alkohol den Rücken kehren. Aber so kam es nie. Sie haben sich daran gewöhnt, dass ich alles für sie tue. Und wenn ich das nicht tue, dann rasten sie aus. Mein Dad hat bei der Testamentseröffnung von meiner Oma nichts erhalten. Meine Oma wusste, was für ein Arsch er ist. Und seitdem hasst er mich noch mehr als sowieso schon. So schlimm wie er gestern ausgerastet ist, ist er noch nie ausgerastet..."
Levin und ich waren beide seit 5 Uhr wach. Keiner von uns konnte aufgrund der gestrigen Situation wirklich gut schlafen.
Ich bin wirklich erleichtert, dass ich Levin nun alles erzählt habe. Endlich fühlte ich mich ein wenig befreiter.
"Du wirst da nie wieder hingehen.", sagte Levin und strich mir sanft durch die Haare. "Du bleibst erstmal hier, okay?"
"Sicher...?"
"Aber sowas von. Du hast deinen Vater doch gehört. Er will dich umbringen wenn du das nächste Mal wiederkommst."
Ich nickte. Mittlerweile traute ich meinem Vater auch Mord zu.
Levins Hände wanderten von meinen Haaren, über meinen Nacken zu meinen Schultern und weiter zu meinen Handgelenken. Schmerzhaft zuckte ich zusammen, als er diese griff.
Levin merkte dies anscheinend, denn er schob meine Ärmel vom Pullover hoch. Mein Handgelenk war durch den Griff meines Vater lila und blau geworden.
"Scheiße...", flüsterte Levin.
Ich schob meinen Ärmel wieder über mein Handgelenk. Diese blauen Flecken erinnerten mich an gestern. Und ich wollte mich so wenig wie möglich an gestern erinnern.(...)
Levin machte in der Schule kein Geheimnis mehr daraus, dass wir zusammen waren. Nur, wenn seine Schwester uns entgegenkam war er noch etwas vorsichtig.
Verständlich. Seine Eltern wussten schließlich auch noch nichts von uns. Und ich weiß wie schwer es ist seinen Eltern sowas zu erzählen. Ich nachhinein hätte ich mich vielleicht niemals outen sollen.
"Also, kommst du nachher mit?", fragte Levin mich. "Zum Basketballtraining?"
"Ja, hab ich dir doch schon gesagt.", antwortete ich ihm lachend.
Es war gerade Pause und wir saßen zusammen in einer stillen Ecke. Ich saß auf Levins Schoß, während seine Hände um meinen Bauch ruhten.
"Ich wollte nur nochmal sicher gehen. Nach gestern dachte ich, dass du vielleicht Ruhe haben willst."
"Nein. Ein wenig Ablenkung tut gut. Und außerdem... Naja ich kenne meinen Vater ja nicht anders."
"Mhm... Stimmt..."
"Ach du heilige Scheiße!", hörten wir plötzlich eine Stimme rufen.
Levin und ich schauten beide nach vorne und sahen, dass Dominik und Billy geradewegs auf uns zukamen.
"Was ist nicht richtig mit dir, Levin?", fragte Dominik. "Bist du ne Schwuchtel oder, was?"
"Und? Selbst wenn? Was juckt euch das?", fragte Levin.
"Junge, das hätte ich niemals von dir gedacht.", meinte Billy. "Wirst du jetzt genauso ein Weichei wie Elian oder was?"
Ich rutschte langsam von Levins Schoß runter und Levin stand auf um den beiden gegenüberzutreten.
"Die einzigen Weicheier die ich hier sehe, seid ihr beide.", meinte Levin. "Und ich schwöre euch, wenn ihr noch so einen dummen Spruch gegen Elian bringt, kassiert ihr beide."
Billy fing an zu lachen. "Du kannst dich doch jetzt sowieso nicht mehr richtig prügeln."
"Ist so. Oder kommst du jetzt mit einem Regenbogenschwert an?", lachte auch Dominik.
"Sorry Levin. Aber wenn du jetzt so bist, dann wollen wir beim besten Willen nichts mehr mit dir zu tun haben."
"Na Gott sei Dank.", sagte plötzlich eine weibliche Stimme hinter Dominik und Billy.
Emma stellte sich zu Levin und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Wir wollen nämlich auch nicht mit solchen intoleranten, dummen Arschlöchern wie euch befreundet sein."
"Dein Ernst Emma?", fragte Dominik geschockt. "Jetzt stärkst du ihm auch noch den Rücken? Du weißt doch wie wir über Elian denken. Und jetzt auch über Levin."
"IHR denkt so. Ich nicht. Und im Gegensatz zu euch lernt Levin aus seinen Fehlern und wird erwachsen. Das solltet ihr auch werden, dann wärt ihr nicht so intolerant und würdet eure Mitmenschen akzeptieren.
"Ich akzeptiere vieles. Aber einen schwulen Levin kann ich nicht akzeptieren. Was ist denn, wenn der sich plötzlich in mich verknallt?"
"Jetzt verpisst euch einfach.", meinte Levin und trat einen Schritt nach vorne. Doch Emma hielt ihn mit einem ausgestreckten Arm zurück.
"Ihr seid so dumm, das tut wirklich weh.", meinte sie dann.
"Ey, wenn Dalia davon erfährt...", sagte Billy kopfschütteln.
"Soll sie doch.", meinte Emma. "Wenn sie genauso denkt wie ihr, dann war sie eine scheiß Freundin."
"Ihr tickt echt nicht mehr ganz sauber.", meinte Dominik kopfschüttelnd und die beiden verschwanden.
Emma und Levin setzten sich zu mir und Levin nahm meine Hand in seine.
"Alles okay?", fragte er, da er meinen betrübten Blick sah.
"Ich will nicht, dass ihr wegen mir eure Freunde verliert..."
"Sie waren nie unsere Freunde.", sagte Emma sofort. "Ich meine, wären sie unsere Freunde, würden sie eure Beziehung akzeptieren."
"Emma hat Recht. Scheiß auf die. Ich brauche solche Leute nicht in meinem Leben."
"Und außerdem haben wir doch uns. Das reicht doch.", meinte Emma und rempelte mich sanft mit ihrer Schulter an. Ich schaute zu ihr hoch und sie schenkte mir ein leichtes Lächeln.
"Elian begleitet mich heute zum Basketballtraining. Willst du auch mitkommen? Da sind ein paar hübsche Typen für dich."
"Spielt ihr oberkörperfrei?", fragte Emma.
"Ähm... Nein?", antwortete Levin verwirrt.
"Wäre aber schon interessanter dann.", erwiderte ich.
"Ja oder?", stimmte Emma mir zu.
"Ihr seid komisch.", sagte Levin lachend.
"Ich komme mit. Aber wehe die Typen da sind nicht hübsch. Dann werde ich dir das ewig vorhalten."
"Das macht sie wirklich.", flüsterte Levin mir ins Ohr, weswegen ich lachen musste.
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Forgive me
RomanceIn der Schule fällt Elian immer wieder zum Opfer der Mobbingattacken von Levin und seiner Clique. Auch zuhause kann er sich nicht zurückziehen, denn seine Eltern hassen ihn, weil er schwul ist. Die einzige Möglichkeit seinem Leben für einen kurzen M...